Aktuelles vom Para Kanu

Das Ziel: Medaillen und Rio-Tickets in der Heimat

(hinten) Tom Kierey, Anke Molkenthin, Daniela Sjöberg-Holtkamp, Ivo Kilian, (vorne)  Edina Müller und Stefan Volkmann © Christel Schlisio
(hinten) Tom Kierey, Anke Molkenthin, Daniela Sjöberg-Holtkamp und Ivo Kilian (vorne) Edina Müller und Stefan Volkmann © Christel Schlisio

Der Kampf um WM-Medaillen und Rio-Tickets steht an: Im heimischen Gewässer wird es für Deutschlands Parakanuten vom 17. bis zum 19. Mai in Duisburg ernst. Dabei geht es um Weltmeistertitel im Kajak und im Va´a über die Sprintdistanz von 200 Meter sowie um Nationenplätze für die Paralympics in Rio de Janeiro. Rund 40 Nationen werden bei den achten Parakanu-Weltmeisterschaften auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau an den Start gehen. Die deutsche Mannschaft ist mit acht Parakanuten und in allen paralympischen Startklassen vertreten.

Der Erfolgreichste aus dem deutschen Team ist bisher Tom Kierey, Weltmeister 2013 in Duisburg und 2015 in Mailand. Der 21-jährige Auszubildende aus Dresden, der am Berliner Olympiastützpunkt bei Jürgen Hausmann trainiert, startet wegen seines versteiften Knöchels und fehlender Unterschenkelmuskulatur in der Startklasse KL 3. "Das größte Ziel ist die Teilnahme an den Paralympics in Rio", betont Kierey. Seine Aussichten sind ebenso gut wie die der ehemaligen Rollstuhlbasketballerin Edina Müller. Beide holten bei der WM in Mailand einen Startplatz für Deutschland in ihrer Startklasse.

(v.l.) Tom Kierey, Daniela Sjöberg-Holtkamp, Maik Polte, Stefan Volkmann, Anke Molkenthin, Ivo Kilian und Edina Müller © Sandra Müller
Trainingslager in Berlin-Grünau © Sandra Müller

Ein weiterer erfolgreicher "Umsteiger" ist Ivo Kilian. Denn der 39-jährige IT-Techniker vom Halleschen KC 54 entschied sich erst 2015 für das Kajak. Zuvor war er bereits zwei Jahre lang erfolgreich im Va´a, dem Canadier der Parakanuten, unterwegs, und gewann bei den Weltmeisterschaften in Mailand 2015 die Bronzemedaille. Nachdem es in Mailand noch das B-Finale war, peilt er nun für Duisburg ganz klar das A-Finale in der Startklasse KL 2 an, um einen Quotenplatz für die Paralympics in Rio zu sichern.

Vom gleichen Verein, Hallescher KC 54, kommt Maik Polte. Der 41-Jährige fing erst Anfang 2015, nach einem Unfall, mit dem Paddeln im Va´a in der Startklasse VL 3 an. Unter seinem Trainer Ronny Waßmuth entwickelte er sich so gut, dass es in Duisburg bereits seine zweite WM-Teilnahme sein wird.

Eine weitere Quereinsteigerin ist Daniela Sjöberg-Holtkamp, die bereits vor über 20 Jahren bei den Paralympics in Barcelona eine Gold- und eine Bronzemedaille im Schwimmen gewann. Die beinamputierte Parakanutin vom Aktiv e.V. Stahnsdorf verfolgt seit 2013 das Ziel einer erneuten Paralympics-Teilnahme und trainiert zusammen mit Trainer Paul Zech hart dafür, um Anschluss an die Weltspitze in der Startklasse KL 3 zu bekommen.

Anke Molkenthin hat in London 2012 noch über Bronze im Ruder-Vierer gejubelt. Seit ihrem eher ungewöhnlichen Umstieg 2014 vom Rudern aufs Paddeln hat sie ihr Ziel der WM-Teilnahme bereits erreicht. In ihrer Startklasse KL 2 hat die für den Schleissheimer PC startende Kanutin Chancen, das A-Finale zu erreichen.

Ali Reza Khardooni und MaikPolte © Christel Schlisio
Ali Reza Khardooni und Maik Polte © Christel Schlisio

Ali Reza Khardooni ist ein erfahrener Paralympics-Teilnehmer in der Leichtathletik als Diskus-Werfer. Seit zwei Jahren paddelt Khardooni, der in der Kindheit an Polio erkrankt war, nun für den Magdeburger SC im Va´a. Nach der Teilnahme an den Europameisterschaften 2015 in Racice ist die WM-Teilnahme in Duisburg für den gebürtigen Iraner der bisherige Höhepunkt seiner Parakanu-Karriere. Der von Herbert Laabs trainierte Sportler startet in der VL 2.

Ganz knapp am Erreichen eines Quotenplatzes in der KL 1 für Rio schrammte Stefan Volkmann, der bei seinem Heimatverein Aktiv e.V. Stahnsdorf trainiert, bei der WM in Mailand 2015 vorbei. Dieses Ziel möchte der 50-jährige Rollstuhlfahrer nun in Duisburg schaffen, um den Traum seines Lebens zu erfüllen: „Ich möchte bei der Eröffnungsfeier in Rio ins Stadion rollern, und dann den besten Wettkampf meines Lebens haben.“

Die stärkste Konkurrenz wird erwartungsgemäß aus Großbritannien und Brasilien als Gastgeberland der Paraympics kommen. Auch die ungarischen und russischen Parakanuten haben großes Potential. Niemand kann so genau die Entwicklung der chinesischen Mannschaft einschätzen, die 2015 erstmals bei Parakanu-Rennen aufgetauchte. Auch weitere Überraschungen sind in der Sportart, die in Rio paralympische Premiere feiern wird, nicht ausgeschlossen.

Die Rennen der Parakanuten beginnen am Dienstag, 17. Mai, ab 14 Uhr mit den Vorläufen. Die Halbfinals finden am Mittwoch ab 10.35 Uhr für die Kajakfahrer und ab 15.45 Uhr für die Va´a Paddler statt. Die Finalläufe sind schließlich für Donnerstag, 19. Mai, ab 10.40 Uhr angesetzt.

Der Eintritt ist an allen Wettkampftagen frei.

Link: www.kanuduisburg.de/WorldCup2016/index.php

Quelle: Christel Schlisio