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Seelenbalsam unter Flutlicht

Clara Klug mit Begleitläufer Martin Härtl
Clara Klug mit Guide Martin Härtl © Ralf Kuckuck / DBS-Akademie

Die deutschen Para Biathleten tankten in Oberried beim abendlichen Weltcup-Sprint des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) Selbstvertrauen. Vor allem Clara Klug und Vivian Hösch waren beim Heimweltcup erfolgreich - sie landeten auf den Plätzen drei und vier. Aber auch für die anderen Athleten war es ein erfreulicher Abend. Nur die Steher ärgerten sich.

Nach dem Zieleinlauf legte Clara Klug als Erstes eine Bauchlandung hin. Es war nicht zu übersehen: Die 23jährige Münchnerin hatte sich beim Biathlon-Rennen über die Sprintdistanz (sechs Kilometer) verausgabt. Doch kaum aufgerappelt, konnte Klug lächeln. „Das hat Spaß gemacht“, sagte sie nach einem Wettkampf, an dem es weder für sie noch für ihren Guide und Heimtrainer Martin Härtl Großes zu mäkeln gab.

Klug hatte überzeugt, sowohl läuferisch als auch am Schießstand, wo sie nach zuletzt wackligen Eindrücken null Fehler schoss. Das ergab in der Endabrechnung ein dritter Platz in 20:14.5 Minuten hinter den beiden Russinnen Mikhalina Lysova (19:32.1 Minuten) und Elena Remizova (20:04.2 Minuten), die in Oberried als so genannte neutrale paralympische Athleten (NPA) agieren. Die starken Ukrainerinnen Natalia Rubanovska und Oksana Shyshkova, vor einem Jahr immerhin zweifache Weltmeisterin, ließ Klug hinter sich.

Sie landeten nur auf den Plätzen fünf und sechs – und damit noch hinter der Lokalmatadorin Vivian Hösch vom Ring der Körperbehinderten Freiburg (21:46.0 Minuten), die ebenfalls fehlerfrei schoss, auf der Strecke aber mit den anspruchsvollen Bedingungen zu kämpfen hatte. Weiche und vereiste Passagen wechselten sich im Nordic-Center Notschrei ab, die hohen Temperaturen stellten auch die Helfer des Veranstalters SC Oberried vor Herausforderungen.

Alles in allem zufrieden konnten Hösch und ihr Guide Florian Schillinger trotzdem sein, ebenso wie Johanna Recktenwald vom Biathlon-Team Saarland. Bei ihrem ersten Auftritt in einem Biathlon-Rennen leistete sich die 16-Jährige zwar zwei Fehler und landete mit ihrem Guide Simon Schmidt mit deutlichem Abstand auf dem letzten Rang, zeigte aber trotzdem, dass sie eine Frau für die Zukunft sein könnte.

Überhaupt überwog nach dem Wettkampf unter Flutlicht Zufriedenheit im deutschen Team. Auch für die Top-Athleten in der sitzenden Konkurrenz, Martin Fleig und Anja Wicker (MTV Stuttgart), war es ein erfreulicher Abend. „Ich konnte mich endlich wieder richtig belasten“, sagte die zuletzt von hartnäckigen gesundheitlichen Problemen geschwächte Wicker. Dass es beim Triumph von Seriensiegerin Oksana Masters aus den USA (vor Landsfrau Kendall Gretsch) nur zu Platz neun reichte, war da zweitrangig.

Auch der Gundelfinger Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten Freiburg) meldete sich nach seiner Norovirus-Infektion zurück. Während sein Vereinskamerad Nico Messinger und die ebenfalls betroffene Elsdorferin Andrea Eskau (USC Magdeburg) in dieser Woche in Oberried wohl keinen Wettkampf mehr bestreiten können, ging er über die 7,5 Kilometer an den Start, schoss fehlerfrei und wurde in 22:09.0 Minuten Sechster. Den Sieg schnappte sich Ivan Golubkov trotz zweier Strafrunden (NPA, 21:08.2 Minuten).

Fleig gab hinterher zu Protokoll, erst einmal auf Nummer sicher gegangen zu sein und vorsichtig begonnen zu haben. „Ich wollte nicht nach der ersten Runde sterben.“ Für die abschließenden Biathlon-Rennen über die Langdistanz am Samstag und die mittlere Distanz am Sonntag lässt das hoffen, dass der 28-Jährige bei seinem Heim-Weltcup noch etwas im Köcher hat. Die weiteren Deutschen Patrik Fogarasi (SV Kirchzarten) und Sven Henrich (Ring der Körperbehinderten Freiburg) landeten auf den Rängen 21 und 25.

Grund zum Ärger hatten dagegen die deutschen Steher Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld) und Alexander Ehler (SV Kirchzarten), was vor allem auf ihre Schießleistung zurückzuführen war. Lehmker leistete sich das Missgeschick, am Abzug abzurutschen, insgesamt kam er mit zwei Schießfehlern auf Platz elf. Ehler, eigentlich ein sicherer Schütze, musste viermal in die Strafrunde und wurde 15. „Ich habe mich schon am Start nicht gut gefühlt“, sagte er hinterher. Youngster Marco Maier (SK Nesselwang) schoss zwar auch zweimal daneben und verlor in der ersten Runde zu viel Zeit, kämpfte sich aber noch auf Rang 17 vor.

Quelle: Benjamin Schieler