Para Leichtathletik-DM: Nachwuchstalente konkurrieren mit den Stars

Mehrere Paralympics-Teilnehmer*innen und „extrem viele Jugendliche“, die neben ihren Vorbildern am Start stehen durften: Bei den deutschen Para Leichtathletik-Meisterschaften in der Halle in Erfurt herrschte ein besonderes Flair. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
„So eine gute Stimmung hatten wir schon lange nicht mehr bei einer deutschen Hallen-Meisterschaft, alle haben sich richtig angefeuert“, sagt Marion Peters, Bundestrainerin Para Leichtathletik und Mit-Organisatorin der DM in Erfurt in einer Person, und schiebt nach: „Es waren so viele Jugendliche da, das ist im Jahr nach den Paralympics die beste Nachricht."
Tatsächlich gab es nicht allzu viele prominente Namen auf der Startliste: „Es ist für Top-Athlet*innen durchaus normal, die Hallensaison nach den Paralympics nicht zu bestreiten. Viele haben erst einmal eine längere Pause eingelegt und sind erst zum Ende des Jahres wieder ins Training eingestiegen.“ Und doch waren fast ein Dutzend Paralympics-Teilnehmer*innen von Paris dabei, darunter mit Niko Kappel sogar ein Silbermedaillengewinner der Spiele. Der Kugelstoßer setzte sich in einer guten Konkurrenz gegen Mathias Schulze und Vereinskollege Yannis Fischer durch. Bei den Kugelstoßerinnen siegte Lisa Martin Wagner vor Kim Vaske.
„Die Paris-Fahrer*innen, die da waren, haben auch ansprechende Leistungen gezeigt und sich die ein oder andere DM-Medaille geschnappt“, berichtet die Bundestrainerin und verweist auch auf Marcel Böttger mit Guide Alexander Kosenkow, Max Marzillier, Friederike Brose, Charleen Kosche, Laura Burbulla und Isabelle Foerder sowie die drei internationalen Gäste: Elena Kratter (Schweiz), Paris-Bronzemedaillengewinnerin im Weitsprung, Vize-Weltmeisterin Tomomi Tozawa aus Japan und Oussama Sassi, der in Paris für Tunesien startete und sich seither in Erfurt aufhält.
Das Hauptthema waren aber die viele Junior*innen, die in der Erfurter Gauder Halle die bekannten Namen aufmischten. „Wir haben seit Jahren in Leverkusen und Cottbus zwei große Bäume stehen mit zahlreichen Sportler*innen. Aber jetzt waren ganz viele junge Talente aus verschiedenen Ecken des Landes da, also ganz viele zarte Pflanzen – und das war wirklich schön und ich freue mich zu sehen, wie es da weitergeht“, sagt Nachwuchs-Bundestrainerin Helena Pietsch. Für die Altersklassen U17 und U20 werden in diesem Jahr die European Para Youth Games im türkischen Istanbul Ende Juli das große Saison-Highlight darstellen, während die Athlet*innen der Para Leichtathletik-Nationalmannschaft ab Ende September ihre Weltmeisterschaften im indischen Neu-Delhi anstreben.
„Die deutschen Freiluft-Meisterschaften am 14. Juni ist dafür sicher das nächste Highlight, um sich zu präsentieren“, sagt Marion Peters und erklärt, dass der Nominierungs-Zeitraum fast schon traditionell nach dem Para Leichtathletik Heimspiel am 5. Juli in Leverkusen endet. So können bis zu diesem Zeitpunkt also noch die erforderlichen Qualifikationsnormen erbracht werden.
Und wer weiß: Vielleicht ist dann auch schon jemand noch mehr im Fokus, der in Erfurt am Start war, und vor ein paar Monaten in Paris noch den Idolen zugejubelt hat. „Es waren Teilnehmer dabei, die beim Paralympischen Jugendlager der Deutschen Behindertensportjugend in Paris vor Ort waren und die jetzt neben ihren Vorbildern an der Startlinie standen – eine bessere Story gibt es doch gar nicht“, sagt Peters, die sich auch mit der Nachwuchsarbeit der Stützpunkte zufrieden zeigte und das Organisations-Team in Erfurt lobte: „Die Hallenmeisterschaft in Erfurt ist eine absolute Konstante geworden und wächst.“
Text: Nico Feißt / DBS