Mega-Mittwoch: Vier EM-Titel für Para-Leichtathleten

Para Leichtathletik-EM: Felix Streng, Johannes Floors, Mathias Schulze und Nicole Nicoleitzik sind Europameister – dazu am Abend noch dreimal Silber und zweimal Bronze
Mathias Schulze jubelt
Mathias Schulze © Binh Truong/ DBS

Schwarz-Rot-Gold soweit das Auge reicht – die Nationalflagge im Dauereinsatz: Am Mittwochabend hat die Deutsche Paralympische Mannschaft bei den Heim-Europameisterschaften in Berlin neun Medaillen gewonnen: vier in Gold, drei in Silber und zwei in Bronze.

Den goldenen Start lieferte Felix Streng, der in 21,88 Sekunden über 200 Meter deutlich vor seiner Konkurrenz blieb und sich zum Europameister kürte. „Es war einfach geil“, sagte der 23-Jährige vom TSV Bayer 04 Leverkusen, der im vergangenen Jahr verletzungsbedingt keinen Wettkampf machen konnte: „Das hat mich vielleicht entspannter gemacht.“ Über 100 Meter, im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Staffel hat Streng weitere Medaillenchancen.

Sein Teamkollege Johannes Floors bejubelte kurz darauf die nächste deutsche Goldmedaille – mit einem sagenhaften Vorsprung von mehr als drei Sekunden. Der 23-Jährige benötige für die 200 Meter 21,37 Sekunden. „Mehr war heute einfach nicht drin“, sagte der Dreifach-Weltmeister von London, der vom Start weg der Konkurrenz enteilte: „Sonst wäre ich gerne noch ein bisschen schneller gelaufen.“

Kugelstoßer Mathias Schulze vom BPRSV Cottbus spielte mit dem Publikum und stieß die Kugel auf die Saisonbestleistung von 14,94 Meter. Das bedeutete Platz eins und seinen ersten internationalen Titel. Freudetrunken stimmte der 34-Jährige Jubellieder an, auch wenn er die 15-Meter-Marke gerne überboten hätte: „Ich bin geflasht von der Atmosphäre, ich habe fünf Jahre hier in Berlin gelebt und habe es sehr genossen. Meine Familie und meine Freunde waren hier, das ist mein erstes Gold der Karriere und ein gutes Argument zum Weitermachen. Einfach fantastisch.“

Nicole Nicoleitzik
Nicole Nicoleitzik © Ralf Kuckuck/ BS Berlin

Das vierte Gold schnappte sich Nicole Nicoleitzik in 31,87 Sekunden über 200 Meter. Die 23-Jährige vom TV Püttlingen sprintete als Schnellste ins Ziel und war völlig überwältigt: „Ich bin richtig fertig. Ich kann es nicht fassen und kann auch nichts sagen. Alles oder nichts war mein Motto, die Saisonbestleistung war mein Ziel, aber dass es Gold wird, ist Wahnsinn.“

Bereits die zweite Silbermedaille gab es für die Leverkusenerin Irmgard Bensusan, die im Ziel mit dem Sieg der Niederländerin Marlene van Gansewinkel über 200 Meter alles andere als zufrieden war: „Sie ist so schnell geworden, ich weiß nicht, was ich dagegen machen soll.“

Nach Gold über 400 Meter gab es auch für Lindy Ave von der HSG Uni Greifswald Silber. Im Weitsprung sprang sie 4,71 Meter und sagte: „Es war super, aber die Landung hätte besser sein müssen.“ Trainer Peer Kopelmann zeigte sich wesentlich euphorischer: „Es war ein schöner Wettkampf, Lindy war sehr souverän und meiner Ansicht nach auch überraschend gut.“

Marie Brämer-Skowronek vom SC Magdeburg freute sich ebenfalls über Silber, nachdem sie vier Jahre keinen internationalen Wettkampf gemacht hatte und im letzten Versuch 6,93 Meter stieß. „Nach so langer Abwesenheit ist es schwierig, sich einzuschätzen. Mittlerweile mache ich Kugel ganz gerne, früher mochte ich Speer lieber. Ich habe mit Silber geliebäugelt, aber technisch war das nicht das Gelbe vom Ei. Ich bin erleichtert und kann jetzt entspannter in den Speerwurfwettkampf am Freitag.“

Die 17-jährige Charleen Kosche stieß sich bei ihrem EM-Debüt dahinter zur Bronzemedaille mit 6,74 Metern, nachdem ihre Teamkollegin Frances Herrmann vom BPRSV Cottbus 6,71 Meter vorgelegt hatte und Vierte wurde: „Ich wollte unbedingt eine persönliche Bestleistung, aber damit hätte ich nie gerechnet. Ich habe mich immer weiter vorgearbeitet, weil ich unbedingt weiter stoßen wollte.“

Ebenfalls Bronze gewann Phil Grolla vom VfB Fallersleben, der bei seinem ersten internationalen Einsatz über 100 Meter seine Bestzeit direkt auf 11,36 Sekunden drückte und mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung hauchdünn Bronze gewann. „Das hätte ich nicht gedacht, ich habe auf die Bestleistung gehofft, aber nie mit einer Medaille gerechnet.“ Jubeln konnte der 17-Jährige aber kaum, da er direkt zum Kugelstoßen weiter musste: „Mathias Schulze hatte mich gefragt, ob ich nicht mitstoßen möchte und da habe ich ja gesagt. Wir sind ja schließlich alle ein Team.“

Damit hat die Deutsche Paralympische Mannschaft nach drei Tagen insgesamt sechsmal Gold, zehnmal Silber und viermal Bronze auf dem Medaillenkonto.

Weitere Infos zur Para Leichtathletik-EM in Berlin gibt es unter: www.para-euro2018.eu, www.paralympic.org/berlin-2018 & www.facebook.com/ParaLeichtathletikEM