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„Wollen das große Highlight erneut erleben“
Heiko Wiesenthal gehörte zu den besten Faustballspielern Deutschlands, wurde Deutscher Meister, Junioren-Europameister und Vize-Europapokalsieger. Der heute 40-jährige Koblenzer war auf dem besten Weg in die Nationalmannschaft, als er sich 1995 bei der Bundeswehr bei einem Starkstromunfall sein Bein verbrannt hatte. So sehr, dass es amputiert werden musste. Nach anderthalbjähriger Pause kehrte er für weitere zehn Jahre erfolgreich zum Faustball zurück – mit Sportprothese. Inzwischen ist Heiko Wiesenthal für die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft aktiv, der er seit Ende 2009 angehört. Das größte Erlebnis: die Bronzemedaille bei den Paralympics 2012 in London.
Die Paralympischen Spiele sind auch das große Ziel für 2016. Das Ticket soll bei der anstehenden Heim-Europameisterschaft in Warendorf (NRW) gelöst werden, die am Freitag, 2. Oktober 2015, um 18 Uhr eröffnet wird. Im Anschluss daran trifft die deutsche Mannschaft im offiziellen Eröffnungsspiel in der Halle A (Gebäude 24) der Sportschule der Bundeswehr, Dr.-Rau-Allee 32, auf Italien (19.30 Uhr). Als Kapitän will Heiko Wiesenthal sein Team unbedingt ins Finale führen. Nur der Sieger darf nach Rio reisen – mit einer Ausnahme. Holt Weltmeister Bosnien auch den EM-Titel, reicht Platz zwei zur Paralympics-Qualifikation. „Wir sind gut drauf und wollen zunächst die Vorrunde ohne Niederlage überstehen“, sagt Wiesenthal und fügt an: „Danach zählt es richtig. Wenn wir die Nerven behalten und unsere Leistung bringen, haben wir gute Chancen. Wir wollen den Heimvorteil nutzen und unbedingt nach Rio.“
Kampf ums Rio-Ticket: Das Finale steigt am 7. Oktober
Gewissheit darüber hat das deutsche Team von Trainer Rudi Sonnenbichler spätestens am Mittwoch, 7. Oktober 2015, wenn in Warendorf die entscheidenden Finalspiele ausgetragen werden. Insgesamt treten rund 150 Sportler aus zwölf Nationen an und kämpfen um Medaillen – und das Ticket nach Rio. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb sich Sonnenbichler und einige weitere Nationalspieler nach London 2012 dazu entschlossen hatten, ihre aktive Karriere doch noch nicht zu beenden. „Wir wollen dieses große Highlight erneut erleben. Dafür werden wir alles geben“, betont Sonnenbichler, der 20 Jahre als Trainer beim Deutschen Volleyball-Verband tätig war und unter anderem auch das Frauen-Nationalteam bei der WM 1990 trainierte – in Brasilien. „Ein beeindruckendes Land und Rio ist eine faszinierende Stadt. Ich gehe zwar auf die 70 zu, doch ich würde gerne noch einmal dorthin“, so Sonnenbichler.
In Brasilien war das deutsche Team kürzlich auch zu einem zehntägigen Trainingslager, allerdings in Sao Paolo. Die Mannschaft sei bereit, sagt Sonnenbichler, das habe sie nicht zuletzt in einigen Testspielen gegen Vizeweltmeister Brasilien bewiesen. Dort holte sich das Team den letzten Feinschliff für die Heim-EM. „Wir haben unser Angriffsspiel sehr variabel gestaltet und waren auch in der Feldabwehr immer präsent. Spielerisch waren wir mit Brasilien auf Augenhöhe, das stimmt mich zuversichtlich“, sagt der Cheftrainer.
Zunächst muss bei der EM allerdings die Vorrunde schadlos überstanden werden. Dort trifft die deutsche Mannschaft auf Italien (2. Oktober/19.30 Uhr), Polen (3. Oktober/14.30 Uhr) und Kroatien (4. Oktober/11.30 Uhr). Anschließend steigen am 5. und 6. Oktober die Viertel- und Halbfinalspiele, ehe am Mittwoch, 7. Oktober, um 15.30 Uhr das ersehnte Duell um Gold und das Rio-Ticket ansteht – hoffentlich mit deutscher Beteiligung. Die größten Konkurrenten kommen neben dem dominierenden Goldfavoriten Bosnien aus Russland und der Ukraine. Rudi Sonnenbichler: „Bosnien ist die beste Mannschaft der Welt, das Bayern München des Sitzvolleyballs. Ich hoffe, dass wir frühestens im Finale auf sie treffen. Gegen die anderen Teams entscheidet die Tagesform. Russland hat zwar eine Mannschaft bestehend aus Vollprofis, doch wir haben sie in London 2012 zweimal bezwungen – warum sollte uns das nicht wieder gelingen!?“
Alle Informationen rund um die Europameisterschaften in Warendorf finden Sie unter www.dbs-npc.de/warendorf2015.html. Veranstaltet wird die EM vom Deutschen Behindertensportverband mit Unterstützung der Bundeswehr. Schirmherrin der Europameisterschaften ist Dr. Ursula von der Leyen, Bundesministerin der Verteidigung.
Kader Deutschland: Alex Schiffler (BV Leipzig e.V.), Martin Vogel (TG Nürtingn), Stefan Schu (TSV Bayer 04 Leverkusen), Stefan Hähnlein (TSV Bayer 04 Leverkusen), Dominik Albrecht (TSV Bayer 04 Leverkusen), Heiko Wiesenthal (BSG Emmlshausen), Jürgen Schrapp (TSV Bayer 04 Leverkusen), Christoph Herzog (BV Leipzig e.V.), Barbaros Sayilir (BSG Emmelshausen), Mathis Tigler (TSV Bayer 04 Leverkusen), Lukas Schiwy (TSV Bayer 04 Leverkusen), Torben Schiewe (BS Celle).