Deutsche 4x100-Meter-Universalstaffel wird als Junior-Team Sechste
Der ruhigste Wettkampftag vor dem krachenden Abschluss: Am Sonntag ist das Team Deutschland Paralympics erstmals bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Paris ohne Medaille geblieben. Lediglich sechs Neulinge waren im Einsatz – vier davon in der Universalstaffel. Am Montag winken bis zu neun Finalteilnehmen mit teils besten Medaillenchancen.
„War in Ordnung“, sagte die Jüngste in der deutschen Mannschaft und lachte, nachdem Andreas Walser, Noah Bodelier, die eben zitierte Friederike Brose und Merle Menje nach 51,64 Sekunden als Zweite ihres Vorlaufs und Gesamt-Sechste ins Ziel gekommen waren. Mit der jungen Aufstellung – Bodelier ist 19, Brose 16 und Menje 18 Jahre alt und der 27-jährige Walser macht erst seit etwas mehr als einem Jahr Leichtathletik – wollte das deutsche Team nicht nur den anstehenden Generationswechsel vorantreiben, es hatte auch ganz praktische Gründe. Aus der Tokio-Staffel ist Marcel Böttger mit Guide Alexander Kosenkow erst vor wenigen Wochen umklassifiziert worden und muss nun mit Augenbinde laufen, sodass das Sicherheitsrisiko zu groß gewesen wäre. David Behre beendete seine Karriere und Johannes Floors als erste Option möchte am Montagabend seinen 400-Meter-Titel verteidigen, Lindy Ave ist in der Babypause und Rennrollstuhlfahrer Alhassane Baldé, der in Tokio schon von Menje ersetzt wurde, hat ebenfalls aufgehört. Die Entscheidung zur Junior-Staffel sollte also in erster Linie dem Erfahrungsgewinn dienen – und das klappte.
„Das Ziel war, ins Ziel zu kommen. In der Staffel am Start zu stehen, ist etwas anderes als beim Weitsprung. Jetzt war die Anspannung viel größer“, sagte Walser und Bodelier ergänzte: „Ich war gut aufgeregt und hätte nicht gedacht, dass es so gut läuft. Ich nehme viel Erfahrung mit nach Hause.“ Brose war vor allem begeistert über das erneut frenetische Publikum – auch wenn es ihr beim zweiten Wechsel von Bodelier auf sie fast zum Verhängnis geworden wäre: „Ich musste rausnehmen, das lag an den Zuschauern. Zum Glück war ich nicht so aufgeregt wie bei den 100 Metern, sonst wäre ich wohl aus der Wechselzone rausgerannt.“ Mit einem lauten Anfeuerungsschrei schickte sie Menje auf die Zielgerade, die als erfahrenste in der deutschen Staffel der WM-Neulinge „echt Spaß“ hatte: „Es ist etwas ganz Neues, in einer Gruppe an den Start zu gehen. Wir sind das erste Mal in dieser Konstellation gelaufen und wir wussten, dass wir starke Konkurrenten haben – deshalb war das gut.“
Walser fasste die „Mega-Erfahrung“ treffend zusammen, die die insgesamt elf WM-Newcomer*innen im deutschen Aufgebot machen: „Ich laufe jeden Tag mit einem fetten Grinsen herum, es ist unglaublich. Ich habe es immer nur im Fernsehen gesehen, jetzt bin ich selber hier – Wahnsinn.“
Sechs Finalteilnahmen am Montagabend
Schon am Vormittag waren die WM-Debütantinnen Jule Roß und Kim Vaske im Weitsprung der Klasse T47 am Start. Mit Platz 14 mit 4,84 Metern und Rang 15 mit 4,57 Metern blieben sie deutlich hinter ihren Erwartungen zurück, nahmen aber dennoch viel aus dem Wettkampf mit. „Ich hatte ein gutes Gefühl beim Einspringen, das konnte ich leider nicht umsetzen, weil der Wind sehr gedreht hat und immer unterschiedlich war. Ich habe sehr viel gelernt, aber es ist nicht das Ergebnis, das ich mir gewünscht hätte. Es ist Motivation, mehr zu trainieren, um dann nächstes Jahr umzusetzen, was heute nicht funktioniert hat. Dann kommen auch unsere großen Weiten“, sagte Vaske und Roß ergänzte mit Blick auf den Weltrekord der Siegerin: „Hier dabei zu sein, ist Geschenk genug. Die Weltspitze ist richtig krass geworden und da kann man schon zufrieden sein. Man weiß jetzt, wo man steht und kann die anderen besser einschätzen. Es hat trotzdem Spaß gemacht – wir kommen wieder.“
Am Abend hatte es nur eine deutsche Starterin gegeben: Katrin Müller-Rottgardt qualifizierte sich mit Noel Fiener als Vorlaufschnellste ihres Laufs und mit der zweitbesten Zeit überhaupt direkt fürs Halbfinale am Montagmorgen. Dort wurde sie wieder Vorlaufschnellste und steht nun im Finale der besten vier Duos – damit haben Müller-Rottgardt und Fiener auch einen Startplatz für das deutsche Team für die Paralympics erkämpft. Der 400-Meter-Vorlauf von Nele Moos wurde kurzfristig abgesagt, die Weitsprung-Bronzemedaillengewinnerin ist direkt im Finale am Montagabend dabei.
Am Montag könnte das deutsche Team zum Abschluss noch mal richtig abräumen: Am Abend warten die Finalläufe mit Titelverteidiger Johannes Floors und Nele Moos über 400 Meter sowie Isabelle Foerder und Léon Schäfer über 100 Meter. Phil Grolla verpasste am Vormittag die Qualifikation für den Endlauf über 100 Meter. Genauso wie Kim Vaske und Jule Roß die über 200 Meter. Am Ende der Vorläufe belegten sie die Plätze 10 und 13. Mit Irmgard Bensusan wird dennoch eine deutsche Athletin über die Distanz an den Start gehen. Damit gibt es zum Abschluss der WM noch einmal sechs deutsche Finalteilnehmer*innen.
Nach dem siebten und vorletzten Wettkampftag mit deutscher Beteiligung hat das deutsche Team durch Markus Rehm, Yannis Fischer und Léon Schäfer drei Mal Gold, durch Niko Kappel und Francés Herrmann zwei Mal Silber und durch Nele Moos, Felix Streng und die doppelte Nicole Nicoleitzik vier Bronzemedaillen gewonnen.
Weitere Informationen:
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