Aktuelles vom Para Ski alpin im Deutschen Behindertensportverband
Licht und Schatten beim Weltcup-Auftakt
Anna-Lena Forster überzeugt mit zwei Siegen - Auch Ristau und Rothfuss schaffen es auf das Podest
Die deutschen Para Wintersportler haben beim Weltcup-Auftakt der Alpinen in Veysonnaz (Schweiz) mit vielen guten Platzierungen überzeugt. Anna-Lena Forster siegte gleich zwei Mal im Super-G, während Noemi Ristau sich im Riesenslalom nur einer Konkurrentin geschlagen geben musste. Auch Andrea Rothfuss fuhr zweimal aufs Podest. Thomas Nolte, einziger männlicher Athlet im deutschen Team, erfüllte die persönlichen Erwartungen.
Perfekter Auftakt für Anna-Lena Forster
Anna-Lena Forster hat einen perfekten Einstand in die Weltcup-Saison gefeiert. In der sitzenden Konkurrenz entschied die 24-jährige Paralympics-Siegerin die ersten beiden Rennen im Super-G für sich. Entsprechend zufrieden zeigt sich auch Bundestrainer Justus Wolf: „Anna-Lena hat an ihre guten Trainingsleistungen der vergangenen Wochen angeknüpft.“ Aufgrund eines familiären Vorfalls hatte die aus Radolfzell stammende Sportlerin zwei Rennen in Veysonnaz abgesagt. Auf den weiteren Weltcup-Stationen komme es für sie darauf an, die gebrachten Leistungen zu bestätigen und sich weiter zu verbessern, erklärt Anna-Lena Forster.
Auch Noemi Ristau hat beim Weltcup-Auftakt überzeugt. In der Startklasse der Sehbehinderten hat die 28-Jährige im Riesenslalom zwei zweite Plätze eingefahren. Nachdem Ristau im Super-G noch ohne Konkurrenz angetreten war, musste sie sich im anschließenden Riesenslalom nur der Österreicherin Veronika Aigner geschlagen geben. „Noemi Ristau und ihre Begleitläuferin Paula Brenzel haben das Maximum herausgeholt“, sagt Justus Wolf. Aigner sei aktuell einfach das Maß der Dinge.
Andrea Rothfuss mit Luft nach oben
Andrea Rothfuss ist in der stehenden Klasse zwei Mal auf das Podest gefahren. Dennoch unterliefen der 30-Jährigen immer wieder technische Fehler, die wertvolle Zeit kosteten. Vor allem auf höchstem Niveau werde jeder Fehler sofort bestraft: „Die Weltspitze wird immer dichter. Wenn man einen Lauf hat, der nicht passt, wird man nach hinten durchgereicht", fasst sie zusammen. Für die nächsten Wettkämpfe erhofft sich Bundestrainer Justus Wolf, dass die vierfache Paralympics-Teilnehmerin wieder zurück zu ihrer Normalform findet.
Thomas Nolte belegte beim Weltcup-Auftakt im Riesenslalom die Plätze acht und elf. Der 35-Jährige ging in dieser Saison erst zum zweiten Mal mit seinem neuen Monoski an den Start. „Nachdem ihn in den letzten zwei Jahren einige Verletzungen ausgebremst haben, hat er sich von Lauf zu Lauf gesteigert“, sagt Wolf.
Für die kommenden Rennen gilt es, die positiven Aspekte mitzunehmen und darauf aufzubauen. Die nächste Weltcup-Station startet bereits am Mittwoch in Prato Nevoso (Italien). Auf dem Wettkampfprogramm stehen dann drei Slalom-Rennen. Vor allem für Noemi Ristau werden die Rennen zu einer Standortbestimmung, wenn sie sich wieder mit der Konkurrenz messen muss. Auch von Thomas Nolte erhofft sich Justus Wolf eine Steigerung. „Der Slalom liegt ihm ganz gut“, gibt sich der Bundestrainer zuversichtlich. Bei den Weltmeisterschaften 2015 gewann Thomas Nolte in dieser Disziplin die Bronze-Medaille.
Auch wenn 2020 ein Übergangsjahr auf dem Weg zu den Paralympischen Winterspielen 2022 in Peking darstellt, ist die Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen: „Der gesamte Weltcup ist das Wichtigste, was es gibt“, erklärt Justus Wolf und ergänzt: „Die Weltcup-Rennen bieten für die Sportler die Möglichkeit, sich auf höchstem Niveau mit der Konkurrenz zu messen.“ Besonderen Stellenwert misst der Bundestrainer vor allem den Rennen im norwegischen Lillehammer im März bei. Schließlich finden dort 2021 die Weltmeisterschaften statt, so dass diese ein wichtiger Test seien. Vor dem Rennblock im März und April wird die Nationalmannschaft noch drei Trainingslager einlegen, um an der Form zu feilen.
Deutsches Para Ski alpin-Team im Umbruch
Die Nationalmannschaft befinde sich laut Wolf aktuell in einem kleinen Umbruch, auch durch die Rücktritte von Anna Schaffelhuber und Georg Kreiter, Doppel-Weltmeister von 2015. Vor allem das Karriereende von Anna Schaffelhuber hinterlasse eine große Lücke: „Anna war eine Abonnement-Siegerin und eine absolute Vorzeige-Athletin.” Die siebenmalige Paralympics-Siegerin war im November des vergangenen Jahres zurückgetreten. Justus Wolf betont, dass es mit Blick auf die Paralympischen Spiele in gut zwei Jahren darauf ankomme, Athleten zu finden, welche diese Rolle einnehmen. Dabei hat der Bundestrainer bereits eine Sportlerin im Blick: „Anna-Lena Forster hat eine sehr gute Persönlichkeit und eine tolle Entwicklung genommen.“ Dieser Rolle ist sie mit den Siegen beim Weltcup-Auftakt in Veysonnaz zumindest schon einmal gerecht geworden.
Verstärkung für das Para Ski alpin-Team ist bereits in Sicht. Perspektivisch könnten Luisa Grube, Leander Kress, Nikolai Sommer und Christoph Glötzner die Nationalmannschaft ergänzen. Es sei gut möglich, dass sie an den Weltmeisterschaften nächstes Jahr in Lillehammer teilnehmen werden, um erste Erfahrungen auf hohem Niveau zu sammeln, sagt Wolf. Neue Talente zu finden und diese nach und nach an die Nationalmannschaft heranzuführen – das ist auch das Ziel von Co-Bundestrainerin Maike Hujara, die sich schwerpunktmäßig um den Nachwuchs kümmert. Damit das deutsche Para Ski alpin-Team auch künftig und mit neuen Gesichtern in der Erfolgsspur bleibt.
Die nächsten Termine im Para Ski alpin-Weltcup sind:
15. – 17. Januar 2020: Weltcup in Prato Nevoso (Italien)
21. – 24. Januar 2020: Weltcup in Kranjska Gora (Slowenien)
Text: Marcel Wienands