Paralympics-Norm nach Babypause für Lindy Ave
Ein schnelles Comeback für Lindy Ave und die zweitbeste Zeit jemals für Max Marzillier über 400 Meter, eine Bestweite für Kugelstoßerin Lisa Martin Wagner und ein zufriedenstellender WM-Abschluss für Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje: Das alles stand am siebten von neun Wettkampftagen bei der Para Leichtathletik-WM in Kobe auf dem Plan.
„Damit hätte ich nicht gerechnet, im Vorlauf schon die Norm zu laufen“, sagte Lindy Ave, die 2021 in Tokio völlig überraschend Paralympicssiegerin mit Weltrekord geworden war: „Umso besser kann das Finale werden.“ Die 25-Jährige vom Leichtathletik inklusiv Greifswald e.V., die von Heike Kemmler-Westphal trainiert wird, hatte nach ihrer Babypause erst einen Wettkampf im Vorfeld der WM gemacht, über 100 Meter war sie bei ihrer WM-Rückkehr schon Vierte geworden.
Jetzt über die Stadionrunde wurde sie in 1:02,32 Minuten Zweite ihres Vorlaufs und zog als Gesamt-Vierte ins Finale ein, schon vorher hatte Ave angedeutet, dass ihr Ziel über ihre Spezialstrecke Rang zwei und ein damit verbundener Nationen-Startplatz für das deutsche Team ist.
Bestweite für Kugelstoßerin Martin Wagner
Lisa Martin Wagner, die 2023 mit Rang sieben ihr WM-Debüt gefeiert hatte, wurde im Kugelstoßen mit 10,10 Metern Fünfte und verbesserte gleich zwei Mal ihre Bestleistung, die sie erst am 5. Mai auf 9,99 Meter hochgeschraubt hatte. „Ich habe im Januar mit 9,22 Metern angefangen“, sagt die Athletin, die bei Muwis Sportvielfalt Bad Oeynhausen bei Alexander Holstein trainiert, „ich habe die letzten Tage mit einer Krankheit gekämpft und bin immer noch sehr angeschlagen. Dann das rauszuholen – da bin ich sehr glücklich damit. Die Atmosphäre war toll.“
Rang vier und sechs für Marzillier und Menje
Max Marzillier vom BPRSV aus Cottbus, der von Yuliya Schoch trainiert wird, sprintete die 400 Meter in 49,66 Sekunden und war damit nur im Juni 2022 bereits einmal schneller gelaufen. Damit wurde der 22-Jährige Vierter in einem hochklassigen Finale, in dem Skander Athmani aus Algerien sogar Weltrekord lief. „Nach dem Rennen hätte es eine Bestleistung gebraucht“, sagte Marzillier mit Blick auf die Medaillenränge: „Die war wahrscheinlich drin, aber nicht heute. Ich habe das Beste rausgeholt, bin zum ersten Mal in dem Jahr unter 50 geblieben und eine Platzierung besser als letztes Jahr, da kann ich mich nicht beschweren. Ich bin in einer super Form, aber es ist relativ früh im Jahr – da ist noch einiges drin im Tank.“
Merle Menje beendete die Weltmeisterschaft nach Silber über 5000, Gold über 800 und Bronze über 1500 Meter mit Rang sechs über die 400 Meter in 57,43 Sekunden, nachdem sie als Siebte in 57,37 Sekunden ins Finale gekommen war. Ihr WM-Fazit fiel dementsprechend positiv aus: „Es ist unglaublich und mehr als ich erwartet habe. Ich weiß, wo ich stehe und was ich mir zutrauen kann, gerade in den längeren Bereichen. Es war sehr, sehr gut und sehr lehrreich.“ In den verbleibenden zwei Tagen in Japan wolle die 19-Jährige nun „hauptsächlich mal runterkommen“ und „alles verarbeiten“.
Gute Medaillenchancen am Samstag
Nach sieben von neun Wettkampftagen im Universiade Memorial Stadium im japanischen Kobe hat das deutsche Team von Bundestrainerin Marion Peters vier Gold-, eine Silber- und eine Bronzemedaille durch Merle Menje, Léon Schäfer, Niko Kappel und Markus Rehm auf dem Konto. Mit Blick auf die Paralympics in Paris hat das deutsche Team weiterhin 14 Slots, einen davon holte Merle Menje in Kobe. Elf Athletinnen und Athleten konnten bislang die geforderte Norm erbringen: Neben Jule Roß und Lindy Ave bei der WM schon zuvor Irmgard Bensusan, Nele Moos, Francés Herrmann, Katrin Müller-Rottgardt mit Guide Noel Fiener, Noah Bodelier, Johannes Floors, Niko Kappel, Markus Rehm und Léon Schäfer.
Am Freitag startet nur die bestens aufgelegte Jule Roß im Weitsprung um 3.30 Uhr deutscher Zeit. Am Samstag – dem letzten Wettkampftag – kann es noch mal medaillenträchtig werden: Weitsprung-Weltmeister Léon Schäfer will über 100 Meter ebenso Gold wie Weltrekordhalter Johannes Floors über die 400 Meter, auch Paralympics-Siegerin Lindy Ave läuft mit Hoffnungen auf einen Paralympics-Slot über die Stadionrunde. Isabelle Foerder tritt über die 100 Meter an, Jule Roß sprintet die 200 Meter.
Weitere Informationen sowie die Kaderübersicht gibt es in unserem Vorbericht.
Text: Nico Feißt / DBS