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Drei Medaillen und ein Protest
In den beiden Auftaktrennen des Weltcup-Winters laufen drei deutsche Athleten aufs Podium. Doch der Entzug der Startberechtigung von Marco Maier trübt die Bilanz. Bundestrainer Rombach will die Entscheidung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) nicht widerspruchslos akzeptieren.
Der Allgäuer Marco Maier vom SK Nesselwang gilt als viel versprechendes Talent der deutschen Biathleten und Langläufer mit Behinderung. Der 16-Jährige nimmt seit zwei Jahren an Weltcups des Internationalen Paralympischen Komitees teil, besucht das Sportinternat in Freiburg im Breisgau, arbeitet im Training hart und fleißig und träumt von einer Teilnahme an Paralympischen Spielen.
Dieser Traum hat nun einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Bei einer kurzfristig anberaumten Untersuchung vor dem ersten Weltcup des Winters im finnischen Vuokatti kamen Vertreter des IPC zu dem Resultat, dass Art und Grad der Behinderung von Marco Maier den Klassifizierungskriterien des IPC nicht genügen und entzogen dem Blaichacher die Starterlaubnis. Sie begründeten das mit einer Regeländerung, die sich darauf bezieht, inwieweit Sportler mit Einschränkungen an einem Arm Skistöcke theoretisch beidseitig halten und einsetzen könnten.
Das Nordic Paraskiteam Deutschland bekennt sich grundsätzlich zu den Regeln der Klassifizierung, die einen gerechten Vergleich unterschiedlich stark eingeschränkter Sportler gewährleisten sollen. Es hält die Entscheidung des IPC im vorliegenden Fall aber für falsch. „Wir werden das nicht auf sich beruhen lassen und ein eigenes medizinisches Gutachten in Auftrag geben“, kündigt der Bundestrainer Ralf Rombach an
Rombach kann nicht nachvollziehen, warum sich die Verhältnisse bei Marco Maier auf solch dramatische Weise geändert haben sollen. Der Nachwuchsathlet, der Anfang 2016 die C-Kader-Norm erfüllte, hat von Geburt an eine Symbrachydaktylie an der linken Hand, ihm fehlen drei vordere Fingerglieder. Bei einer ersten Untersuchung durch das IPC im Dezember 2014 war er anstandslos klassifiziert worden.
Über das weitere Vorgehen will das deutsche Team in den nächsten Wochen beraten. „Wir werden Marco weiter unterstützen“, verspricht der Bundestrainer. Eine Lösung noch in diesem Winter scheint aber ausgeschlossen, sodass Maier voraussichtlich auch die Weltmeisterschaft im Februar in Finsterau (Bayerischer Wald) verpassen wird.
Am ersten Wochenende des finnischen Weltcups errangen die übriggebliebenen deutschen Athleten derweil drei Medaillen. Am Samstag im Biathlon-Sprint (6/7,5 Kilometer) liefen Anja Wicker (MTV Stuttgart) zu Silber und Martin Fleig (Ring der Körperbehinderten) zu Bronze, bereits am Freitag hatte Clara Klug (PSV München) Bronze im Langlauf-Sprint (klassischer Stil) geholt.
Klug ließ mit ihrem Guide Florian Grimm (SSV Niedersonthofen) zunächst im Prolog die Ukrainerin Olga Prylutska und im Finale dann deren Landsfrau Natalia Rubanovska hinter sich und fuhr in 4:16.13 Minuten hinter Oksana Shyshkova (3:55.52 Minuten, ebenfalls Ukraine) und Carina Edlinger (3:56.81 Minuten, Österreich) auf Platz drei.
Im Biathlon-Sprint verhinderte ein Fehlschuss im letzten Versuch den möglichen Sieg von Martin Fleig. „Das tat echt weh“, sagte der 27-Jährige, der aber auch so zufrieden war. In einem engen Rennen blieb er in 26:21.9 Minuten nur 16 Sekunden hinter dem Sieger Dzmitry Loban (26:05.6 Minuten, Weißrussland), der Daniel Cnossen (26:06.7 Minuten, USA) knapp auf Platz zwei verwies.
Fehlerfrei blieb dagegen Anja Wicker – als einzige Starterin im Feld der Sitzskiathletinnen. In der Loipe musste sie dennoch Oksana Masters aus den USA ziehen lassen. Trotz vierer Schießfehler war Masters in 27:01.7 Minuten die Schnellste, die 24-jährige Stuttgarterin kam auf eine Zeit von 27:59.9 Minuten und nahm der Dritten Lidziya Hrafeyeva (Weißrussland) knapp 40 Sekunden ab.
„Am Schießstand war das schon ein guter Einstand, aber es fehlt noch etwas die Laufform“, sagte Wicker, die zudem mit für sie ungünstigen Schneeverhältnissen zu kämpfen hatte. Am Montag steht in Vuokatti der nächste Wettkampf an: der Biathlon über die Langdistanz.
Weitere Informationen stehen auf www.nordski.de. Aktuelle Resultate vom Weltcup gibt es auf www.paralympic.org/nordic-skiing/calendar-results.
Quelle: Benjamin Schieler