Aktuelles vom Para Bogensport im Deutschen Behindertensportverband
Heimspiel für die Para Bogenschützen
Am 17. und 18. August findet erstmalig ein Europacup Finale im Para Bogenschießen statt – zur Freude der deutschen Athletinnen und Athleten in Wiesbaden. In drei Klassen gehen Europas besten Para Bogenschützen auf dem Bowling Green an den Start. Uwe Herter und Selina Hahn vertreten dabei die deutsche Flagge.
Normalerweise schießen die Para-Bogensportler auf abseits gelegenen Plätzen vor einer Handvoll Zuschauer. In Wiesbaden stehen oder sitzen sie im eigens errichteten Stadion – wie im Vorjahr bei den Deutschen Meisterschaften – auf der Schießlinie. In Wiesbaden gehen 31 Athleten in drei Wettkampfklassen an den Start: Herter schießt in der Klasse W1 (für Recurve und Compound), „der Klasse mit den Rollstuhlfahrern, die an Armen und Beinen behindert sind und bei denen zusätzlich die Rumpfstabilität beeinträchtigt ist.“ Seit einem Fahrradunfall 1998 ist der 58-Jährige auf einen Rollstuhl angewiesen, schon bald entdeckte er das Bogenschießen für sich: „Ich hatte großen Gefallen am Bogenschießen. Und diese „Sucht“ hält bis heute an. Ich kann es nicht in Worte fassen, was mich daran fasziniert, aber es zieht mich in jeder freien Minute immer noch auf den Bogenplatz“, so Herter. Zumal ihm der Sport auch hilft: „Mein Training ist eigentlich eine Therapie: Durch das Spannen des Bogens richte ich meinen Körper, auf und das ist eine gute Übung für die fast nicht mehr vorhandene Rumpfstabilität. Bogenschießen trägt somit zu meinem körperlichen Wohlbefinden bei.“
Hahn startet im Compound Open, zudem gibt es noch die Klasse Recurve Open. Die 20-Jährige ist noch relativ neu dabei und schießt erst seit zwei Jahren mit dem Compoundbogen, nachdem sie zuvor mit dem Recurvebogen auf Ringejagd ging. Hahn, die durch das „Larsen-Syndrom“ („Meine Beine sind in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und nicht normal gewachsen“) beeinträchtigt ist, schießt im Stehen: „Da ich aber mit beiden Beinen und dem Rumpf nicht wirklich stabil bin, ist mein ganzer Bewegungsablauf und das Schießen deutlich instabiler als bei einem „normalen“ Schützen. Vor allem bei Wind wird mir das zum Nachteil, da ich dort viel deutlicher Probleme mit dem Stand habe“, erklärt sie. Auch sie genießt ihren Sport, „der für mich einen Ausgleich zum Alltag mit Universität und Arbeit bedeutet. Die Konzentration gilt hier ganz allein dem Bewegungsablauf, und man kann vom Alltag abschalten.“
„Für Selina ist es super, dass sie in Wiesbaden mitschießen kann. Sie ist noch sehr jung und zeigt aber immer wieder, dass sie großes Potenzial hat. Neben viel Training ist da auch Wettkampferfahrung ein wichtiger Faktor in der Weiterentwicklung“, berichtet der Cheftrainer Mathias Nagel.
Um in der Spitze anzukommen und mitzuhalten, tun beide viel: „Wenn es mein Terminkalender erlaubt, sitze ich auf dem Bogenplatz und lasse die Pfeile fliegen. Das ist im Sommer drei bis sieben Mal die Woche“, berichtet Herter. Bei Hahn ist es ähnlich, „sechs Mal die Woche trainiere ich, davon drei Mal Kraft und Ausdauer und drei Mal Schießtraining.“
Quotenplätze für die Paralympischen Spiele in Tokio 2020 werden bei den Finals nicht ausgeschossen. Nachdem Maik Szarszewski dem deutschen Team bei der WM im Mai bereits einen Quotenplatz gesichert hatte, gibt es im Frühjahr und Sommer 2020 noch zwei weitere Turniere, die über das Teilnehmerfeld der Paralympics entscheiden.
Am 17. und 18. August starten die Wettkämpfe jeweils um 10.30 Uhr in Wiesbaden. Der Eintritt ist frei und es wäre schön, wenn zahlreiche Zuschauer die tollen Leistungen der europäischen Bogen-Elite sehen würden.
Quelle: Deutscher Schützenbund Ergänzungen DBS