Aktuelles vom Para Eishockey im Deutschen Behindertensportverband
„Ihr Spiel lebt vom Teamgeist“
Willi Struwe ist einer von zwei deutschen Lokführern mit einer Prothese - und passionierter Spieler beim Para-Eishockeyclub Berlin. Vor dem Paralympics-Qualifikationsturnier in Berlin schätzt er die Chancen der deutschen Nationalmannschaft ein und erklärt, was für ihn die Faszination am Para Eishockey ausmacht.
Ich traue den Deutschen den Sieg zu und hoffe, dass sie bestmöglich abschließen. Natürlich werde ich die Daumen drücken, nachdem sie bei der B-Weltmeisterschaft echt gut abgeschnitten haben. Als ich sie zuletzt bei der B-WM in Berlin 2019 gesehen habe, wurden sie Vierter hinter den Russen, Slowaken und Chinesen. Das waren echt starke Gegner und es ist klasse, dass die Deutschen jetzt wieder in die A-Gruppe aufgestiegen sind. Ich würde es ihnen daher echt gönnen, aber es wird spannend. Norwegen und Italien sind vielleicht favorisiert, aber ich schätze auch die Slowakei stark ein, das könnte ein packendes Spiel werden. Unsere Nationalmannschaft scheint mir aber gut vorbereitet zu sein und daher bin ich sehr optimistisch, denn ihr Spiel lebt vom Teamgeist.
Als ich selbst zum ersten Mal auf dem Schlitten saß, die Handschuhe anzog und die Schläger in der Hand hatte, wollte ich Para Eishockey unbedingt ausprobieren. Damals gab es im Unfallkrankenhaus Berlin einen Tag, an dem alle möglichen Verbände ihre Sportarten vorstellten, es war wie eine kleine Messe. Para Eishockey machte mich sofort ganz neugierig, weil ich vor meinem Unfall immer gerne Schlittschuhe laufen war, aber ich traue es mir mit der Prothese nach wie vor nicht zu, das auszuprobieren. Der Para Eishockey-Sport war für mich der Schlüssel, aufs Eis zurückzukehren und wenn ich ehrlich bin: Auf dem Schlitten fühlt man sich viel sicherer als auf Schlittschuhen, es ist ein richtig cooler Sport und es macht einfach Spaß, auf Geschwindigkeit zu kommen.
Ich spiele jetzt meine vierte Saison. Bei uns ist das auch nicht immer alles total ernst, sondern eher lustig. Wenn im Training mal etwas nicht klappt und es gibt ein Gerangel mit vier Schlitten und niemand weiß, unter welchem der Puck liegt, lachen wir oft. Schade finde ich nur, dass Para Eishockey weniger bekannt ist als andere Para Sportarten wie Rollstuhlbasketball. Dabei sind wir auch ein inklusiver Sport, Menschen ohne Behinderung dürfen bei uns auch mitspielen. Im Schlitten sind wir alle gleich: Wenn wir sitzen, haben alle die gleichen Bedingungen. Es sieht vielleicht anstrengend für die Arme aus, sich immer mit den Schlägern abzustoßen, aber das ist eine Sache des Trainings. Viel schwieriger ist es, sich aufzurichten, wenn man mal umgekippt ist. Doch auch das kommt von alleine. Ich hoffe, dass das Qualifikations-Turnier auch ein Türöffner für Interessierte sein kann, unsere Sportart auszuprobieren.
Der Sport hat mir in vielen Punkten die Augen geöffnet und fürs Leben nimmt man auch einiges mit. Wenn ich mir überlege, wie wacklig manche von uns aussehen, wenn sie auf Prothesen laufen und wie sie dann wirken, wenn sie im Schlitten sitzen und Speed aufnehmen, das beeindruckt. Da haben viele Menschen einen Aha-Effekt: Dass man fast alles erreichen kann, wenn man möchte.
Wenn ich im Schlitten sitze, bin ich in einer anderen Welt. Ich freue mich immer, wenn es auf den Winter zugeht und wir wieder in die Halle können. In meinem Beruf als Lokführer habe ich oft Stress, aber Para Eishockey macht den Kopf frei. Auf dem Eis kann ich alles vergessen.
Willi Struwes Traum war es von kleinauf, Züge zu fahren. Kurz vor seinem 21. Geburtstag hatte er während seiner Ausbildung bei der Deutschen Bahn einen Arbeitsunfall und verlor dabei sein rechtes Bein. Mit einer von der Gesetzliche Unfallversicherung Bund und Bahn finanzierten Prothese und nach der Reha im Unfallkrankenhaus Berlin erfüllte sich der 29-Jährige dann nachträglich seinen Berufswunsch und arbeitet heute als Lokführer. Im UKB fand er zudem seinen Sport und spielt mit dem Para Eishockeyclub Berlin in der DPEL, der Deutschen Para Eishockey-Liga.
Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Mobilität und Eigenständigkeit von Menschen mit und ohne Behinderung. Gemeinsam wollen die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und der Deutsche Behindertensportverband e.V. (DBS) das Bewusstsein für die positiven Wirkungen des Sporttreibens gerade auch für Menschen mit Behinderungen stärken und wesentlich mehr Menschen mit Behinderung dazu zu motivieren, regelmäßig Sport zu treiben. Berufsgenossenschaften und Unfallkassen engagieren sich auf vielfältige Weise für Inklusion und den Sport von Menschen mit Behinderung.