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Recklinghäuser Werkstätten gewinnen Titel

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Die Recklinghäuser Werkstätten haben die Deutsche Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Duisburg gewonnen und damit den Vorjahressieger aus Berlin abgelöst. In einem lange spannenden und hochklassigen Endspiel der Männer setzte sich das Team aus Nordrhein-Westfalen mit 4:0 (1:0) gegen das Behinderten-Werk Main-Kinzig aus Hessen durch und gewann somit alle Turnierspiele mit einem überragenden Torverhältnis von 23:4-Treffern. Die Hessen müssen sich wie im Vorjahr mit Platz zwei zufrieden geben.

Die begehrte Meisterplakette des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) übergab Wolfgang Watzke, Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung, gemeinsam mit Martin Berg, Vorsitzender Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfBM), Lars Wiesel-Bauer, Geschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen und Anna-Lena Schiel, Geschäftsführerin Special Olympics NRW.

Den dritten Platz erreichten die Berliner Werkstätten, die im "kleinen Finale" erst im Achtmeterschießen mit 7:6 (2:2, 1:1) gegen die Hannover Werkstätten gewannen. Den Fair-Play-Preis erhielten die Kappelner Werkstätten überreicht, deren Trainer, Betreuer und Spieler sowohl auf, als auch neben dem Platz ein hervorragendes Verhalten an den Tag legten.

Bei den Frauen haben sich die Sportfreunde Bottrop den Titel gesichert. Nachdem sich das Team aus dem Ruhrgebiet in der Gruppenphase dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Titelverteidiger Integra Bielefeld behaupten konnte, gewann die Mannschaft das Endspiel mit 7:2 (4:0) gegen das Andreaswerk aus Vechta.

Den Pokal für die stolzen Siegerinnen und die Medaillen überreichte der stellvertretende Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung Tobias Wrzesinski zusammen mit Lars Wiesel-Bauer (Vertreter des Deutschen Behindertensportverbandes), Daniel Stanev (Special Olympics Deutschland) und Jörg Heyer, Referent Verbandskommunikation der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). "Wir freuen uns über die Entwicklung, die der Frauenfußball in den Werkstätten nimmt - auch dank der immer intensiveren Kooperationen zwischen Werkstätten und Fußballvereinen. Dieses Turnier zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Begeisterung und Leidenschaft, die die Fußballerinnen an den Tag gelegt haben, sind dafür der beste Beweis", lobte Heyer.

Unter den Teilnehmerinnen befand sich in diesem Jahr neben den rund 100 Spielerinnen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderungen erstmals auch eine blinde Spielerin. Anna Stepinska ging für das Team des Andreaswerk auf Torejagd und erzielte im Finale einen Treffer für ihr Team. Der Spielball wurde bei ihren Einsätzen kurzerhand durch einen mit Rasseln ausgestatteten Blindenfußball ersetzt. Zudem wurde Stepinska auf dem Feld von einer sehenden Begleiterin unterstützt. "Ein tolles Beispiel für gelebte Inklusion, das zeigt, dass mit entsprechender Flexibilität auch die Einbindung von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen möglich ist", sagte Wrzesinski.


Watzke: „Positive Entwicklung der Teams“

Wolfgang Watzke war beeindruckt: „Bei der Meisterschaft wird ein toller Fußball gespielt. Man sieht, dass sich die Teams in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt haben.“ Besonders die Inklusionsarbeit auf Vereinsebene hob der Geschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung hervor: „Ganz besonders freut mich, dass es viele Spieler gibt, die mittlerweile auch in normalen Regelklubs spielen.“ Martin Berg dankte zudem den Organisatoren des Turniers. „Ganz großer Dank gilt der Sepp-Herberger-Stiftung und den Kooperationspartnern, die das Turnier seit nunmehr 15 Jahren erfolgreich organisieren.“ Zu den Kooperationspartnern gehören die Sepp-Herberger-Stiftung, der Deutsche Behindertensportverband e.V., die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen und Special Olympics Deutschland

Auch in diesem Jahr wurde der reibungslose Ablauf von vielen freiwilligen Helfern unterstützt: Physiotherapeuten-Schüler der Westfalen-Akademie in Dortmund kümmerten sich, angeleitet von DFB-Physiotherapeuten, um die kleineren Blessuren der Spieler. Erstmals unterstützten auch Werkstattbeschäftigte der WfbM Duisburg die Turnierleitung an den Spielfeldern.


Französisches Gastteam verliert im Achtmeterschießen - Bundesliga-Atmosphäre „Auf Schalke“

Neben den Spielen wurde den Mannschaften ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geboten. Bei einem Freundschaftsspiel am Mittwoch stand - als Vorbote der Europameisterschaft 2016 in Frankreich - ein Einlagespiel zwischen einer Turnierauswahl und der Gastmannschaft ESAT „La Ruche“ auf dem Programm. Nach einer engen und umkämpften Begegnung stand es nach regulärer Spielzeit 2:2. Im anschließenden Achtmeterschießen hatte dann die deutsche Mannschaft mit 7:6 Treffern das bessere Ende für sich.

Im Anschluss schnupperten die rund 250 Sportler Bundesliga-Atmosphäre: Auf Einladung des FC Schalke 04 und DFB-Vizepräsident Peter Peters wurde das Stadion des Erstligisten besucht. Bei der Führung durch die Arena durften die Sportler die Umkleidekabinen und VIP-Logen bestaunen und sich in der Interviewzone und dem Pressekonferenz-Raum auf die Spuren von Trainer André Breitenreiter, Benedikt Höwedes und Johannes Geis begeben. Lars Wiesel-Bauer zeigte sich von dem Ausflug begeistert. „Der Besuch der Arena war ein ganz besonderes Highlight dieser abwechslungsreichen Woche.“


Soziale Kompetenzen durch den Fußball

In den 2.500 deutschen Werkstätten spielt Fußball eine große Rolle: Durch den Sport trainieren die Werkstattbeschäftigten soziales Zusammenspiel und soziale Kompetenzen. Darüber hinaus ist der Fußball eine hervorragende Möglichkeit, die Inklusion behinderter Menschen voranzutreiben.

Das Turnier hat deshalb auch im Kalender des Deutschen Fußball-Bundes einen festen Platz: „Die Deutsche Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen ist das Flaggschiff unserer Kooperation mit den Werkstätten. Gleichzeitig arbeiten wir im Rahmen des Projekts ‚700 Vereine, 700 Werkstätten‘ daran, Werkstätten und Fußballvereine enger zusammenzubringen. Wir wollen, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam im Verein Fußball erleben", so DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg.

Der neue Deutsche Meister aus Recklinghausen ist auch hier Vorbild - die Werkstatt pflegt eine Kooperation mit dem TuS Haltern, dem Heimatverein von Christoph Metzelder und Benedikt Höwedes. Offensichtlich ein gutes Omen.


Platzierungsliste Männer

  1. Recklinghausen: Recklinghäuser Werkstätten (Nordrhein-Westfalen)
  2. Gelnhausen: Behinderten-Werk Main-Kinzig (Hessen)
  3. Berlin: Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung
  4. Hannover: Hannoversche Werkstätten (Niedersachsen)
  5. Magdeburg: Lebenshilfe-Werk Magdeburg (Sachsen-Anhalt)
  6. Nordhausen: Nordthüringer Werkstätten gGmbH (Thüringen)
  7. Offenbach/Queich: Südpfalzwerkstatt gGmbH (Rheinland-Pfalz)
  8. Cottbus: Lebenshilfe Werkstätten Hand in Hand (Brandenburg)
  9. Nürnberg: noris inklusion gGmbH (Bayern)
  10. Demmin: Peene Werkstätten GmbH (Mecklenburg-Vorpommern)
  11. Kappeln: Kappelner Werkstätten (Schleswig-Holstein)
  12. Sindelfingen: GWW Sindelfingen (Baden-Württemberg)
  13. Hamburg: alsterarbeit
  14. Püttlingen: Bübinger Werke (Saarland)
  15. Marienberg: Lebenshilfewerk Mittleres Erzgebirge (Sachsen)
  16. Bremen: werkstatt martinshof


Platzierungsliste Frauen:

  1. Bottrop: Sportfreunde 08/21 Bottrop (Nordrhein-Westfalen)
  2. Vechta: Andreaswerk (Niedersachsen)
  3. Bielefeld: Integra (Nordrhein-Westfalen)
  4. Pirmasens, Offenbach/Queich, Kaiserslautern, Bad Dürkheim: Spielgemeinschaft Pfalz /Rheinland-Pfalz)
  5. Berlin: Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung
  6. Bocholt: Lebenshilfe (Nordrhein-Westfalen)
  7. Irchenrieth: HPZ Werkstätten (Bayern)
  8. Spiesen-Elversberg: WZB (Saarland)

Weitere Informationen und aktuelle Ergebnisse unter www.fussball-wfbm.de

Quelle: sid, Ergänzungen DBS