Aktuelles vom Para Radsport im Deutschen Behindertensportverband
Bahn-WM in Rio: Para Radsportlerin Maike Hausberger glänzt mit vier Medaillen
Ohne Weltmeistertitel, aber mit vier Edelmetallen und acht Top-5-Platzierungen im Gepäck kehrt das deutsche Para Radsport-Team von der Bahn-WM im brasilianischen Rio de Janeiro (16.–19. Oktober) zurück. Die herausragendste Athletin des deutschen Quartetts war die Triererin Maike Hausberger, die in der Startklasse C2 mit einmal Silber und dreimal Bronze alle deutschen Medaillen einfuhr.
Bereits am ersten Wettkampftag sicherte sich Hausberger Bronze im 1000-Meter-Zeitfahren – ein Rennen, das Premiere im WM-Programm feierte. „Es war das erste Mal, dass wir die 1000 Meter im Wettkampf gefahren sind. Wir wussten nicht, was die anderen draufhaben. Das war extrem spannend“, sagte Hausberger. „Es war ein enges Rennen bis zum Schluss und ich bin zufrieden mit meiner Leistung.“ Hausberger stand gemeinsam mit ihrer Dauerrivalin Flurina Rigling (Schweiz) und der erfahrenen Lokalmatadorin Sabrina Custódia da Silva (Brasilien) auf dem Podium. Es folgten Silber im Scratch der Klassen C1-2 und zwei weitere Bronzemedaillen im Sprint sowie im Elimination-Rennen am Abschlusstag - Für Hausberger waren das die Bahn-WM-Medaillen sechs, sieben und acht. Die 30-jährige Athletin des RV Offenbach setzte damit ihre beeindruckende Erfolgsserie fort: Bei den Paralympics in Paris 2024 hatte sie bereits Bronze auf der Bahn und Gold im Einzelzeitfahren auf der Straße gewonnen. Auch bei der Straßen-WM in Belgien vor wenigen Wochen holte sie Silber und Bronze.
„Für mich war das eine erfolgreiche WM. Sie hat gezeigt, wo wir als Athletinnen stehen. Die kräftezehrende Saison ist nun vorbei, im nächsten Jahr geht es für mich darum, das letzte Quäntchen herauszukitzeln, das vielleicht noch zu einem Titel fehlt“, so Hausberger. Nach einer herausfordernden Zeit – auch in privater Hinsicht – blickt sie nicht nur optimistisch in die Zukunft: „Ganz zufrieden bin ich nicht. Ich wünsche mir, dass ich wieder mehr Leichtigkeit im Training und im Wettkampf finde, um mit freiem Kopf noch mehr Kraft für die sportlichen Höchstleistungen zu haben.“
Der deutsche Para Radsport-Bundestrainer Gregor Lang fand nur lobende Worte für die Leistungen der Athletin: „Maike hat hier richtig abgeliefert, großes Kompliment dafür. Sie hat gezeigt, dass sie sehr breit aufgestellt ist. Leider hat es nicht zu einem WM-Titel und damit zu einem Regenbogen-Trikot gereicht. Aber gegen die Schweizerin Rigling ist aktuell kein Kraut gewachsen.“ Mit dem Abschneiden des deutschen Teams insgesamt haderte er: „Von den Jungs hatte ich mir vor allem in den Scratch- und Elimination-Rennen mehr erwartet. Daran müssen wir arbeiten. Manchmal waren es Kleinigkeiten, die gefehlt haben und mit etwas Glück hätten wir mehr Medaillen holen können. Die vierten Plätze von Manuel Korber zum Beispiel zeigen, dass mehr drin war“, so Lang. „Aber ein Fehler im Rennen ist auf diesem Niveau leider einer zu viel.“
Der 36-jährige Korber vom BSV München verpasste in der C3-Klasse bei all seinen Finalläufen knapp das Podium – über die 1000 Meter, im Scratch, im Sprint und im Elimination-Rennen. „Meine Gefühle sind etwas zweigeteilt. Einerseits bin ich happy mit vier vierten Plätzen gegen starke Konkurrenten. Bis dato war mein bestes WM-Ergebnis Platz sieben. Auch meine Zeit auf 1000 Meter konnte ich um fast eine Sekunde verbessern“, sagte Korber. „Auf der anderen Seite habe ich die große Chance liegenlassen, eine Medaille mitzunehmen.“ Fabian Döring (C4) aus Freiburg wurde Fünfter über 1000 Meter, Siebter im Sprint, Sechster im Elimination-Rennen und Siebter im Scratch. „Ich hatte ein bisschen Pech im Scratch und Elimination-Rennen, da hätte eine Medaille drin sein können, aber bei Massenstarts ist es immer schwierig, wenn man nach dem Start direkt schlecht platziert ist, dann wird es hinten raus schwer. Trotzdem werte ich die WM als persönlichen Erfolg“, sagte Döring.
Der Bundestrainer lobte die Leistung seiner Schützlinge im Team Sprint am letzten Wettkampftag, bei dem Hausberger, Döring und Klinge mit persönlicher Bestzeit auf Rang fünf fuhren. „Die Wechsel haben perfekt funktioniert, das war eine sehr gute Teamleistung. Damit haben wir auch ein Zeichen an die internationale Konkurrenz gesetzt.“
In den Elimination-Rennen kam es gleich zu mehreren Stürzen. Die Wettkampfform steht im paralympischen Sport wegen der hohen Kollisionsgefahr zunehmend in der Kritik, ist aber Teil des Wettkampfprogramms der Paralympics. Die deutschen Athlet*innen kamen unbeschadet davon. Jakob Klinge (C5) zeigte eine starke Leistung und wurde Siebter – und blieb trotz einiger Zusammenstöße im Teilnehmerfeld unverletzt. „Es war ein sehr nervöses und hektisches Ausscheidungsrennen. Abgesehen davon, dass mein Vorderrad etwas abbekommen hat, bin ich ganz gut durchgekommen. Platz sieben ist in Ordnung, aber überwältigt bin ich davon nicht.“ Immerhin gelang es Klinge in Rio, über die 200 Meter mit fliegendem Start persönliche Bestzeit zu fahren, auch wenn das am Ende nur Rang acht bedeutete.
Den WM-Medaillenspiegel führten die Top-Nationen Australien (13 Athlet*innen) und Großbritannien (14 Athlet*innen) mit deutlichem Vorsprung an. Deutschland landete im hinteren Mittelfeld. „Diese Nationen sind mit sehr großen Teams angereist und haben ihre Chance genutzt, möglichst viele Titel zu gewinnen“, sagte Lang. Der Blick des deutschen Teams richte sich auf die Zukunft: „Unser Fokus liegt mittel- und langfristig darauf, die jungen Talente weiter aufzubauen, das betone ich immer wieder. Wir wollen uns für die anstehenden Weltcups und letztlich die Paralympics 2028 stark aufstellen. Hier in Rio haben wir viel gelernt.“
Das deutsche Aufgebot für die Para Radsport-WM auf der Bahn in Rio:
Maike Hausberger (30 / Trier / RV Offenbach / C2), Fabian Döring (39 / Freiburg i. Br. / RV Concordia Reute / C4), Jakob Klinge (29 / Erlangen / RC Herpersdorf / C5), Manuel Korber (36 / Mallersdorf / BSV München / C3)
