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Letztes IDM-Rennen für Kirsten Bruhn
Zum 13. Mal hat Kirsten Bruhn an den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Schwimmen der Behinderten teilgenommen. Es war ihr letzter Wettkampf in der Berliner Schwimm- und Sprunghalle im Europa Sportpark. Zum Abschluss schwamm die 44-Jährige auf ihrer Paradestrecke über 100 Meter Brust in einer starken Konkurrenz mit vielen bekannten Größen des paralympischen Sports auf Rang fünf. „Ich bin mit meinen Zeiten zufrieden. Jetzt möchte ich die kommenden drei Monate bis zur Europameisterschaft in Eindhoven nutzen und mich gut vorbereiten, um dort den Sprung aufs Treppchen zu schaffen“, erklärte Bruhn. Wehmütig sei sie nicht nach ihrem letzten IDM-Rennen. „Die vergangenen Tage waren sehr anstrengend. Ich bin richtig kaputt.“
Erschöpft war auch Bruhns 24 Jahre jüngere Teamkollegin Maike Naomi Schnittger. 20 Starts in nur zehn Tagen bei den British Open in Glasgow und der IDM haben geschlaucht. Doch in Berlin drehte Schnittger am letzten Wettkampftag noch einmal richtig auf. Ihren Weltrekord aus dem Vorlauf über 200 Meter Freistil (Startklasse S12) verbesserte die 20-Jährige vom SC Potsdam im Endlauf noch einmal um weitere 16 Hundertstel auf 2:14,55 Minuten. „Ich bin so happy. Das war der perfekte Abschluss. Heute Morgen wäre ich nach dem Aufstehen am liebsten wieder rückwärts ins Bett zurückgefallen, weil ich so platt war und dann schwimme ich zweimal Weltrekord. Damit hatte ich nicht gerechnet, das ist unglaublich“, jubelte Schnittger glücklich nach ihren tollen Leistungen auf einer Strecke, die nicht paralympisch ist. „Ich hoffe aber, dass sich das bald ändert.“
Die Bestleistungen von Maike Naomi Schnittger waren die Weltrekorde Nummer 25 und 26 an den vier Tagen im schnellen Berliner Wasser. Den Schlusspunkt setzte die Schwedin Maja Reichard mit ihrem Weltrekord über 100 Meter Brust. Hinzu kamen bei der IDM der Rekorde zahlreiche weitere nationale und kontinentale Bestzeiten. „Es ist uns gelungen, die sportliche Qualität noch einmal zu verbessern, insbesondere bei den Frauen. Mit den paralympischen Stars aus Deutschland und aller Welt haben wir den Zuschauern großartigen Sport geboten“, betonte Organisationschef Matthias Ulm. Geschäftsführer Klaas Brose vom ausrichtenden Behinderten-Sportverband Berlin ergänzte: „Das war wieder ein Schritt nach vorne auf unserem Weg. Die Begeisterung für das paralympische Schwimmen konnten wir damit weiter steigern, die Ansteckungsgefahr ist riesig.“ An den vier Wettkampftagen zählten die Veranstalter rund 2700 Zuschauer, die die spannenden Rennen in der Schwimmhalle verfolgten. Sie sahen 2436 Einzelstarts sowie 35 Staffeln der fast 450 Sportlerinnen und Sportler aus 35 Nationen. Ganz vorne im Medaillenspiegel landete Großbritannien mit 39 Medaillen, darunter 15 Mal Gold, vor den USA (5 x Gold) und Deutschland (4 x Gold). Das beste deutsche Team war der SC Potsdam mit den beiden neuen Weltrekord-Inhabern Maike Naomi Schnittger und Torben Schmidtke vor der SG Bayer und dem PSC Berlin.
Neben den vielen Rekorden und den Topleistungen der Weltspitze mischten bei der IDM aber auch wieder zahlreiche Schwimmer von Jung bis Alt mit – ob die Routiniers Birgit Otto und Dieter Geistefeldt (beide Jahrgang 1940) oder die erst zehnjährige Anna Krzyzaniak, die es bei ihrer IDM-Premiere gleich mehrmals ins Jugendfinale schaffte und sogar einen deutschen Rekord aufstellte. Dass die deutschen Schwimm-Talente sich weiter so stark präsentieren wie in Berlin und noch mehr gefördert werden, dafür könnte sich auch Kirsten Bruhn nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn einsetzen. Bruhn: „Eine Rolle als Beraterin für die Brust-Strecken beziehungsweise als Patin für den Nachwuchs wäre auf jeden Fall denkbar. Ich werde dem Schwimmsport bestimmt erhalten bleiben.“