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Letzte Silber-Medaille in Suhl durch Kevin Zimmermann

Quelle: Ralf Kuckuck

Der 34-jährige Gewehrschütze Kevin Zimmermann gewann am letzten Wettkampftag der IPC Weltmeisterschaften im Sportschießen überraschend Silber in der Disziplin 10m Falling Target FTR1 SH1. Erfolgreichste WM-Nationen wurden Korea, Schweden und Russland, Deutschland gewann insgesamt 8 Medaillen. Die Weltmeisterschaften endeten mit einer Abschlußfeier im Ringberg Hotel.

Kevin Zimmermann kommentierte seinen Sieg ganz bescheiden: „In meiner Spezialdisziplin lief es nicht so optimal, deshalb bin ich heute ohne große Erwartungen in den Wettkampf gegangen  und  habe nach Bronze mit der Mannschaft nun in einer Einzeldisziplin eine WM-Silbermedaille, das ist super“. 

Lange geplante Weltmeisterschaften waren erfolgreich und geben Perspektive für das Sportschießen in Deutschland

Den IPC Weltmeisterschaften im Sportschießen in Suhl darf man einen erfolgreichen Verlauf sowohl aus internationaler als auch nationaler und organisatorischer Sicht attestieren. Lange zurück reichen die Bemühungen der Abteilung und Nationalmannschaft Sportschießen des Deutschen Behindertensportverbandes e.V. für das erste Event dieser Dimension in Deutschland. „Nach den erfolgreich verlaufenen offenen Europameisterschaften 2007 in Suhl war klar, dass solche internationalen Meisterschaften der richtige Weg sind, um unsere Sportart voran zu bringen. Für eine Bewerbung um die WM im Jahr 2010 war es noch zu früh, jetzt hat endlich alles gepasst und wir konnten 53 Nationen hier in Suhl begrüßen“, so Olaf Lenker, der als Abteilungsleiter Sportschießen im Deutschen Behindertensportverband einer der Väter dieser Idee war. Gemeinsam mit Philip Bernhard, seinem Stellvertreter und Uwe Knapp, dem ehemaligen Cheftrainer, begann die konzeptionelle Grundlage, wurden Kontakte geknüpft und Finanzierungswege gesucht. „Mit dem was Deutschland in Suhl organisiert hat, können wir sehr zufrieden sein. Wir konnten mit Top Leistungen und hervorragenden Athleten das Interesse der Zuschauer und die mediale Aufmerksamkeit gewinnen. Dadurch wird unser Sport noch besser wahrgenommen. Wir hatten eine Bühne um zu zeigen, dass das Sportschießen für Menschen mit jeder Form von körperlichen Einschränkungen geeignet ist“, sagte der Sportfunktionär Lenker und fährt fort. „ Für die Athleten und Betreuer selbst haben die Weltmeisterschaften unter nahezu optimalen Bedingungen auf einer hochmodernen Schießsportanlage und mit kurzen Wegen in einem gemeinsamen Athletenhotel statt gefunden. Diese komprimierte Klasse ist weltweit nur schwierig wiederzufinden“. Besonders freut er sich über die dauerhafte Anschaffung der hochwertigen und modernen SIUS- Wettkampftechnik, die nach der WM am Standort in Suhl verbleibt und diesen enorm aufwertet. Auch aus Athletensicht gab es diesbezüglich lobende Worte. „Die Wettkampfbedingungen waren sehr gut und ein gemeinsames Athletenhotel hat den Charme eines paralympischen Dorfes, das macht den besonderen Reiz dieser WM aus“, sagte der erfahrenste deutsche Athlet Josef Neumaier, der bei diesen Weltmeisterschaften 3 Teammedaillen gewann und dennoch gern eine Einzelmedaille mit nach Hause genommen hätte. Überhaupt ist der, seit 1993 international aktive Neumaier ein wenig besorgt, dass in den paralympischen Disziplinen nicht ein deutscher Athlet eine Einzelmedaille erkämpfen konnte und auch nur ein Quoten-Startplatz für Rio de Janeiro 2016 statt der erhoffte 3 auf der Habenseite seines Teams stehen. „Hier müssen wir uns im kommenden Jahr weiterentwickeln und in den Weltcups steigern, das Leistungsniveau entwickelt sich rasant, wie man an zahlreichen Weltrekorden hier in Suhl sehen konnte“, so der 56-jährige.

Inklusionspotential für Weiterentwicklung nutzen

Olaf Lenker und seine Mitstreiter im DBS e.V. haben in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schützenbund e.V. und dessen Referent Behindertensport Dieter Ohmayer, schon lange inklusive Wege eingeschlagen und kooperieren seit Jahren miteinander. So finden zum Beispiel die Deutschen Meisterschaften der Schützen mit und ohne Behinderung zeitgleich in München statt. Durch die Bemühungen der Abteilung Sportschießen konnte der Deutsche Schützenbund auch mit sportwissenschaftlicher Hilfe überzeugt werden, dass Athleten der Startklasse SH1 keine Vorteile gegenüber nichtbehinderten Athleten haben und  in der Bundesliga gegeneinander antreten können. In diesem Jahr wurde das Regelwerk des DBS in die Sportordnung des Deutschen Schützenbundes aufgenommen und somit ab 2015 der Weg bereitet, um Schützen mit Behinderung komplett in das Meisterschaftssystem des Deutschen Schützenbundes aufzunehmen. „Der Meilenstein besteht darin, dass ab dem kommenden Jahr Schützen mit Behinderung durchgängig auf allen Wettkampfebenen von der Kreismeisterschaft bis zur Deutschen Meisterschaft im Rahmen des Deutschen Schützenbundes aktiv sein können. Das ist Inklusion, von der wir uns eine breitere Athletenbasis in den Landesverbänden und Sportkreisen erhoffen, die dann wiederum Talente erkennen und über die Förderstrukturen der Landes-Schützenverbände und Landes-Behindertensportverbände in die Nationalmannschaft führen“, so der engagierte Sportfunktionär Olaf Lenker.

Deutscher Schützenbund als starker Kooperationspartner des DBS e.V.

Wie wichtig das hohe Niveau der Bundesliga im Schießsport ist, weiß Josef Neumaier aus eigener Erfahrung. „Ich habe 2 Jahre mit dem Team aus Waldkreiburg in der 2. Bundesliga geschossen, das waren unersetzliche Erfahrungen, bei denen ich den Umgang mit dem Wettkampfdruck gelernt habe. Es hat mich sehr weit gebracht, gemeinsam mit Schützen ohne Behinderung zu trainieren und im Wettkampf zu stehen“, sagt der Paralympicsieger im Dreistellungskampf Kleinkaliber. Er selbst kam bereits als 12-jähriger mit seinen Altersgenossen zum Schützenverein, der Geselligkeit wegen und genau diesen Fakt hebt er noch heute als wichtig heraus. „Hier ist mein Freundeskreis, ich fühle mich wohl und mache was mir Spaß macht, eine bessere Motivation gibt es nicht“, sagt der Globetrotter in Sachen Schießsport, dem noch genau 2 Kontinente seiner Reiseerfahrungen fehlen: Afrika und Südamerika, weshalb er vielleicht doch noch 2 Jahre Leistungssport an seine ohnehin schon brillante Karriere hängt, um diese in Brasilien zu krönen.

Olaf Lenker will WM-Schwung nutzen

„In Hannover gibt es mit der ISCH einen inklusiven Wettkampf auf Spitzenniveau, der in anderen Landesverbänden Schule machen könnte“, so Olaf Lenker, der auch eine zeitnahe Bewerbung um einen Europa- oder Weltcup in Deutschland für richtig hält, um weiter im Gespräch zu bleiben und die Entwicklung des Schießsports für Menschen mit Behinderung voran zu bringen. Jedem Interessenten steht er als Ansprechpartner zur Verfügung und informiert auf der Abteilungshomepage www.dbs-sportschießen.de.

„ Als einer der größten Sportfachverbände in Deutschland haben es die Schützen in der Hand, die Inklusion mit Leben zu erfüllen. Schießsport erfordert Konzentration und Präzision für jeden Schützen, insofern bietet uns der gemeinsame Weg eine riesige Chance“, so Lenker.

Alle Infos unter: http://www.paralympic.org/suhl-2014/live-results

Quelle: Marion Peters, Ergänzungen: DBS