Aktuelles vom Para Kanu
Para Kanu: Deutschland schickt großes Para Team zur EM
Bundestrainer André Brendel hat freudige Neuigkeiten: Bei den Para Kanu-Europameisterschaften vom 13. bis 16. Juni in Szeged (Ungarn) wird die bisher größte deutsche Mannschaft seit Beginn des Para Kanu-Sports teilnehmen. 18 deutsche Athletinnen und Athleten werden in den Rennen über 200 Meter am Start sein.
Auch Edina Müller (Paralympics-Siegerin in Tokio), Felicia Laberer (3. Platz in Tokio) und Anja Adler (4. Platz in Tokio) werden in ihren jeweiligen Startklassen um eine Medaille kämpfen. Adler ist nach ihrem Bronzerang bei den Weltmeisterschaften Anfang Mai zuversichtlich gestimmt: „Ich freue mich, vor den Paralympics noch eine internationale Meisterschaft fahren zu können. Generell freue ich mich über jeden Wettkampf und die Erfahrungen, die man sammeln kann – denn man lernt ja nie aus. Ich erhoffe mir auf jeden Fall eine Medaille im Kajak.“ Die 35-jährige vom SV Halle wird jedoch auch im Auslegerkanu Va´a an den Start gehen. „Im Va´a habe ich bei der WM gesehen, wie stark die europäische Konkurrenz geworden ist. Da wird es auf jeden Fall ein harter Fight um die Medaillen werden. Da ich in diesem Jahr meinen Fokus auf das Kajak gelegt habe, muss wirklich alles zusammenpassen, um vorne mitfahren zu können. Da will ich einfach Spaß am Rennen haben - und dann schauen wir, wofür es am Ende reicht“, ergänzt die Rollstuhlfahrerin.
Die 40-jährige Edina Müller wird nach längerer Zeit ebenfalls wieder international im Va´a antreten. Das Ziel der Ausnahme-Athletin vom Hamburger KC ist dabei ein Platz unter den Top-Drei. Auch Bundestrainer André Brendel schätzt ihre Chancen positiv ein: „Die europäische Konkurrenz in dieser Startklasse lässt es zu, dass Edina Müller vorne mitfahren kann. Daher hat sie sich für diesen Start entschieden.“ Der Fokus liegt jedoch auf dem Kajak-Rennen. Dort wird vor allem mit Müllers ukrainischer Dauerrivalin Mazula beim Kampf um den Sieg zu rechnen sein.
Felicia Laberer, die 23-jährige Athletin vom SC Berlin Grünau, wird ausschließlich im Kajak an den Start gehen. In der schnellsten Startklasse Kl 3 dürfte die Vergabe der Medaillen wieder hart umkämpft sein. Laberer erhofft sich ein gutes Rennen, bei dem sie das Training gut umsetzen kann. Ihre größten Konkurrentinnen werden aus Großbritannien und Frankreich kommen.
Am stärksten besetzt die deutsche Mannschaft die Startklasse Vl 1. Hier werden alle möglichen Startplätze mit vier Athlet*innen voll ausgeschöpft. Dabei sind zwei Athletinnen vom Hamburger KC am Start: Esther Bode und Lillemor Köper. Köper hat dabei eine klare Zielvorstellung: „Ich möchte an meine guten Leistungen im Trainingslager in Kienbaum anknüpfen und mir eine Medaille sichern.“
Auch Moritz Berthold vom ESV RAW Cottbus ist dabei und gibt sich kämpferisch: „Für mich ist diese EM besonders, da ich zum ersten Mal weiß, was mich bei einem internationalen Wettkampf erwarten wird, da meine Startklasse nicht von einer erneuten Klassifizierung abhängig ist. Deswegen sind meine Ziele klar: ich möchte an meinen Erfolg aus dem letzten Jahr anknüpfen und mit meinem besten Rennen eine Medaille gewinnen.“ Neu im Team wird ein weiterer Starter vom SV Halle sein, Abdullah Zaror. Er hat erst in diesem Jahr mit dem Wettkampfsport begonnen und will erste Erfahrungen auf internationalem Niveau sammeln. „Da die Startklasse Vl 1 perspektivisch paralympisch werden wird, freue ich mich sehr, dass wir hier gleich vier Athleten stellen können“, sagt der Bundestrainer. Außerdem im Va´a dabei sind Maik Polte und Anas Al Khalifa vom SV Halle.
Wie schon bei den Weltmeisterschaften 2023 in Duisburg wird es auch in Szeged Rennen für Para Kanut*innen mit intellektuellen Einschränkungen geben. Deutschland entsendet dafür neun Athlet*innen. Starten werden sie im Para Kanu-Rennboot (Einer) und im Touringboot (Unified Zweier). Im Unified Zweier ist der Paddler mit Einschränkung vorne, während hinten der Unified Partner ohne Einschränkungen sitzt. Beide trainieren übers Jahr zusammen und bilden so ein eingeschworenes Team. In jedem der Rennen werden zwei deutsche Boote starten. Besonders die Weltmeister von 2023 Sebastian Girke vom PCK Wassersport Schwedt und Joice Kreft vom Heiligenseer KC zählen dabei zu den Favoriten. Krankheitsbedingt muss Sebastian Girke jedoch auf seinen langjährigen Unified Partner im Zweier verzichten. Der Bundestrainer wünscht sich, dass die Sportler*innen für ihre harte Arbeit belohnt werden und auf die internationale Bühne gelangen: „Ich erhoffe mir, dass mindestens der Einer für die II-Sportler (Intellectual Impairment) zeitnah ins Programm des Weltverbandes für alle internationalen Wettkämpfe aufgenommen wird. Die Sportler zeigen hervorragende Leistungen und bringen frischen Wind rein.“
Die Vorläufe der Rennen beginnen am Donnerstag, während am Freitag bereits die Endläufe der intellektuell beeinträchtigten Athlet*innen und der Vl 3 an der Reihe sind. Am Samstag und Sonntag finden dann die Endläufe der weiteren Startklassen statt. Zur Bedeutung der EM auf dem Weg nach Paris sagt Bundestrainer André Brendel: „Die Europameisterschaften sind die letzte Wettkampf-Belastung auf internationalem Niveau vor den Paralympics“.
Text: Christel Schlisio / DBS