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Para Kanu: Goldiger Abschluss bei der Heim-EM
Geglückte Revanche und damit ein goldiger Abschluss: Edina Müller hat beim Heimspiel in München den Titel bei der Para Kanu-EM gewonnen und sich mit einem fulminanten Rennen gegen die Konkurrenz durchgesetzt, nachdem sie sich bei der WM vor zwei Wochen noch mit Platz vier begnügen musste. Felicia Laberer und Anja Adler verpassten das Podium als Vierte hingegen jeweils knapp, Anas Al Khalifa wurde Fünfter. Insgesamt gewann das deutsche Para Kanu-Nationalteam damit vier Medaillen bei den Titelkämpfen, die im Rahmen der European Championships ausgetragen wurden. Am vergangenen Wochenende hatten auch die Para Ruderer zwei Edelmetalle zum starken deutschen Abschneiden im Medaillenspiegel hinzugesteuert.
Edina Müller war nach der durch ein Missgeschick verpassten WM-Medaille hoch motiviert am Start auf der Regattabahn in Oberschleißheim – und nicht aufzuhalten. Die 38-Jährige vom Hamburger KC dominierte das Rennen in der Startklasse KL 1 von Beginn an und kam nach 200 Metern mit europäischer Bestzeit und deutlichem Vorsprung von mehr als 1,5 Sekunden vor der Italienerin de Paolis und der amtierenden Weltmeisterin Maryna Mazhula aus der Ukraine ins Ziel. „Die Wiedergutmachung von der WM hat geklappt. Ich bin sehr gut weggekommen vom Start und es ist super aufgegangen. Ich konnte wirklich alles umsetzen. Das ist ein mega schöner Saisonabschluss für mich“, freute sich die Paralympics-Siegerin nach ihrem Rennen.
Bundestrainer André Brendel war nicht nur mit Edina Müllers Leistung happy. „Es war total klasse, was alle hier abgeliefert haben. Der Europameistertitel ist natürlich das Sahnehäubchen obendrauf.“ Fünf deutsche Athlet*innen waren am Abschlusstag am Start und gaben vor heimischem Publikum ihr Bestes. Anja Adler wurde wieder einmal undankbare Vierte in der Startklasse KL 2 – wie schon am Freitag mit dem Va’a, wie schon bei der WM Anfang August und wie schon bei den Paralympics vor einem Jahr. Nach ihrem Rennen lag die 33-Jährige erst eine Weile am Steg, um dieses Ergebnis zu verdauen. Später konnte die Athletin vom SV Halle es jedoch gut einordnen: „Ich bin hier ein super Rennen gefahren, war voll auf mich konzentriert. Ich werde im Winter weiter hart arbeiten – und im nächsten Jahr können sich die anderen warm anziehen.“ Eine Kampfansage mit Blick auf die nächste Saison, wenn die Weltmeisterschaften in Duisburg stattfinden. Adler kam hinter den beiden Booten aus Großbritannien sowie der Ungarin ins Ziel. „So nah war Anja in diesem Jahr noch nie an der Ungarin dran. Ich hätte ihr den Platz auf dem Podium so sehr gegönnt“, resümierte Bundestrainer Brendel.
Tränen flossen nach dem Rennen bei Felicia Laberer, die Enttäuschung nach dem vierten Platz in der Startklasse KL 3 saß tief. Viel hatte sich die Titelverteidigerin vorgenommen bei der Heim-EM vor den Augen von Familie und Freunden und hatte einen sehr schnellen Start versucht – jedoch zu schnell, wodurch sie in den Startschuh fuhr und wertvolle Zeit verlor. Das kostete die 21-Jährige vom SC Berlin-Grünau fast eine halbe Bootslänge, die sie auch mit einer kraftvollen Aufholjagd und einem bis auf den verpatzten Start hervorragenden Rennen in der schnellsten Damen-Startklasse nicht mehr aufholen konnte. Der Sieg ging an Großbritannien vor Frankreich. „Es ist schade, dass Felicia Laberer gerade hier diese Erfahrung am Start machen musste“, sagte André Brendel und fühlte mit seiner Athletin, die unbedingt eine Medaille bei der Heim-EM holen wollte.
In der Startklasse KL 1 der Männer erreichte Anas Al Khalifa nach starkem Rennen einen hervorragenden fünften Platz und verpasste Rang vier nur knapp. Dies ist das bisher beste Resultat bei internationalen Wettkämpfen des 29-jährigen Kanuten vom SV Halle.
Bereits zum Auftakt der Para Kanu-Wettbewerbe in Oberschleißheim hatte das deutsche Nationalteam am Freitag einen kompletten Medaillensatz geholt: Lillemor Köper gewann im Va’a der nicht-paralympischen Startklasse VL 1 vor Teamkollegin Esther Bode, zudem jubelte Katharina Bauernschmidt in der Klasse VL 2 über Bronze. Den Schlusspunkt setzte Edina Müller mit dem verdienten EM-Titel und Gold bei der Heim-EM. Im Jahr 2023 folgt dann das nächste Heimspiel: Bei den Weltmeisterschaften in Duisburg, die wieder inklusiv ausgetragen werden, geht es Ende August bereits um die ersten Tickets für die Paralympics 2024 in Paris.