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European Para Youth Games: Ein Paralympics-Quartett und viel Vorfreude
Vom 21. bis 27. Juli findet in Istanbul die siebte Auflage der European Para Youth Games (EPYG) statt. Bei dem Multisportevent treten rund 650 junge Athlet*innen im Alter zwischen 13 und 23 Jahren aus 33 europäischen Nationen in neun Sportarten gegeneinander an. Auch 47 deutsche Sportler*innen reisen in die türkische Metropole, um Deutschland in den Disziplinen Para Bogensport, Goalball, Para Leichtathletik, Para Schwimmen, Para Tischtennis und Para Judo zu vertreten.
Mit Friederike Brose, Jule Roß, Philipp Hebmüller und Johanna Döhler stehen vier Athlet*innen im Aufgebot, die bereits im vergangenen Jahr Teil des Team D Paralympics bei den Spielen in Paris waren. Für viele andere Teilnehmer*innen ist es die erste große Standortbestimmung auf internationaler Bühne.
„Die European Para Youth Games haben sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Veranstaltung für uns entwickelt – gerade mit Blick auf die Nachwuchsförderung und die langfristige Perspektive Richtung Brisbane 2032“, betont Marc Möllmann, Sportdirektor des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). „Es ist von großer Bedeutung, dass sich unsere jungen Athlet*innen unter Gleichaltrigen messen können. Das ist nicht nur gut für den bewussten Leistungsaufbau, sondern auch eine wertvolle Erfahrung, Teil eines großen Teams zu sein.“ Für die Nachwuchs-, Bundes- und Cheftrainerinnen bieten die Spiele eine wichtige Gelegenheit, den jungen Sportler*innen internationale Wettkampfpraxis zu ermöglichen.
Para Schwimmen
Mit insgesamt 13 Athlet*innen stellen die deutschen Para Schwimmer*innen die größte und zugleich erfahrenste Delegation. Im Kader stehen mit Philipp Hebmüller und der erst 15-jährigen Johanna Döhler zwei Paralympics-Teilnehmer*innen, die bereits Top-Ten-Platzierungen auf der größten Bühne des Para Sports erzielt haben. Hebmüller bringt zudem die Erfahrung von zwei Welt- und einer Europameisterschaft mit und gehörte schon beim letzten EPYG 2022 in Helsinki zum deutschen Aufgebot.
Besonders vielversprechend ist auch die 16-jährige Charlotte Kast, die bereits bei den Senioren Medaillen gewann: Bei den Europameisterschaften 2024 auf Madeira (Portugal) holte sie Silber über 400 Meter Freistil und Bronze über 200 Meter Lagen.
„Von denen, die bereits internationale Erfahrung haben, erwarten wir uns natürlich, dass sie um die Medaillen mitschwimmen. Für die anderen geht es in erster Linie darum, persönliche Bestzeiten aufzustellen und Erfahrung zu sammeln“, erklärt Nachwuchs-Bundestrainerin Susanne Jedamsky. „Außerdem müssen wir abwarten, wen die Konkurrenz schickt – wenn andere Nationen ihre Topathlet*innen aufbieten, wird es auch für uns anspruchsvoller.“
Kader: Kimi Brückner (SG Bamberg), Jason Dilling (Berliner Schwimmteam), Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam), Philip Hebmüller (SG Neuss), Willy Hoffmann (Berliner Schwimmteam), Charlotte Kast (Berliner Schwimmteam), Nisanur Kocabas (SV Motor Babelsberg), Balint Köszegvary (SC Delphin Lübeck), Mieke Leiße (Polizei-Sportverein Essen), Judith Pein (MFZK Schwerin), Eneas Polonius Gil (Wasserfreunde Mühlacker), Florian Reiter (Berliner Schwimmteam), Vivien Rickert (S.V. Poseidon Hamburg)
Para Leichtathletik
Nachwuchs-Bundestrainerin Helena Pietsch setzt bei der Para Leichtathletik ebenso darauf, jungen Sportler*innen die erste internationale Wettkampferfahrung zu ermöglichen. „Wir wissen derzeit noch nicht, wie viele der insgesamt 650 Athletinnen in der Para Leichtathletik antreten werden. Für uns wäre es bereits ein Erfolg, wenn unsere jungen Athlet*innen bei ihrem persönlichen Saisonhöhepunkt an ihre Bestleistungen herankommen.“
Mit Jule Roß und Friederike Brose sind zudem zwei Athletinnen im Kader, die bereits bei den Paralympics gestartet sind. Pietsch: „Ich verspreche mir, dass beide mit ihrer Erfahrung den anderen zur Seite stehen.“ Für Roß und Brose steht ab Ende September bereits die nächste große Herausforderung an: die Para Leichtathletik-WM in Neu-Delhi (Indien).
Kader: Friederike Brose (BPRSV Cottbus), Leandro Calado Simoes (TSV Bayer 04 Leverkusen), Amos Donath (LBRS Leipzig), Julian Höhne (PSC Berlin), Santiago Kayser (LAC Erfurt), Janna Kleimann (LAZ Regio Herford), Lejs Pljakic (TV Wattenscheid), Jule Ross (TSV Bayer 04 Leverkusen), Pauline Schäfer (HSC Erfurt), Leon Schnellinger (PSV München), Heidi Kaiser (BPRSV Cottbus)
Para Tischtennis
Nachwuchs-Bundestrainer Andreas Wenzel reist mit sieben Spieler*innen nach Istanbul. „Ich sehe diese Spiele als Jugend-Europameisterschaft. Die besten europäischen Nachwuchsathlet*innen treffen in der Türkei aufeinander. Entsprechend nehmen wir die Veranstaltung ernst und bereiten uns intensiv darauf vor“, betont Wenzel.
Eine konkrete Medaillen- oder Platzierungsvorgabe gibt es jedoch nicht: „Für die jungen Leute geht es darum, internationale Erfahrungen zu sammeln und sich spielerisch weiterzuentwickeln. Wenn die Leistungen stimmen, sehen wir, welche Ergebnisse am Ende dabei herauskommen.“
Mit Mio Wagner (WK10), Benedikt Müller (WK6), Jonas Wand (WK9) und Hannes Ruderich (WK8) sind vier amtierende deutsche Jugendmeister am Start. Wagner und Müller gewannen sogar die Titel bei den Erwachsenen. Auch Maike Bannuscher (WK8), die Jugendmeisterin und Zweite bei den Aktiven hinter Juliane Wolf wurde, zählt zum Aufgebot. „Wir haben eine gute Mischung im Team – alle sieben Starter*innen gehören bereits zur Nachwuchs-Nationalmannschaft und sollen perspektivisch an die A-Nationalmannschaft herangeführt werden“, sagt Wenzel.
Kader: Maike Bannuscher (Borussia Düsseldorf), Benedikt Müller (TTC Heppenheim), Nina Reck (TuS Tating), Hannes Ruderisch (TTC Helga Hannover), Andrei Soare (RSV Bayreuth), Mio Lukas Wagner (Krummesser SV), Jonas Wand (Borussia Düsseldorf)
Para Judo
Para Judo-Bundestrainerin Carmen Bruckmann blickt gespannt auf die Spiele: „Es ist eine absolute Wundertüte, was uns dort erwartet, da wir noch nicht wissen, wie die Klassifizierungen ausfallen. Es kann durchaus sein, dass alle Nominierten Chancen haben, um die vorderen Plätze mitzukämpfen.“ Besonders viel traut sie Samuel Van Melle und Bela Heinze zu, die beide bereits Weltcup-Erfahrung gesammelt haben und bei der vergangenen Para Judo-WM in Kasachstan angetreten sind.
Kader: Béla Bel Heinze (1. Mannheimer JC), Judith Keil (TG Landshut), Aaron Rottmann (1. Mannheimer JC), Samuel van Melle (TSV München-Großhadern), Nathan van Melle (TSV München-Großhadern)
Goalball Junioren
Deutlich klarer äußert sich Goalball-Cheftrainer Mario Turloff zu den Zielen seines Teams: „Wir haben uns in den vergangenen Monaten intensiv auf diesen Wettkampf vorbereitet und reisen mit dem Anspruch nach Istanbul, um den Titel mitzuspielen.“
In der Gruppenphase trifft das deutsche Team auf die Türkei, Litauen und Spanien – jeweils in Hin- und Rückspielen. Turloff: „Als Gastgeber ist die Türkei nicht zu unterschätzen und Litauen ist ohnehin eine große Goalball-Nation. Aber wenn alle fit bleiben, dürfen wir uns gute Chancen ausrechnen.“
Kader: Mogdim Ehzan (Füchse Berlin), Davis-Jeremy Hartwig (VfL Blau-Weiß Neukloster), Morice Köntopp (RGC Hansa), Florian Krüger (VfL Blau- Weiß Neukloster), Mehmet Eren Yildiz (BSS Ilvesheim)
Goalball Juniorinnen
Die vier Goalball-Juniorinnen werden von Damen-Cheftrainerin Jessica Bahr betreut. Ihr Quartett hat schon vor dem Turnierstart die Gewissheit, dass es mit einer Medaille im Gepäck nach Hause reisen wird. Der Grund: Im Juniorinnen-Wettbewerb sind nur Deutschland und Gastgeber Türkei vertreten. „Die Türkei ist im Goalball sehr professionell aufgestellt – wir sind in diesem Duell klar in der Außenseiterrolle. Trotzdem ist es eine tolle Gelegenheit, internationale Erfahrung zu sammeln. Wenn wir perspektivisch zwei der Spielerinnen aus diesem Aufgebot in die A-Nationalmannschaft integrieren können, wäre das bereits ein großer Erfolg“, erklärt Bahr.
Kader: Lara Josephine Knopke (Chemnitzer BC), Leonie Petzold-Funke (Chemnitzer BC), Dunja Radaideh (SSG Blista Marburg), Celine Rößling (VfL Blau-Weiß Neukloster)
Para Bogensport
Im Para Bogensport hält Jule Lammers als einzige deutsche Starterin die Fahne hoch. Für die 22-jährige Sportlerin vom BSC Werlte sind die EPYG ein absolutes Karriere-Highlight: „Es ist toll, sich einmal auf Wettkampfebene mit ausschließlich Gleichaltrigen messen zu dürfen.“
Internationale Erfahrung hat sie bereits gesammelt: Anfang Juni gewann sie gemeinsam mit Paralympics-Teilnehmerin Flora Kliem sensationell Silber beim Para Archery Cup in Rom. „Das macht Hoffnung. Ich bin aktuell gut im Training und rechne mir durchaus Chancen aus“, erklärt Lammers.
Kader: Jule Lammers (BSC Werlte)
Weitere Informationen zu den EPYG 2025 gibt es auf der Veranstaltungswebseite.
Text: Moritz Jonas und Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS
