Aktuelles vom Para Eishockey im Deutschen Behindertensportverband
Hoffen auf den Heimvorteil
Para Eishockey B-WM in Berlin: Vom 17. bis 22. November will die deutsche Nationalmannschaft den direkten Wiederaufstieg erreichen und nachhaltige Werbung für eine spektakuläre Sportart machen
Beim Deutschland-Cup in Krefeld präsentierte die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft ihren Sport noch einmal einem großen Publikum und machte Werbung für die Heim-WM, jetzt hat das Warten ein Ende: Heute versammelt Cheftrainer Andreas Pokorny seine Mannschaft in Berlin, wo vom 17. bis 22. November die Para Eishockey B-WM stattfinden wird. Das große Ziel: Der Aufstieg in die A-Gruppe.
Das Team hat sich gut und akribisch vorbereitet auf das große Highlight, die Motivation ist ohnehin groß. „Die Jungs sind heiß. Wir freuen uns riesig. Erstmals findet eine große internationale Veranstaltung in Deutschland statt, endlich dürfen wir so etwas miterleben“, erklärt der frühere Eishockey-Profi Pokorny, der seit 2012 Cheftrainer der Para Athleten ist, und ergänzt: „Das freut mich in erster Linie für die Jungs.“
Sportlich ist das Ziel nach dem Abstieg und der verpassten Paralympics-Qualifikation für PyeongChang der direkte Wiederaufstieg. Das wird freilich kein Selbstläufer, zumal auch das starke russische Team nach der generellen Sperre durch das Internationale Paralympische Komitee im B-Pool ist und wohl einen Durchmarsch hinlegen wird. Die bisher unbekannten Chinesen sind zweieinhalb Jahre vor den Winterspielen in Peking als Wundertüte einzuschätzen, allerdings wird China alles daransetzen, um als Gastgeber der Paralympics eine gute Rolle zu spielen. Mit der Slowakei ist das deutsche Team mehr oder weniger auf Augenhöhe, setzte sich in drei Testspielen im Herbst jedoch dreimal durch und bestätigte die gute Form auf dem Weg zur Heim-WM. Favorit auf dem Eis dürfte Deutschland gegen Großbritannien und Polen sein.
Doch: „Jede Nation, die nach Berlin kommt, ist ein großer Konkurrent, weil es eben nur zwei Plätze für den Aufstieg gibt. Alle haben den Plan, den anderen Nationen die Punkte wegzunehmen und jeder Punkt ist entscheidend“, warnt der deutsche Kapitän Bas Disveld. „Unsere Chancen standen schon häufig gut, doch leider fehlte uns immer das Quäntchen Glück. Jetzt spielen wir im eigenen Land und hoffen, dass der Heimvorteil unser Glück ist.“
Das Trainer-Duo Andreas Pokorny und Michael Gursinsky hat einen guten Mix aus jungen, hungrigen Spielern sowie alten Hasen berufen. „Wir werden alles geben, um unser Ziel zu erreichen“, sagt Pokorny. Bas Disveld ergänzt: „Man sieht, dass die jungen Spieler gut ausgebildet sind und sie das Spiel jetzt auch selbst machen und lesen. Das führt dazu, dass wir ein homogenes Team sind.“ Einer der jungen Wilden ist Veit Mühlhans, der in Berlin sein internationales Debüt feiern wird. „Es fühlt sich aktuell noch eher surreal an, tatsächlich Teil der Nationalmannschaft und für den Kader der Heim-WM nominiert worden zu sein. Das ist wie ein Traum“, sagt der 23-jährige Angreifer, der seinen Beitrag leisten will, dass das deutsche Team den Wiederaufstieg schafft.
Dadurch würde sich auch die Ausgangsposition für das Erreichen des ganz großen Ziels verbessern: Die Qualifikation für die Paralympics 2022 – es wäre erst die zweite deutsche Teilnahme nach 2006. Als Mitglied des A-Pools gäbe es schon bei der WM eine erste Möglichkeit, ansonsten gibt es eine zweite und letzte Chance bei einem Qualifikationsturnier 2021. „Bei der Heim-WM wollen wir uns gut präsentieren und wieder aufsteigen. Dann ist es bis zu den Paralympics in Peking zwar noch ein weiter Weg, der aber machbar ist. Denn mit frischem Nachwuchs und tollen, engagierten Mitstreitern auf und neben dem Eis können wir es schaffen“, sagt Jörg Wedde, ältester Spieler des deutschen Teams, der bereits 2006 bei den Spielen in Turin auf dem Eis war.
Neben den sportlichen Zielen geht es auch darum, die Sportart Para Eishockey in Deutschland insgesamt und möglichst nachhaltig zu stärken. „Für uns ist es sehr wichtig, unseren Sport bekannter zu machen. Dafür brauchen wir die Aufmerksamkeit und Präsenz. Wir haben die Hoffnung, dass wir neue Spieler gewinnen, die Lust auf Para Eishockey haben, so dass wir perspektivisch eine breitere Basis und mehr Vereine in der Liga bekommen“, betont Pokorny. Bereits in den vergangenen Monaten war die deutsche Para Eishockey-Nationalmannschaft sehr präsent und hatte einige Auftritte bei Spielen der Deutschen Eishockey Liga. „Die deutsche Eishockey-Szene ist da sehr offen, die WM ist ein guter Aufhänger.“ Und die WM soll weiteren Schwung verleihen – für die Mannschaft auf dem Weg nach Peking und vor allem für die Sportart Para Eishockey. Pokorny: „Wenn wir dann noch sportlich erfolgreich sind, haben wir alles richtig gemacht.“