Aktuelles vom Para Dressursport
Para Dressursport-DM: Titel für Dresing und Mispelkamp
Bei den deutschen Meisterschaften im Para Dressursport in München-Riem haben Heidemarie Dresing und Regine Mispelkamp ihre Titel erfolgreich verteidigt. Erstmals wurden in München die Titel gradeübergreifend vergeben. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
Zum dritten Mal nach 2019 sind in München im Rahmen der Pferd International die deutschen Meistertitel im Para Dressursport vergeben worden. 2020 und 2021 fielen die Meisterschaften pandemiebedingt aus. Neu war in diesem Jahr: Statt fünf wurden nur zwei Titel vergeben, einer in den Grades I bis III sowie ein weiterer in den Grades IV und V. Mit einem Gesamtergebnis von 156,99 Punkten hat Grade II-Reiterin Heidemarie Dresing ihren Vorjahrestitel nicht nur verteidigt, sondern sich an der Spitze gleich dreier Grades behauptet. Mit ihrem neuen Pferd Horse24Dooloop erzielte die Architektin aus Rheda-Wiedenbrück in der ersten Wertungsprüfung 77,056 Prozent und verpasste in der Kür nur um ein Haar ihr Traumziel von 80 Prozent.
Die Silbermedaille gewann Melanie Wienand und feierte damit ihren bislang größten Erfolg im Para Dressursport. Die 43-jährige Osnabrückerin, die nach einem Unfall vor einigen Jahren in Grade III startet, und ihr Lemony’s Loverboy kamen in der ersten Wertungsprüfung auf 72,889 Prozent und sammelten dank ihres Kürergebnisses insgesamt 149,267 Punkte. Bronze holte Martina Benzinger. Die Rudolstätterin erzielte mit ihrer Schimmelstute Nautika das zweitbeste Ergebnis in der ersten Wertungsprüfung (72,917 Prozent) und war auch insgesamt die Beste innerhalb ihres Grade I. Mit ihrem Kürergebnis von 75,678 Prozent kam sie jedoch nicht ganz an Wienand heran. Benzingers Endstand: 148,595 Punkte. Das Damen-Trio verwies Steffen Zeibig auf den vierten Platz. Der mehrfache Para Championatsreiter aus Arnsdorf erritt in der ersten Wertungsprüfung 71,222, so dass am Ende trotz der zweitbesten bewerteten Kür (76,901 Prozent) insgesamt nur 148,123 Punkte heraussprangen – knapp zu wenig fürs Podium.
„Wir haben in einzelnen Grades oft nur sehr kleine Starterfelder. Wer darin startet, hat im Grunde schon fast automatisch eine Medaille sicher. Das mindert natürlich etwas die Wertigkeit einer Meisterschaft. Durch die Zusammenlegung wird die deutsche Meisterschaft nicht nur spannender, sondern auch aussagekräftiger“, begründete Dr. Jan Holger Holtschmit, Vorsitzender des Para Beirats des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), den neuen Modus.
Vierter Meistertitel für Regine Mispelkamp
Der Meistertitel in den Grades IV und V für Reiter*innen mit geringeren Einschränkungen ging an die Dritte der Paralympics 2021 in Tokio, Regine Mispelkamp aus Geldern. Die Pferdewirtschaftsmeisterin stieg wie Dresing mit 74,253 Prozent gleich in der ersten Wertungsprüfung hoch ein und setzte in der Kür noch eins drauf: 79,533 Prozent. Insgesamt bedeutete dies 153,787 Punkte und ihre mittlerweile vierte nationale Goldmedaille.
Das Rennen um Silber machte WM-Reservistin Isabell Nowak aus Apelern, die wie Regine Mispelkamp in Grade V startet und ebenfalls zwei Pferde in München an den Start brachte. Das bessere Ergebnis erzielte sie mit Siracusa OLD: 146,671 Punkte, davon 70,746 für die erste Wertungsprüfung und 75,925 Prozent für die Kür. Im vergangenen Jahr war sie ebenfalls Vizemeisterin. Knapp dahinter landete der erst 20-jährige Noah Kuhlmann aus Rielasingen-Worblingen. Er war im Ponysattel erfolgreich, bevor eine unheilbare neurologischen Krankheit bei ihm entdeckt wurde. Seit vergangenem Jahr ist er mit seinem Rheinländer Hengst Staatslegende im Para Dressursport in Grade IV aktiv und erzielte gerade erst beim CPEDI Mannheim sein bisher bestes Ergebnis in der Kür. Mit 75,667 Prozent blieb er München nur knapp dahinter, zusammen mit 70,135 Prozent in der ersten Wertungsprüfung errechneten sich für ihn 145,802 Punkte.
„Es war sehr erfreulich zu sehen, dass sich das Niveau gerade im Spitzenniveau im Vergleich zum letzten Jahr gesteigert hat. Diesen Eindruck hatten auch die internationalen Richterkollegen, die diese DM bewertet haben. Es sieht aus, als seien wir insgesamt auf einem guten Weg, um wieder den Anschluss an die Weltspitze zu erreichen“, bilanzierte Holtschmit.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier mit fn-press/Hb