10. Gehörlosen Leichtathletik Europameisterschaften

Para Sprinter beim visuellen Start
Visueller Start © Anton Schneid

Am 22. Juli finden im Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid die 10. Gehörlosen Leichtathletik Europameisterschaften statt. Rund 165 Athletinnen und Athleten aus 27 Nationen werden dabei in 19 Disziplinen um die Titel kämpfen. Aus deutscher Sicht sind Nele Alder-Baerens, Alexander Bley und Delia Gaede die hoffnungsvollsten Medaillenkandidaten.

Wenn am 22. Juli um vier Uhr nachmittags im Lohrheidestadion in Bochum-Wattenscheid die European Deaf Athletics Championships (EDAC2019) feierlich eröffnet werden, wird man kaum einen Unterschied bemerken. Es gibt den Einmarsch der Nationen, Musik spielt, VIPs tummeln sich am Rande des Geschehens, es wird die eine oder andere Rede gehalten, Volunteers stehen bereit und man sieht den Athleten und Athletinnen die innere Anspannung und Vorfreude auf die Wettkämpfe an. Denn gemäß des Deaflympischen Mottos „Per Ludos Equalitas“ (Gleichheit durch Sport) sind im Sport alle gleich, im Sport zeigt sich der Unterschied nicht und in ihrer Bedeutung für alle Aktiven, die daran teilnehmen und diejenigen, die es organisieren, ist die EDAC2019 der Leichtathletik Europameisterschaft 2018 in Berlin gleichzusetzen. Die Deaflympics sind das vom IOC anerkannte Äquivalent zu den Olympischen Spielen und den Paralympics für Menschen mit einem spezifischen Hörverlust

Und doch gibt es Unterschiede: 2018 in Berlin traten 1572 Athletinnen und Athleten im Wettstreit um Medaillenränge und gute Platzierungen an, in Bochum sind es 165 Athletinnen und Athleten. Wo in Berlin mehrere Hundert Volunteers die Veranstaltung erst zu dem gemacht haben, was sie war, sind es in der Ruhrmetropole circa fünfzig. Beim Sprintstart ertönt der übliche Schuss, die Läuferinnen und Läufer richten aber ihre Konzentration auf ein visuelles Ampelsignal neben dem Startblock oder am Rande der Tartanbahn. Und da wo in Berlin der Mund das Mittel der Kommunikation war, sind es in Bochum-Wattenscheid die Hände.

Um auf internationalem Sportparkett mit zu den Ersten in der Nationenwertung gehören zu können, standen die vergangenen Monate unter dem Stern der intensiven und umfassenden Vorbereitung auf diesen Höhepunkt, die 10. Gehörlosen Leichtathletik Europameisterschaften im eignen Land. Unter denen, die es geschafft haben sich dafür zu qualifizieren, sind Leistungsträger, die mit Titeln auf Weltniveau antreten. Erfolg ist kein Geschenk, er muss hart erarbeitet werden.

165 Konkurrentinnen und Konkurrenten, 19 Disziplinen, 27 Nationen – es verspricht aus deutscher Sicht spannend zu werden. Neben der Ausnahmesportlerin auf den ganz langen Strecken, Dr. Nele Alder-Baerens, die sich in der Welt der Ultraläuferinnen bereits einen Namen gemacht hat und die ihren Silbererfolg bei den Deaflympics 2017 über 10.000 Meterwiederholen möchte beziehungsweise EM Gold anstrebt, ist Alexander Bley, amtierender Vizeweltmeister über 1500 Meter, ein gefürchteter Konkurrent auf den Mittelstrecken. Das Jungtalent Delia Gaede qualifizierte sich mit großartiger Leistung bei den Deutschen Gehörlosen Meisterschaften für den 200 Meter Sprint.

Quelle: Anne Köster