Para Leichtathletik: Weltklasse vor leeren Rängen
Teammanager Jörg Frischmann war erstaunt über die Vielzahl an Top-Leistungen und deutschen Rekorden beim Para Leichtathletik-Wettkampf in der Erfurter Hartwig-Gauder-Halle. „Auch wenn die Situation in der Halle mehr an ein Training erinnert hat, war bei den Athlet*innen zu spüren, wie sehr sie die Wettkämpfe herbeigesehnt haben. Die Leistungen waren wirklich herausragend.“ Trotz leerer Ränge wohlgemerkt.
Einmal mehr brillierte Johannes Floor vom TSV Bayer 04 Leverkusen mit der weltweit schnellsten 200 Meter-Zeit, die je ein Para Athlet in der Halle aufstellte. In 21,41 Sekunden verblüffte er die Teilnehmer*innen und Kampfrichter*innen in der Erfurter Hartwig-Gauder-Halle mit einem Blitzstart und hervorragendem Rennverlauf. Natürlich war die Zeit gleichbedeutend mit einem deutschen Rekord, da Weltrekorde in der Halle nicht geführt werden. 45 Minuten zuvor sicherte sich Floors bereits die nationale Bestmarke über 60 Meter mit einer Leistung von 7,27 Sekunden. Trainingspartner David Behre folgte in guten in 7,80 Sekunden. Somit komplettierte Johannes Floors sein persönliches Rekord-Triple auf den Sprintstrecken, denn bereits im Januar sicherte er sich Rekord Nummer eins über 400 Meter in einer Zeit von 47,68 Sekunden.
Vereinskollegin Irmgard Bensusan legte ebenfalls einen überzeugenden Start in die paralympische Wettkampfsaison hin. Bei 26,41 Sekunden stoppte die Uhr über 200 Meter – deutscher Rekord und obendrein ein Lob des Trainers. Über 60 Meter kam sie nach guten 8,36 Sekunden ins Ziel. In ihrem Sog sicherte sich die junge Bayer-Athletin Kim Vaske in 8,42 Sekunden in ihrer Startklasse ebenso einen deutschen Rekord. Eine weitere Sportlerin aus Leverkusen macht in dieser Hallen-Saison auf sich aufmerksam: Maria Tietze. Bereits Ende Januar lief Tietze deutschen Rekord über 200 Meter und erkämpfte sich in hervorragenden 27,99 Sekunden sogar eine Position im Slot-Ranking für die Paralympics.
Weitere Bestleistungen gab es in den technischen Disziplinen. Mathias Schulze (BPRSV Cottbus) übertraf mit 15,56 Metern im Kugelstoßen seine bisherige Rekordmarke um stolze 25 Zentimeter. Ein enormer Befreiungsschlag, nachdem er in der Vorwoche für immer Abschied von seinem langjährigen Trainer Bernd Bierwisch nehmen musste – Respekt und Anerkennung für diese Leistung. Im Kugelstoßen der sitzenden Athlet*innen sicherten sich eine überzeugende Marie Brämer-Skowronek vom SC Magdeburg mit 7,55 Metern ebenso den deutschen Rekord wie Lokalmatador Daniel Scheil vom HSC Erfurt mit starken 10,68 Metern. Die größte Überraschung in den Wurfdisziplinen gelang der Jüngsten im Feld: Die 15-jährige Lise Petersen (TSV Bayer) warf den 600 Gramm-Speer auf 33,53m und schaffte es damit in die „High Performance“-Liste der Paralympics.
Zwei weitere deutsche Rekorde über 400 Meter erzielten in ihren Startklassen Johannes Hohl (BPRSV Cottbus) in 50,99 Sekunden und Moritz Raykowski (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 57,28 Sekunden. Nachwuchsathlet Moritz Hoffmann knackte mit 8,41 Sekunden über 60 Meter und 26,50 Sekunden über 200 Meter zwei persönliche Bestleistungen und erfüllte damit zum Saisonauftakt die Nachwuchskader 1-Norm. Gleiches gelang Alexander Bartz vom SC Magdeburg, der im Kugelstoßen eine persönliche Bestleistung von 10,80 Metern aufstellte und die geforderte Kadernorm um 40 Zentimeter übertraf. Umsteiger Tom Sengua Malutedi (TSV Bayer) kommt in der neuen Disziplin Speerwurf inzwischen immer besser voran und überzeugte mit 39,20 Metern.
„Weltklasse vor leeren Rängen – das hatte ich nicht erwartet. Anerkennung gebührt den Athlet*innen, ihren Trainer*innen und den Veranstalter*innen der Meetings in dieser Zeit gleichermaßen, denn die Auflagen an alle Beteiligten sind sehr hoch. Natürlich fehlen die Zuschauer, doch die Motivation und Leistungsbereitschaft ist enorm“, resümiert Bundestrainerin Marion Peters den gelungenen Saisonauftakt der Para Leichtathlet*innen auf dem Weg nach Tokio. Weiter geht‘s schon an diesem Wochenende mit dem Einladungsmeeting in Leverkusen.