Aktuelles vom Rollstuhlfechten
Top Niveau bei Rollstuhlfecht-DM in Esslingen
Die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Esslingen war natürlich Pflichtprogramm im Turnierkalender der deutschen Rollstuhlfechter*innen. Unter den wachsamen Augen von Schirmherr und Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer und den Vizepräsident*innen des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Harald Laue und Ulrike Wortha überzeugten am Ende nicht nur die Favoriten, sondern auch die eine oder andere Überraschung ließ das Publikum aufhorchen.
„Die Athlet*innen kamen aus dem gesamten Bundesgebiet, von Rostock bis München und von Köln bis Berlin, darunter auch die Fechter*innen der deutschen und der ukrainischen Nationalmannschaften. Das hat für ein extrem hohes Niveau bei der DM gesorgt“, stellten Victor Mingolla (Fachbereichsleiter Fechten) und Lars Pickardt (Referent Sport) vom ausrichtenden Deutschen Rollstuhlsport-Verband (DRS) mit Stolz fest. Im Gegensatz zu den Wettkämpfen der Fechter*innen ohne Behinderung haben im Para Sport des DRS alle Athlet*innen, die seit mindestens drei Monaten einem deutschen Verein angehören und ihren Erstwohnsitz in Deutschland haben, ein Startrecht bei Deutschen Meisterschaften. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach war es für die deutschen Vereine keine Frage, sie halfen sofort und nahmen ihre Sportkolleg*innen mit offenen Armen auf und trainieren seitdem gemeinsam. „Ich bin davon überzeugt, dass diese große menschliche Geste am Ende auch ein Gewinn für das deutsche Team ist“ beschreibt der aus Odessa stammende Alexander Bondar die aktuelle Situation. Gavrila Spiridon (Bundestrainer Degen und Nachwuchs) hatte aber auch eine kleine Sorgenfalte auf der Stirn: „Für unsere jungen Athlet*innen ist es toll, gegen so hochkarätige Gegner*innen fechten zu können, aber es gehört auch eine Menge Selbstbewusstsein dazu, sich nicht durch die Präsenz von so vielen Medaillengewinner*innen bei den Paralympics, WM und EM einschüchtern zu lassen.“ Weltmeister Serhii Shavkun, der die Farben des SV 1845 Esslingen vertrat, war nur einer von ihnen. Er sicherte sich im Florett und Degen der Kategorie C gleich zwei Meistertitel.
Maurice Schmidt (SV Böblingen), setzte sich im Säbelwettbewerb der Kategorie A durch. Mit seiner Hauptwaffe, dem Degen, lieferte er sich ein packendes Duell mit Oleksii Zakusylov (TuS Makkabi Rostock). Am Ende war es dann die Silbermedaille. Die Florettspezialisten Julius Haupt (FC Tauberbischofsheim) und Felix Schrader (SV 1845 Esslingen) waren schon am ersten Tag schwer im Einsatz und hatten gleich mehrfach die Chance zu prüfen, wer aktuell beim deutschen Nachwuchs die Nase vorn hat. Am Ende bewies Haupt die besseren Nerven und gewann die Florett-Titel in der U23 und bei den Senioren sowie im Säbel bei der U23. Felix Schrader holte sich den Titel mit dem Degen in der U23. Bei den Damen trugen sich Yevheniia Breus (TuS Makkabi Rostock) und Denise Hutter (FC Gröbenzell) in die Siegerlisten ein. Anton Datsko und Balwinder Cheema (beide TuS Makkabi Rostock) siegten bei den Herren in der Kategorie B. Der Jüngste Teilnehmer war der erst 13-jährige Axel Prats Cruz, der sich in der U17 Silber hinter Elias Klotz (beide FC Gröbenzell) sicherte. Den Medaillenspiegel führte am Ende der Wettkämpfe TUS Makkabi Rostock vor der ausrichtenden SV 1845 Esslingen und dem FC Tauberbischofsheim an.
Eine Übersicht aller Ergebnisse findet ihr hier.
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Ira Ziegler / SV Esslingen