Aktuelles von den Paralympics in Rio 2016

Schmidberger, Baus und Grebe spielen um Gold

Brüchle und Wolf wollen sich Bronze sichern

Thomas Schmidberger spielt einen Rückhandschlag in seinem Halbfinale gegen Florian Merrien.
Tom Schmidberger geht mit Selbstvertrauen ins Finale © Ulrich Gasper DBS

Mit Thomas Schmidberger, Valentin Baus und Stephanie Grebe stehen zwei Tischtennisspieler und eine Tischtennisspielerin im Finale der Paralympischen Spiele 2016 – mit Thomas Brüchle und Juliane Wolf haben zwei weitere Athleten von Bundestrainer Ziegler Chancen auf eine Bronzemedaille. Bereits heute Abend um 22.15 Uhr MESZ spielt Schmidberger um Gold und Brüchle um Bronze. Morgen Vormittag brasilianischer Zeit stehen dann das Finale von Baus (15 Uhr MESZ) und das Bronzemedaillen- Match von Wolf (17.45 Uhr MESZ) an. Grebe hingegen hat noch einen Tag zur Regeneration, sie greift am Dienstag nach paralympischem Gold.

In einem engen Halbfinale in der Wettkampfklasse 3 geriet Thomas Schmidberger gegen den Franzosen Merrien erstmals in diesem paralympischen Turnier in Bedrängnis. Gleich der erste Satz ging an den Franzosen, der einzige verlorene Satz des Bayers überhaupt bis hierhin. Und obwohl er wieder ausglich, lag der Weltranglisten-Erste kurz darauf erneut in Rückstand und musste das Spiel nun noch zu seinen Gunsten drehen. Schmidberger behielt die Nerven und machte im vierten Satz aus einem 0:3-Rückstand ein 9:3. „Michele (Comparato) wollte schon eine Auszeit nehmen, aber ich habe ihm gesagt, dass er noch warten soll. Dann habe ich einfach 9 Punkte in Folge gemacht und den Satz noch gewonnen – das hat Florian das Genick gebrochen“, erzählt der Spieler von Borussia Düsseldorf. Im 5. Satz behielt er dann mit 11:7 die Oberhand – seine erste paralympische Final-Teilnahme war perfekt. Dort bekommt er es nun mit seinem Dauerrivalen Feng Panfeng zu tun, der im anderen Halbfinale Thomas Brüchle besiegte. "Ich bin in dem Match sicherlich nicht der Favorit, auch wenn ich durch zwei Siege in der jüngeren Vergangenheit mit viel Selbstvertrauen ins Finale gehen werde", beschreibt Schmidberger die Ausgangslage.

Der Lindauer kam zu spät in sein Spiel. „Ich war heute zu Beginn einfach leer“,beschreibt der Europameister seine Gemütslage in den ersten beiden Sätzen. „Mir fehlten die Ideen, der Spielwitz. Ich habe versucht, zu viel Taktik zu spielen und bin überhaupt nicht reingekommen. Danach habe ich den Kopf ausgeschaltet und die beiden besten Sätze des Turniers gespielt, aber leider hat es nicht mehr für den Entscheidungssatz gereicht –Feng ist auch nicht umsonst hier als Titelverteidiger angereist.“ Nun holt sich Brüchle noch ein paar Tipps von seinem Zimmerkollegen Schmidberger für das Spiel um die Bronzemedaille gegen Merrien.

Baus in Form seines Lebens

Valentin Baus beim Aufschlag
Valentin Baus will nun die Nummer 1 der Welt angreifen © Ulrich Gasper DBS

Valentin Baus (WK 5) zeigte sich heute erneut in herausragender Form. Er gewann sowohl sein Viertelfinale gegen den Ägypter Ehab Fetir mit 3:0 als auch sein Halbfinale gegen den in der Weltrangliste nur zwei Plätze hinter ihm gelegenen Serben Mikar Palikucar. Dabei geriet er nach gewonnenem ersten Satz im zweiten mit 1:7 in Rückstand „Er hatte sein Spiel verändert und ich habe einige Bälle gebraucht, um mich meinerseits darauf einzustellen. Dann habe ich aber wieder ins Spiel gefunden“, erklärt der Bochumer. In der Tat gewann Baus den Satz noch mit 11:9 und ließ den Serben im dritten Satz dann gar keine Morgenluft mehr schnuppern. „In der Vorbereitung lief es zu Anfang eigentlich nicht so gut. Ich habe viel trainiert und wenig getroffen. Aber in den letzten Wochen wurde es dann besser und besser und hier spiele ich glaube ich das beste Tischtennis, das ich je gespielt habe“, ist der amtierende Weltmeister glücklich. „So kann ich im Finale vielleicht auch Cao Ningning in Bedrängnis bringen.“ Auch Volker Ziegler ist angetan von der Form seinen Schützlings: „Valentin hat gelernt, Tischtennis zu spielen. Früher lief es, oder es lief nicht, heute spielt er clever, ohne jedoch seine Intuition zu verlieren.“

Stephanie Grebe bejubelt ihren Finaleinzug gegen die Ukrainerin Antonina Khodzynska.
Steffi Grebe bejubelt ihren Finaleinzug © Ulrich Gasper DBS

Stephanie Grebe konnte es nach ihrem gewonnenen Halbfinale in der WK 6 gegen die Ukrainerin Antonina Khodzynska selbst nicht glauben: „Es ist unfassbar. Es war ein Auf und Ab – ich kam mit gewonnenem ersten Satz gut rein, aber zweite Sätze scheinen hier generell nicht so mein Ding zu sein. Dass ich mir den dritten Satz geholt habe, sollte eigentlich sie unter Druck setzen – aber irgendwie hat es mich wohl selbst unter Druck gesetzt. Im letzten Satz musste ich dann bei 0:3 einfach die Pobacken zusammenkneifen und das Ding gewinnen - Es ist einfach unglaublich!“

Mit ihrem Sieg revanchierte sich die Weltranglisten-Fünfte aus Deutschland für eine andere bittere Niederlage: Vor vier Jahren in London stand sie auch ebenjener Spielerin im Halbfinale gegenüber und verlor. Nun steht die Hamburgerin am Dienstag der kroatischen Nummer 1 der Welt, Sandra Paovic gegenüber. „Jetzt ist alles nur noch Zugabe – ich will mein Bestes geben und das Finale einfach genießen.“

Im Halbfinale der Frauen WK 8 brachte Juliane Wolf derweil die Weltranglisten-Zweite, Jingdian Mao, ins Schwitzen, verlor aber am Ende nach großem Kampf mit 1:3. „Ich bin echt zufrieden mit meiner Leistung. Sie hat seit Jahren kein Spiel mehr verloren und wird glaube ich auch Paralympics-Siegerin hier – dafür konnte ich sie echt ein wenig ärgern.“ Nun geht es ins Bronze-Medaillen-Match gegen die Philippinin Josephine Medina, die aufgrund ihres Anti-Spin-Belages sehr unangenehm zu spielen ist. „Ich habe zuletzt 2012 gegen sie gespielt, aber ich habe mir einige Videos von ihr angeschaut und im Training auch gegen Anti gespielt“, erklärt die Offenburgerin ihre Vorbereitung. „Es wäre natürlich genial, hier Bronze zu gewinnen.“

Alle Ansetzungen im Detail finden Sie auf der offiziellen Website der Paralympics unter https://www.rio2016.com/en/paralympics/table-tennis.

Die K.O.-Spiele der deutschen Tischtennis-SpielerInnen:

AF: Brüchle vs. Jeong Seok Kim (KOR) 3:1 (11:8, 11:7, 9:11, 11:6)
VF: Brüchle vs. Zhai Xiang (CHN) 3:2 (11:2, 6:11, 12:10, 4:11, 11:6)
HF: Brüchle vs. Feng Panfeng (CHN) 1:3 (3:11, 4:11, 11:5, 11:13)
Spiel um Bronze: Brüchle vs. Florian Merrien (FRA) 11.09.16, 22:15 MESZ

AF: Schmidberger vs. Osama Abu Jame (JOR) 3:0 (11:4, 11:4, 11:9)
VF: Schmidberger vs. Welder Knaf (BRA) 3:0 (11:8, 11:7, 12:10)
HF: Schmidberger vs. Florian Merrien (FRA) 3:2 (8:11, 11:9, 9:11, 11:7, 11:7)
Finale: Schmidberger vs. Feng Panfeng (CHN) 11.09.16, 22:15 MESZ

VF: Baus vs. Ehab Fetir (EGY), 3:0 (11:8, 11:7, 11:5)
HF: Baus vs. Mikar Palikuca (SRB) 3:0 (11:8, 12:10, 11:5)
Finale: Baus vs. Cao Ningning (CHN) 12.09.16, 15.00 Uhr MESZ

Stephanie Grebe vs. Katarzyna Marszal (POL) 3:1 (11:8, 4:11, 11:9, 11:9)
HF: Grebe vs. Antonina Khodzynska (UKR)3:2 (11:8, 10:12, 11:8, 4:111, 11:9)
Finale: Grebe vs. Sandra Paovic (CRO) 13.09.16, 15.00 Uhr MESZ

HF: Wolf vs. Jingdian Mao (CHN) 1:3 (7:11, 9:11, 11:9, 11:8)
Spiel um Bronze: Wolf vs. Josephine Medina (PHI) 12.09.16, 17.45 MESZ

Das deutsche TT-Team für Rio:

Holger Nikelis (WK1, RSC Köln), Thomas Brüchle (SV Salamander Kornwestheim), Jan Gürtler (RSC Berlin),  Thomas Schmidberger (Borussia Düsseldorf) (alle WK 3), Sandra Mikolaschek (Borussia Düsseldorf, WK 4), Valentin Baus (BSG Duisburg/Borussia Düsseldorf, WK 5), Stephanie Grebe (Borussia Düsseldorf), Thomas Rau (RBS Solingen) (beide WK 6), Jochen Wollmert (Borussia Düsseldorf, WK 7), Juliane Wolf (BSG Offenburg WK 8), Lena Kramm (BSV München, WK 9)

Trainer:

Volker Ziegler (Bundestrainer), Michele Comparato, Hannes Doesseler, Andreas Escher, Eric Duduc (alle Co-Trainer)

Physiotherapeutinnen:
Cornelia Blase, Angelika Lütkenkorst