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Para Kanu: Erste internationale Standortbestimmung

Edina Müller im Kajak
Edina Müller © Christel Schlisio

Für die deutschen Para Kanu-Nationalmannschaft startet mit dem Weltcup im ungarischen Szegend vom 17. bis 20. Mai die internationale Wettkampfsaison. Drei der fünf deutschen Starterinnen und Starter werden in Ungarn sowohl mit dem Kajak als auch im Va’a, dem Canadier der Para-Kanuten mit Ausleger, an den Start gehen.

Nach zwei nationalen Qualifikations-Renntagen wurden Anja Adler, Edina Müller, Ivo Kilian, Ali Khardooni und Peter Happ durch den Deutschen Behindertensportverband für den Weltcup in Szeged nominiert.  Die Silbermedaillengewinnerin von Rio im Kajak der Startklasse Kl 1, Edina Müller vom Hamburger KC, will sich in diesem Jahr auch im Va´a beweisen und geht in Ungarn in beiden Booten an den Start. Auch Anja Adler vom Halleschen KC 54 wagt erstmals den Doppelstart. Nachdem sie 2017 im Va’a Vizeweltmeisterin wurde, startet sie beim Weltcup auch im Kajak in der Startklasse Kl 3.

„Wir haben den Winter über mit unserer neuen Trainerin Ognyana Dusheva sehr viel an technischen Aspekten und dem Aufbau der Kraftausdauer gearbeitet. Das Trainingslager in Südafrika, sowie die heimischen trainingsintensiven Wochen haben uns schnell dabei geholfen an die Leistungen aus dem Vorjahr anzuschließen“, blickt die 29-Jährige optimistisch auf den ersten internationalen Wettkampf der Saison und ergänzt: “In der Va'a-Klasse wird es sowieso extrem spannend wie die Klassifizierung aussieht und mit wem man sich dann in den Rennen messen kann. Daher gehe ich in dieses Rennen erstmal ohne große Erwartungen und nutze den Weltcup als erste Standortbestimmung. Im Kajak hoffe ich sehr, dass sich das viele Training auszahlt und ich den Anschluss an das vordere Feld schaffe, sodass vielleicht im späteren Saisonverlauf bei der WM im August eine Finalteilnahme möglich ist“.

Die neuen Klassifizierungsregeln im Va´a würfeln die internationale Para Kanu-Szene durcheinander

Ivo Kilian startet ebenfalls in beiden Bootsklassen. Im Kajak wird der 41-Jährige in der Kl 2 an den Start gehen. In seinem Lieblingsboot, dem Va´a, in der Startklasse Vl 3. „Die Vorbereitungen laufen gut, was sich bei mir schon in den Ergebnissen der Qualifikation wieder spiegelt hat. Ich bin noch nie so gut in die Saison gestartet. Das lässt hoffen, dass ich im Kajak auch dieses Jahr wieder in den Finalläufen vertreten bin und eventuell den einen oder anderen Platz nach vorne noch gutmachen kann“, sagt Kilian zu seinen Chancen in Szeged. „Im Va‘a erhoffe ich mir eventuell eine Medaille, aber das ist natürlich auch abhängig davon, wie die Neuklassifizierung international verläuft und welche Athleten in meiner Klasse starten. Das wird in der neuen Saison eine große Rolle spielen. Da bin ich sehr gespannt drauf, aber trotzdem sehr positiv gestimmt und heiß auf die ersten Rennen“, kommentiert Ivo Kilian die neu entstehenden Klassen durch die internationale Klassifizierung für den Va’a.

Ebenfalls in der Vl 3 wird Ali Khardooni vom SC Magdeburg an den Start gehen. Khardooni hatte 2017 eine berufliche und familiäre Auszeit genommen, und will nun wieder ins internationale Wettkampfgeschehen eingreifen.

Sein erstes internationales Rennen wird Peter Happ vom VfK Wuppertal in der Startklasse Vl 2 in Szeged bestreiten. Happ fährt schon seit einigen Jahren Rennen und hat in diesem Jahr die Qualifikation geschafft. „Als erstes freue ich mich dabei sein zu dürfen und hoffe es bis in den Endlauf zu schaffen, sodass das Team und vor allen auch ich, mit meinen Leistungen zufrieden sein kann“, sagt Peter Happ zu seinem internationalen Debüt. „Aufgrund starker Spastik konnte ich nicht so trainieren wie ich es gerne gewollt hätte, aber es geht aufwärts. In den letzten Wochen konnte ich meine Leistung schon steigern. Ich freu mich auf die Zeit im Team und hoffe lange dabei sein zu können.“

Der neue Ressortleiter Reinhard Ranke sagte vor der Abreise nach Szeged: „ Nach den hoffnungsvollen Zeiten bei den Sichtungen bin ich zuversichtlich, dass wir bei unserem ersten internationalen Wettkampf 2018 gute Platzierungen erreichen werden. Mit dem Weltcup in Szeged werden wir eine erste internationale Standortbestimmung erhalten.“

Der Silbermedaillengewinner von Rio 2016 in der Kl 3, Tom Kierey von Borussia Berlin wird 2018 eine Wettkampf-Pause einlegen. Die Ausbildung als Bootsbauer, seinem Traumberuf, lässt kein intensives Training auf höchstem Niveau zu. So hat er, zusammen mit seinem Trainer Jürgen Hausmann, entschieden, dieses Jahr keine internationalen Wettkämpfe zu bestreiten und dann im nächsten Jahr voll konzentriert die Qualifizierung für Tokio 2020 in Angriff zu nehmen.

Vor den Rennen werden sich alle nominierten Athleten der Klassifizierung durch den Kanu Weltverband ICF stellen müssen. Denn für die Va´a-Boote, dem Canadier der Parakanuten mit einem Ausleger, wurden die neuen Klassifizierungsregeln durch das Internationale Paralympische Komitee genehmigt. Dadurch kann es vorkommen, dass die Paddler im Kajak und im Va´a in unterschiedliche Startklassen eingeteilt werden. Und die bisher besten der einzelnen Startklassen werden wohl in die höhere Startklasse im Va´a aufsteigen. Va´a wird 2020 erstmals mit drei Startklassen bei den Paralympischen Spielen in Tokio vertreten sein.

Quelle: Christel Schlisio