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Rollstuhlfechten: Maurice Schmidt kämpft sich aufs Podest
Mit einem dritten Platz im Degen und Platz sieben im Säbel hat Maurice Schmidt im ungarischen Eger einen erfolgreichen Auftakt in die Weltcup-Saison 2020 gefeiert. Damit sicherte sich der Fechter vom SV Böblingen wichtige Punkte für die Paralympics in Tokio. Die weiteren deutschen Fechter erzielten ebenfalls gute Resultate. Insgesamt sechs Platzierungen unter den Top 20 runden das gute Mannschaftsergebnis ab. Auch das Herren-Säbelteam gelang mit Platz sieben eine Top 10 –Platzierung.
Wichtige Standortbestimmung auf dem Weg nach Tokio
Der Weltcup in Eger (HUN) war nicht nur die erste wichtige Standortbestimmung im Jahr der Paralympics, sondern zugleich auch der vorletzte Wettkampf für das deutsche Team, um Punkte für die Spiele in Tokyo zu sammeln. Entsprechend hoch war auch der Erwartungsdruck der Athleten, Trainer und der Offiziellen.
Den Auftakt bildete am ersten Tag der Säbel-Wettbewerb. Maurice Schmidt startete mit fünf Siegen und einer Niederlage in der Vorrunde und sicherte sich so ein Freilos in der 64er Direktausscheidung. Dabei lief die Vorbereitung für Schmidt auf das wichtige Turnier nicht optimal: Schulterprobleme und ein Infekt schränkten ihn stark ein. Mit einem souveränen Sieg gegen den Koreaner Sim in der K.-O.-Runde zog Schmidt in das Achtelfinale ein. Dort kam es zu einem deutsch-deutschen Duell mit Julius Haupt vom PSV Weimar. Das Gefecht war lange Zeit ausgeglichen. Doch am Ende setzte sich Schmidt durch und zog in das Viertelfinale ein. Haupt belegte am Ende Rang 15. „Meine erste TOP 16 Platzierung bei einem Weltcup“, freute sich Haupt dennoch. „Ich hatte nur eine durchwachsene Vorrunde und konnte mich etwas überraschend mit einem knappen Sieg gegen Pylarinos Markantonato (GRE) für das Achtelfinale qualifizieren.“
Im Halbfinale wartete auf Schmidt mit dem Briten Piers Gilliver eine schwierige Aufgabe. Trainer und Athlet haben den WM-Dritten von 2019 im Vorfeld gut studiert . „Eigentlich wusste ich wie ich gewinnen kann“, haderte Schmidt mit seinem Gefecht und fügte hinzu: „Aber ich habe immer wieder wichtige Punkte liegen lassen.“ Am Ende setzte sich der Brite mit 15:10 durch. Schmidt belegte in der Endabrechnung Platz sieben.
Sylvi Tauber (Makkabi Rostock) startete motiviert und gut vorbereitet in ihren Degen-Wettkampf. Nach einer guten Vorrunde ging Tauber auf Platz elf gesetzt in die Direktausscheidung. Im ersten Durchgang traf sie dabei auf Stephanie Droit Malarme (FRA), die sie in der Vorrunde noch besiegt hatte. Doch dieses Mal wurde es hektisch. Zwei Fehlentscheidungen der Kampfrichterin in der entscheidenden Phase des Gefechts und ein daraus resultierender Tumult der beiden Trainerinnen störten die Rostockerin nachhaltig in der Konzentration. Ihr gelangen nur noch Doppeltreffer. Am Ende verlor Tauber knapp mit 13:15 und belegte Rang 17. Damit verpasste sie es, wichtige Weltcup-Punkte zu sammeln.
Während Schmidt einen Tag Wettkampfpause zur Vorbereitung auf den Degen-Wettbewerb einlegen konnte, mussten seine Teamkollegen auch am zweiten Weltcuptag zu den Waffen greifen. Nach den Degen-Wettkämpfen am Vortag ging es für Sylvi Tauber mit dem Säbel-Wettkämpfen weiter. Für die Rostockerin verlief die Vorrunde unglücklich. Gleich dreimal unterlag sie knapp mit 4:5, 4:5 und 3:5. Dabei gelangen ihr nur zwei Siege. Dennoch qualifizierte sich Tauber damit für die Direktausscheidung, wo sie auf Pasquino Rossanna (IRR) traf. Normalerweise ist das Duell zwischen der Deutschen und der Irakerin ein Duell auf Augenhöhe. Dieses Mal jedoch fiel das Gefecht klar zugunsten von Pasquino Rossanna aus. Für Tauber reichte es im Gesamtklassement zu Platz 14.
In der Degen-Konkurrenz der Herren (Kategorie B) gingen mit Balwinder Cheema (Makkabi Rostock) und Holger Kratzat (Fechtzentrum Berlin) zwei deutsche Athleten an den Start. Cheema, am Vortag noch 20. im Florettwettbewerb, unterlag in der K.-O.-Runde völlig überraschend dem in der Weltrangliste 40 Plätze hinter ihm liegenden Patryk Banacm (POL) mit 7:15. In der Endabrechnung bedeutete das Platz 18. Kratzat legte ebenfalls eine gute Vorrunde hin und qualifizierte sich für die Direktausscheidung. Eine 5:15-Niederlage gegen Alexander Kurzin (RUS) hatte für ihn das Turnieraus zur Folge. Am Ende belegte er Rang 26.
Maurice Schmidt erreicht Platz drei im Degen
Florettspezialist Julius Haupt holte aus seiner sehr starken Vorrunde das beste heraus und sicherte sich mit zwei Siegen und einer knappen Niederlage den Einzug in die Direktausscheidung. Dort musste er Ausgerechnet gegen Oleg Gavrilenkov (RUS) ran, dem er sich schon in der Vorrunde geschlagen geben musste. Auch im K.-O.-Gefecht fand Haupt kein Mittel gegen den starken Russen und verlor deutlich gegen den späteren Drittplatzierten. Im Gesamtklassement bedeutete das Platz 23 für den Weimarer Athleten.
Am dritten Weltcup-Tag griff auch wieder Maurice Schmidt ins Geschehen ein. Dem Degenspezialist gelang im stark besetzten Wettkampffeld ein glänzender Auftakt: Ohne Niederlage platzierte er sich im Degen der Herren (Kategorie A) auf Rang fünf für die K.-O-Runde. Damit erhielt der 20-Jährige vom Böblinger SV ein Freilos in der 64er Direktausscheidung. Im Sechzehntelfinale traf er auf den Russen Oleg Gavrilienkov , der nach Platz drei am Vortag mit reichlich Selbstvertrauen antrat. Im Degen war es diesmal eine klare Sache für den Deutschen - 15:9 fegte Schmidt den Russen von der Bahn. Im anschließenden Gefecht gegen Edoardo Giordan (ITA) spielte der Böblinger sein ganzes Können aus und erreichte mit einem souveränen 15:11 das Viertelfinale. WM-Dritter im Degen der Herren, Maurice Schmidt gegen Routinier Romain Noble (FRA), Vizeweltmeister mit dem französischen Degen-Team der Herren – So lautete die Paarung. Schmidt ließ Noble keine Chance und setzte sich mit 15:6 durch. Damit zog der Deutsche ins Halbfinale ein. Dort wartete niemand geringeres als der amtierende Weltmeister und der Paralympics-Zweite von Rio 2016: Piers Gilliver (GBR). In einem harten und guten Kampf unterlag Schmidt dem Briten nach Punkten deutlich. „Maurice hat super gefochten und wichtige Punkte für die Paralympics-Qualifikation geholt. Wir werden in den nächsten Monaten hart daran arbeiten, seine Qualitäten noch weiter zu optimieren und mit dem neuen Video-Material nach Schwächen suchen“, resümiert Bundestrainer Bondar das Turnier seines Schützlings.
Cheema und Kratzat belegten in der säbel-Konkurrenz der Herren (Kategorie B) die Plätze 19 und 22, Sylvi Tauber errang im Florett-Wettbewerb der Damen einen 16. Platz.
Zum Ende des Weltcups sicherte sich das deutsche Säbel-Team der Herren mit einem Sieg gegen das Team aus Großbritannien Platz sieben.
Quelle: Ira Ziegler