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Parabadminton: Schnell und schlagfertig
Von links nach rechts, im hohen Bogen oder flach über die Netzkante – die Bälle zischen immer wieder mit mächtig Speed durch die Sporthalle. Badminton ist ein faszinierender Sport. Schnelle Wechsel und präzises Platzieren der Bälle sind entscheidend für einen Erfolg. Doch hier liefern sich Rollstuhlfahrer, Fußgänger mit Behinderung und Kleinwüchsige packende Duelle. Schnell und schlagfertig – das sind auch die deutschen Athletinnen und Athleten im Parabadminton, ob im Einzel, Doppel oder im Mix. Sie trainieren hart, schließlich haben sie ein großes Ziel vor Augen. Wenn auch erst in fünf Jahren.
Denn: Parabadminton gehört 2020 in Tokio erstmals zum Programm der Paralympischen Spiele. Damit Deutschland dafür gut gerüstet ist und mit einem starken Team antreten kann, werden bereits jetzt, fünf Jahre vorher, Maßnahmen getroffen. Zusammen mit Bundestrainer Michael Mai, der hauptamtlich als Lehrkraft beim niedersächsischen Badmintonverband tätig ist, wurden bereits die ersten Lehrgänge mit der deutschen Parabadminton Nationalmannschaft durchgeführt. Der diesjährige Saisonhöhepunkt ist die Weltmeisterschaft in Großbritannien (8. bis 13. September 2015). Und die Vorbereitungen dafür sind in vollem Gange.
Das erste Leistungswochenende im Juni in Hannover war mit elf Athletinnen und Athleten sowie Coach Michael Mai, der auf 25 Jahre Erfahrung als Badmintontrainer zurückgreifen kann, bereits ein voller Erfolg. Beim zweiten Lehrgang in Dortmund standen den 14 teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler zudem noch freiwillige Zuspieler zur Verfügung. Außerdem waren erstmals die Co-Trainerin Kim Buss - deutsche Jungendmeisterin von 2005 und europäische Hochschulmeisterin von 2011 im Badminton - sowie Co-Trainer Fabian Gruss vor Ort und unterstützten tatkräftig. „Dadurch konnten wir das Training viel individueller ausrichten, vor allem in den unterschiedlichen Startklassen“, freut sich Michael Mai. Beide Co-Trainer haben vor kurzem ihre A-Trainer-Lizenz beim Deutschen Badmintonverband erworben. Fabian Gruss ist zudem noch Trainer im “functional movement screen” und hat sich daher explizit um die Athletik und Kraftpläne der Sportlerinnen und Sportler gekümmert.
Gezielte Vorbereitungen durch "Game Plans"
Im Zuge der Vorbereitungen auf die anstehende Weltmeisterschaft im Stoke Mandeville Stadion nahe der englischen Hauptstadt London sollen noch zwei weitere Lehrgänge folgen, bei denen die letzten Schliffe an Athletik, Technik und Taktik vorgenommen werden. Doch auch außerhalb der Lehrgänge wird fleißig trainiert. Für eine ortsunabhängige Vorbereitung wurden während des Lehrgangs vom gesamten Team Videos aufgezeichnet, die sowohl den Heimtrainern, als auch den Athletinnen und Athleten ein gezieltes Training im Heimatverein ermöglichen sollen. Zudem erhält das Team sogenannte „Game Plans“ mit Musterbildungen, die verinnerlicht werden sollen – professionelle Maßnahmen also, um die Entwicklung voranzutreiben und schon bei der WM anzugreifen. „Ein Spielmuster beschreibt dabei eine bestimmte Schlagfolge. Die Kategorisierung in Handlungsmuster soll vor allem während großer Turniere die Kommunikation zwischen uns Trainern und den Athleten erleichtern“, erklärt Michael Mai. Das große Engagement des Parabadminton-Bundestrainers zeigt sich auch außerhalb der Leistungswochenenden. Mit Weltmeister Thomas Wandschneider, der für den Zeitraum der bisherigen Lehrgänge verhindert war, hat der Coach außerhalb der Lehrgänge zwei Wochen zusammengearbeitet und mehrere Einheiten absolviert. „Ab Mitte August wird wieder individuell trainiert und Thomas absolviert sein Krafttraining beim Behinderten-Sportverband Niedersachen“, erklärt der Bundestrainer das weitere Vorgehen.
Auch mit Blick auf die erstmals paralympisch ausgetragenen Wettkämpfe in Badminton 2020 wird von der Manfred-Sauer-Stiftung ein weiterer privat organisierter Lehrgang in Lobbach stattfinden, bei dem mehrere Weltmeister aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz anreisen und in der Startklasse der Rollstuhlfahrer gegeneinander antreten werden. Ein guter Vergleich und ein spannendes Kräftemessen also.
Der erste wichtige Halt für den Fahrplan zu den Paralympics ist nun also die Parabadminton-Weltmeisterschaft im September. Dort können nach Bekanntgabe der Aufnahme von Badminton als paralympische Sportart, die ersten Weltranglistenpunkte erkämpft werden. Die deutschen Sportlerinnen und Sportler haben dabei gute Medaillenchancen. In der Startklasse der Fußgänger können Peter Schnitzler und Katrin Seibert im Mix, Jan-Niklas Pott im Doppel sowie Tim Haller im Einzel Medaillen gewinnen. Bei den Rollstuhlfahrern sind vor allem das Mixed-Team sowie das Damen-Doppel aussichtsreich. Die besten Medaillenchancen hat der mehrfache Weltmeister Thomas Wandschneider, der auch dieses Jahr wieder in Hochform antreten will. Doch auch die anderen Nationalathleten wittern ihre Chancen auf den einen oder anderen Platz auf dem Siegertreppchen. Das würde dem Team noch eine Portion Zusatz-Motivation geben – auf dem langen Weg nach Tokio 2020.