Aktuelles vom Badminton im Deutschen Behindertensportverband
Para Badminton-DM: Böning überrascht mit Einzel-Titel
Viele Favoritenerfolge, ein unerwarteter deutscher Meister in der stehenden Klasse und ein zufriedener Bundestrainer Christopher Skrzeba – die deutschen Meisterschaften im Para Badminton im niedersächsischen Laatzen waren in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. In 13 Konkurrenzen – nach längerer Abstinenz auch wieder bei den Kleinwüchsigen – wurden die Titel ausgespielt. Erfreulich groß war die Teilnehmerzahl bei den Nachwuchssportler*innen. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
Die Europameister im Para Badminton, Rick Hellmann und Thomas Wandschneider, sind ihrer Favoritenrolle bei den nationalen Titelkämpfen gerecht geworden. Sowohl in ihren Einzelkonkurrenzen (WH1 und WH2) als auch im Doppel waren die beiden Nationalspieler zu stark für ihre Konkurrenz. Sie gewannen auf dem Weg zum deutschen Meistertitel alle drei Partien souverän und blieben noch dazu ohne Satzverlust. Hellmann, der an der Seite von Elke Rongen zudem im Mixed-Wettbewerb startete, feierte schließlich noch einen dritten Triumph. Damit gehörte er mit seiner Spielpartnerin zu den erfolgreichsten Teilnehmern der Titelkämpfe in Laatzen. Rongen sicherte sich neben dem Mixed-Titel auch die Einzelkonkurrenz der Damen (WH 1-2) und jubelte mit ihrer Partnerin Melanie Szalata im Doppel.
In nahezu allen Wettbewerben setzten sich die arrivierten Sportler*innen durch. Einzig der Sieg von Nils Böning in der stehenden Klasse SL4 war nicht unbedingt zu erwarten. Immerhin gehörte mit Nationalspieler Marcel Adam der wohl aktuell beste deutsche Spieler dieser Startklasse im Einzel zum Teilnehmerfeld. Im direkten Duell der beiden Kaderathleten hatte diesmal allerdings Böning die Nase knapp vorn. Er gewann in drei umkämpften Sätzen (19:21, 21:19, 21:19) – und landete damit im Titelkampf den entscheidenden Erfolg. Denn der Modus sah vor, dass in der Gruppe mit fünf Spielern Jeder gegen Jeden antritt. Böning blieb als einziger ungeschlagen und hatte nach einem spannenden Duell allen Grund zum Jubeln.
Insgesamt 29 Sportler*innen haben in 13 Disziplinen an zwei Tagen die deutschen Meister im Para Badminton ermittelt. „Besonders gefreut hat mich, dass die Klasse der Kleinwüchsigen nach langer Zeit wieder bei einer deutschen Meisterschaft vertreten war“, betonte Christopher Skrzeba.
Aber nicht nur dass: Die Mehrheit der zwölf Sportler*innen ist jünger als 19 Jahre, gehört also per Definition im Para Badminton zu den Jugendlichen beziehungsweise Schülern. „Das ist ein schöner Beleg dafür, dass sich in der Nachwuchsarbeit in dieser Klasse in den letzten Jahren etwas entwickelt hat und wir junge Menschen für unsere Sportart gewinnen. Das sind Jungs und Mädels, die Spaß am Para Badminton haben und sich vielleicht in den kommenden Jahren in Richtung Leistungssport orientieren.“
Eines dieser Talente ist Benet Dittmann, der hinter Moritz Kirchmann und Jakob Marx auf Anhieb Bronze gewann und für seine spielerischen Leistungen ein Sonderlob vom Bundestrainer erhielt. Der Elfjährige spielt erst seit wenigen Monaten Para Badminton, seinen ersten richtigen Kontakt überhaupt mit der Sportart hatte er bei den World Dwarf Games – den Weltspielen der Menschen mit Kleinwuchs – in diesem Sommer in Köln. „Wie sich Benet bei diesem Turnier präsentierte, hat mich beeindruckt. Er trifft den Ball schon richtig gut und hat gute Anlagen“, erklärte Skrzeba, der sich wünscht, dass mehr junge Sportler*innen in Zukunft den Weg in den Para Sport finden. „Insbesondere im Damen- und Mädchenbereich können wir noch zulegen.“ In der Klasse der kleinwüchsigen Frauen siegte Dalya Selemann, die als Mitglied im Nachwuchskader 2 inzwischen auf dem Sprung ins Nationalteam ist.
Mit dem Ende der deutschen Meisterschaften ist für die Athleten*innen auf nationaler Ebene das Sportjahr nun beendet. Auf die Kaderathleten wartet hingegen im Dezember noch ein internationales Turnier in Dubai, das der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften im Februar dienen soll. Dort liegt der Fokus darauf, weiter Punkte für die Paralympischen Spiele 2024 in Paris zu sammeln. Neben Hellmann und Wandschneider möchte auch Marcel Adam auf den Paralympics-Zug aufspringen. Aktuell belegt er einen der begehrten Qualifikationsplätze. Diesen gilt es nun, mit guten Ergebnissen zu bestätigen.
Hier gibt es alle Resultate und Endstände der deutschen Meisterschaften.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS