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Tischtennis-EM: Fünf Medaillen sind schon sicher

Jan Gürtler hat es überraschend ins Halbfinale geschafft
Jan Gürtler hat es überraschend ins Halbfinale geschafft © DBS

Licht und Schatten am zweiten Wettkampftag der Tischtennis-Europameisterschaften im dänischen Vejle, doch immerhin fünf Halbfinalteilnahmen – so fällt die Bilanz des Teams des Deutschen Behindertensportverbandes aus. Insgesamt elf Spielerinnen und Spieler schafften den Sprung ins Hauptfeld, mit Juliane Wolf, Thomas Brüchle, Thomas Schmidberger, Jan Gürtler und Valentin Baus sind fünf davon im Kampf um die Medaillen vertreten. Besonders in der Wettkampfklasse 3 dominieren die Deutschen mit drei Athleten im Halbfinale.

Brüchle, Schmidberger (beide WK 3) und Baus (WK 5) hatten sich bereits vorzeitig für das K.O.-Feld qualifiziert, ihnen folgten Juliane Wolf (WK 8), Jan Gürtler (WK 3), Stephanie Grebe (WK 6), Thomas Rau (WK 6) und Thorsten Schwinn (WK 7), die ihre Gruppe allesamt gewannen. Als Gruppenzweite schafften außerdem Dietmar Kober (WK 4), Jochen Wollmert (WK 7) und Yannik Rüddenklau (WK 9) den Sprung in die Hauptrunde.

Während sich Brüchle und Schmidberger in der WK 3 über ein Freilos in der ersten Hauptrunde freuen durften, musste der Berliner Jan Gürtler bereits im Achtelfinale gegen den Spanier Rodrigues-Martinez an den Tisch. Nach einem 0:2-Satzrückstand bewies Gürtler Nervenstärke, als er das Spiel noch ausglich und schließlich im fünften Satz für sich entschied. Im Viertelfinale wartete anschließend der Österreicher Egon Kramminger, der eine Art Angstgegner für den Deutschen ist und die letzten Vergleiche alle siegreich gestaltete. Davon ließ sich Gürtler diesmal aber nicht beeindrucken und behielt auch gegen Kramminger die Oberhand: Er gewann mit 3:1 und sicherte sich somit seine Einzel-Medaille. Auch Schmidberger bot in seinem Viertelfinale gegen den Rumänen Makszin Dacian eine souveräne Vorstellung und siegte klar in drei Sätzen. Spannend machte es hingegen Brüchle. Er musste bei seinem Sieg über Vladimir Toporkov aus Russland über die volle Distanz gehen, bevor er den Entscheidungssatz mit 11:9 gewann. In der Runde der letzten Vier stehen somit drei deutsche Spieler, und während sich Schmidberger mit dem Weltranglistenvierten Merrien aus Frankreich auseinandersetzen wird, treffen im anderen Halbfinale Brüchle und Gürtler aufeinander – ein Platz im Finale ist damit garantiert.

Nach Fünf-Satz-Sieg im Achtelfinale: Weltmeister Bayley für Wollmert eine Nummer zu groß

In der WK 4 bezwang Dietmar Kober nach seinem klaren Gruppensieg im Achtelfinale den in der Welt vier Plätze vor ihm notierten Kroaten Spalj überraschend in vier Sätzen, doch im Viertelfinale musste sich der Routinier dann dem starken Türken Abdullah Ozturk seinerseits mit 1:3 geschlagen geben.

Für Selcuk Cetin und Jörg Didion reichte es in der WK 5 nicht zum Einzug ins Hauptfeld, dafür steht Valentin Baus nach seinem gewonnen Viertelfinale gegen El Bakkali Talibi (3:0) im Halbfinale. Dort trifft der junge Bochumer auf Nicolas Savant-Aira aus Frankreich.

Thomas Rau schloss die Gruppenphase der WK 6 am Morgen mit einem Sieg über den Griechen Chatzikyriakos ab, während Tomasz Kusiak und Tim Laue ausschieden. Nach einem Freilos im Achtelfinale traf Rau auf den wiedererstarkten Briten David Wetherill, der dem Norddeutschen in drei Sätzen nur wenige Chancen ließ.

In der WK 7 zogen sowohl Thorsten Schwinn als auch Jochen Wollmert mit klaren Siegen über Karp (UKR) und Brammer (DEN) in die Endrunde ein. Während Schwinn als Gruppensieger bereits für das Viertelfinale gesetzt war, musste der Gruppenzweite Wollmert zunächst im Achtelfinale gegen den Spanier Jordi Morales ran. Das Match der beiden Topspieler gestaltete sich eng und auf Augenhöhe, doch als Wollmert im fünften Durchgang mit 10:6 gegen den spanischen Weltranglistenvierten führte, atmete die deutsche Delegation auf – leider noch zu früh. Denn Morales konnte wieder ausgleichen und der Entscheidungssatz wurde zu einer Nervenschlacht, die der deutsche Paralympics-Sieger letztlich mit 19:17 für sich entschied. Die Auslosung war nicht gnädig mit dem Wuppertaler, denn im Viertelfinale wartete nun Weltmeister Will Bayley (GBR). In diesem Match war der Brite der spritzigere Spieler, nach dem aufreibenden Achtelfinale und mit leichten Knieproblemen musste Wollmert der Nummer eins der Welt nach drei Sätzen zum Sieg gratulieren. Am Nebentisch konnte Schwinn sein Viertelfinale gegen den Tschechen Horut enger gestalten – dennoch stand am Ende eine 1:3-Niederlage zu Buche.

Juliane Wolf zieht in guter Form ins Halbfinale ein

Eine der positiven Überraschungen des zweiten Wettkampftages war der junge Hesse Yannik Rüddenklau in der WK9, der seinen Lebensmittelpunkt in diesem Sommer nach Düsseldorf verlagert hat und im Deutschen Tischtennis-Zentrum trainiert. Mit seinem 3:0-Sieg gegen den Ukrainer Kubov zog Rüddenklau erstmals in die Endrunde einer Großveranstaltung ein und sorgte anschließend mit seinem 3:0-Achtelfinal-Sieg über Vijverberg (NED) weiter für Aufsehen. Erst im Viertelfinale endete die Siegesserie der Nachwuchshoffnung, als ihn der starke Russe Nozdrunov schließlich in drei Sätzen stoppte.

Bei den Damen bestätigten sowohl Stephanie Grebe (WK6) als auch Juliane Wolf (WK8) ihre gute Form und bezwangen in ihren letzten Gruppenspielen die Russinnen Fatma Fattakhova und Elena Litvinenko. Wolf hat damit bereits eine Medaille sicher und steht nun am Mittwochmorgen im Halbfinale der Schwedin Marleen Rosenmeier-Bengtsson gegenüber. Grebe hingegen musste sich am Abend im Viertelfinale in einem wahren Klassiker der WK 6 der Ukrainerin Antonina Khodzynskaya geschlagen geben. Anhaltende Probleme mit der Schlägerprothese trugen mit dazu bei, dass Grebe eine Niederlage einstecken musste. Nach EM-Bronze 2013 muss Grebe somit ihre Medaillen-Ambitionen im Einzel begraben.

Bereits in der Gruppenphase endete das Einzel-Turnier für die junge Vize-Europameisterin Sandra Mikolaschek. Wie bereits 2013 wurden die Wettkampfklassen 4 und 5 bei den Damen auch in Vejle zusammengelegt und die Auslosung bescherte der jungen Wahl-Düsseldorferin exakt die gleiche Gruppe wie damals – und zwar eine sehr schwere. 2013 konnte Mikolaschek die Niederlage gegen die Weltranglistenerste der WK 4, die Serbin Peric-Rankovic, mit einem umkämpften Sieg gegen die Israelin Tabib wettmachen, dieses Mal hatte jedoch die starke Spielerin aus der WK 5 nach vier engen Sätzen das bessere Ende für sich.

„Dieser Tag war definitiv nicht vergnügungssteuerpflichtig“, erklärt Bundestrainer Ziegler hörbar erschöpft. „Die knappen Niederlagen von Urban, Didion und Kusiak zu Beginn des Tages taten schon weh – solche Spiele will man gewinnen. Dafür haben Spieler wie Gürtler, Rüddenklau und Kober die Stimmung mit Leistungen über ihrem Soll wieder aufgehellt – und auch die Halbfinal-Einzüge von Wolf, Brüchle, Schmidberger und Baus mindern den Schmerz über einige unglückliche Niederlagen.“

 

Alle Informationen zu den Europameisterschaften in Vejle und die detaillierten Ergebnisse finden Sie auf der Homepage des Ausrichters, wo ebenfalls von allen Tischen durchgängig ein Livestream angeboten wird.

 

Die Ergebnisse am Dienstag und Ansetzungen am Mittwoch:

Damen

WK4+5:
Sandra Mikolaschek vs. Caroline Odaia Tabib ISR        1:3
Mikolaschek als Gruppendritte ausgeschieden

WK6:      Stephanie Grebe vs. Fatma Fattakhova RUS  3:2
Grebe als Gruppenerste in der Hauptrunde.
VF Grebe vs. Antonina Khodzynskaya UKR                    0:3
Grebe im Viertelfinale ausgeschieden.

WK8:     
Juliane Wolf vs. Elena Litvinenko RUS                          3:0
Wolf als Gruppenerste im Hauptfeld.
Mittwoch, 10.30 Uhr: HF vs. Marleen Rosenmeier-Bengtsson SWE

WK9:     
Lena Kramm vs. Neslihan Kavas TUR                            0:3
Kramm als Gruppendritte ausgeschieden.

WK10:  
Marlene Reeg vs. Mirjana Lucic CRO                           0:3 kampflos
Reeg als Gruppenvierte ausgeschieden.

 

Herren

WK3:
AF Freilos Schmidberger
VF Thomas Schmidberger vs. Makszin Dacian ROU      3:0
Mittwoch, 12 Uhr: HF vs. Florian Merrien FRA
AF Freilos Brüchle
VF Thomas Brüchle vs. Vladimir Toporkov RUS            3:2
Mittwoch, 12 Uhr: HF vs. Gürtler
Jan Gürtler vs. Primoz Kancler SLO                              3:1
Gürtler als Gruppenerster in der Hauptrunde
AF Gürtler vs. Miguel Rodrigues-Martinez ESP             3:2
VF Gürtler vs. Egon Kramminger AUT                           3:1
Mittwoch, 12 Uhr: HF vs. Brüchle

WK4:     
Dietmar Kober vs. Vural TUR                                        3:0
Kober als Gruppenzweiter in der Hauptrunde.
AF Kober vs. Tomislav Spalj CRO                                 3:1
VF Kober vs. Abdullah Ozturk TUR                               1:3
Kober im Viertelfinale ausgeschieden.

WK5:     
Jörg Didion vs. Bilal El Bakkali Talibi ESP                   2:3
Didion als Gruppendritter ausgeschieden.
VF Valentin Baus vs. Bilal El Bakkali Talibi ESP          3:0
Mittwoch, 12 Uhr: HF vs. Nicolas Savant-Aira FRA
Selcuk Cetin vs. Ali Ozturk TUR                                    0:3
Cetin als Gruppendritter ausgeschieden.

WK6:     
Tomasz Kusiak vs. Raimondo Alecci ITA                     2:3
Kusiak als Gruppendritter ausgeschieden.
Thomas Rau vs. Georgios Chatzikyriakos GRE             3:0
Rau als Gruppenerster in der Hauptrunde.
AF Freilos Rau
VF Rau vs. David Wetherill ENG                                  0:3
Rau im Viertelfinale ausgeschieden.
Tim Laue vs. Alexander Esaulov RUS                          0:3
Laue als Gruppendritter ausgeschieden.

WK7:     
Thorsten Schwinn vs. Viktor Karp UKR                          3:0
Schwinn als Gruppenerster im Hauptfeld.
AF Freilos Schwinn
VF Schwinn vs. Daniel Horut CZE                                 1:3
Schwinn im Viertelfinale ausgeschieden.     
Jochen Wollmert vs. Henrik Korndahl Brammer DEN 3:0
Wollmert als Gruppenzweiter im Hauptfeld.
AF Wollmert vs. Jordi Morales ESP                              3:2
VF Wollmert vs. Will Bayley GBR                                 0:3
Wollmert im Viertelfinale ausgeschieden.

WK8:     
Johannes Urban vs. Mathieu Loiq BEL                         2:3
Urban als Gruppendritter ausgeschieden.

WK9:     
Yannik Rüddenklau vs. Victor Kubov UKR                     3:1
Rüddenklau als Gruppenzweiter im Hauptfeld.
AF Rüddenklau vs. Ronald Vijverberg NED                  3:0
VF Rüddenklau vs. Iurii Nozdrunov RUS                       0:3
Rüddenklau im Viertelfinale ausgeschieden.