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European Para Youth Games: Der deutsche Nachwuchs glänzt in Istanbul

Das deutsche Team posiert mit Flagge bei der Eröffnungsfeier
Das deutsche Team bei der Eröffnungsfeier © Ralf Kuckuck/DBS

Bei den European Para Youth Games (EPYG) im türkischen Istanbul hat sich das deutsche Nachwuchsteam in beeindruckender Form präsentiert. In einem internationalen Teilnehmerfeld von über 650 Athlet*innen aus 33 Nationen zeigte das Team nicht nur sportlich herausragende Leistungen, sondern auch ein vorbildliches Auftreten abseits der Wettkämpfe. Mit insgesamt 25 Gold-, 20 Silber- und 16 Bronzemedaillen landete die deutsche Delegation auf einem hervorragenden zweiten Platz im Medaillenspiegel – lediglich Gastgeber Türkei schaffte es knapp knapp davor.

Die deutschen Nachwuchssportler*innen traten in den Disziplinen Para Schwimmen, Para Leichtathletik, Para Tischtennis, Para Judo, Para Bogensport sowie im Goalball an. Der stellvertretende Sportdirektor des Deutschen Behindertensportverbands (DBS), Lukas Niedenzu, der die Mannschaft vor Ort begleitete, betonte: „Die European Para Youth Games sind alle vier Jahre eine hervorragende Gelegenheit für unsere jungen Athletinnen und Athleten, sich auf internationalem Niveau zu messen und wertvolle Erfahrungen für zukünftige Großveranstaltungen wie die Paralympics zu sammeln. Die gezeigten Leistungen waren sehr gut und haben deutlich gemacht, dass unsere Arbeit und die Projekte der vergangenen Jahre ihre Wirkung zeigen.

Philip Hebmüller springt beim Start ins Wasser
Philipp Hebmüller © Ralf Kuckuck/DBS

Para Schwimmen: Medaillenflut und Bestzeiten im Wasser

Mit 13 Teilnehmenden stellte das deutsche Para Schwimm-Team die größte Delegation innerhalb des Aufgebots – und wurde dieser Rolle mehr als gerecht. Mit einer beeindruckenden Bilanz von sechs Gold-, sieben Silber- und zwölf Bronzemedaillen sorgte die Mannschaft für zahlreiche Höhepunkte in der Schwimmhalle von Istanbul. Besonders hervorzuheben ist Paralympics-Teilnehmerin Johanna Döhler, die sich gleich drei Goldmedaillen über 50, 100 und 400 Meter Freistil sicherte. Auch Charlotte Kast (50 Meter Schmetterling), Kimi Brückner (100 Meter Brust) und Mieke Leiße (100 Meter Rücken) jubelten über Gold.

Darüber hinaus überzeugten die deutschen Schwimmer*innen mit zahlreichen weiteren Podestplätzen – sowie durch starke Staffelleistungen und persönliche Bestzeiten. Besonders erfreulich war auch die hohe Quote klassifizierter Athlet*innen, die nun international startberechtigt sind.

Nachwuchs-Bundestrainerin Susanne Jedamsky zeigte sich rundum zufrieden: „Wir sind super glücklich mit den Leistungen all unserer Athlet*innen – nicht nur wegen der vielen Medaillen, sondern vor allem wegen der hohen Bestzeitenquote. Die EPYG haben uns außerdem die Chance gegeben, einige Athlet*innen zu klassifizieren und sie an das internationale Niveau heranzuführen, um künftig vielleicht eine noch größere Basis an Schwimmer*innen zu haben, die um Slots für die Paralympischen Spiele mitschwimmen können.“

Kader: Kimi Brückner (SG Bamberg), Jason Dilling (Berliner Schwimmteam), Johanna Döhler (Berliner Schwimmteam), Philipp Hebmüller (SG Neuss), Willy Hoffmann (Berliner Schwimmteam), Charlotte Kast (Berliner Schwimmteam), Nisanur Kocabas (SV Motor Babelsberg), Balint Köszegvary (SC Delphin Lübeck), Mieke Leiße (Polizei-Sportverein Essen), Judith Pein (MFZK Schwerin), Eneas Polonius Gil (Wasserfreunde Mühlacker), Florian Reiter (Berliner Schwimmteam), Vivien Rickert (S.V. Poseidon Hamburg)

Jule Roß überquert im Sprint als erste die Ziellinie
Jule Roß © Ralf Kuckuck/DBS

Para Leichtathletik: Titel, Bestleistungen und wertvolle Impulse

In der Para Leichtathletik glänzte das deutsche Team mit 13 Gold-, sieben Silber- und einer Bronzemedaille. Noch bedeutsamer als die Medaillen war für das Trainerteam jedoch die Vielzahl an persönlichen Bestleistungen und Entwicklungssprüngen. So stellten viele Athlet*innen neue persönliche Bestweiten und -zeiten auf und bestätigten ihre Leistungen beim Saisonhöhepunkt.

Besonders erfolgreich war Jule Roß, die gleich drei Goldmedaillen über 100 und 400 Meter sowie im Weitsprung gewann. Gemeinsam mit Friederike Brose, ebenfalls Paralympics-Starterin in Paris, übernahm sie im Team eine wichtige Führungsrolle. Brose belohnte sich durch zwei persönliche Bestleistungen mit Silber über die 100 Meter und im Weitsprung. Weitere Goldmedaillen gingen u. a. an Leandro Calado Simoes (100 Meter und Weitsprung), Amos Donath (400 und 800 Meter) sowie Heidi Kaiser (Kugelstoßen). Die Leistungen spiegelten das gewachsene Niveau des deutschen Nachwuchsteams wider.

Nachwuchs-Bundestrainerin Helena Pietsch erklärte: „Auch wenn die Teilnehmerfelder in einigen Disziplinen überschaubar waren, sind wir sehr zufrieden mit den vielen Bestzeiten und Bestweiten. Für uns als Trainerteam ist das sogar wichtiger als die Medaillen – sie zeigen die Entwicklungspotenziale und die Wirkung unserer Arbeit im Training.“

Kader: Friederike Brose (BPRSV Cottbus), Leandro Calado Simoes (TSV Bayer 04 Leverkusen), Amos Donath (LBRS Leipzig), Julian Höhne (PSC Berlin), Santiago Kayser (LAC Erfurt), Janna Kleimann (LAZ Regio Herford), Lejs Pljakic (TV Wattenscheid), Jule Roß (TSV Bayer 04 Leverkusen), Pauline Schäfer (HSC Erfurt), Leon Schnellinger (PSV München), Heidi Kaiser (BPRSV Cottbus)

Maike Bannuscher und Jonas Wand beim Doppel
Maike Bannuscher und Jonas Wand © Ralf Kuckuck/DBS

Para Tischtennis: Vier Titel und starke Teamleistungen

Das siebenköpfige deutsche Team trat mit einer starken Mischung aus Erfahrung und junger Dynamik an. Die Nachwuchsspieler*innen freuten sich am Ende über vier Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Besonders erfolgreich war Benedikt Müller, der sowohl im Einzel (WK 6) als auch im Mixed mit Nina Reck (XD 14) Gold gewann. Ebenfalls Gold sicherten sich Mio Wagner (WK 10, Einzel) und Maike Bannuscher (WK 8, Einzel).

Bemerkenswert: Alle Teilnehmenden haben die Heimreise mit mindestens einer Medaille im Gepäck angetreten. Die Ergebnisse unterstreichen das große Potenzial des deutschen Nachwuchses im internationalen Vergleich. Nachwuchs-Bundestrainer Andreas Wenzel zeigte sich deshalb sehr zufrieden: „Ich bin sehr stolz auf alle. Jeder hat es geschafft, sich trotz der schweißtreibenden Hitze mit einer Medaille zu belohnen. Das zeigt nicht nur die spielerische Qualität, sondern auch die mentale Stärke der jungen Athlet*innen.“

Kader: Maike Bannuscher (Borussia Düsseldorf), Benedikt Müller (TTC Heppenheim), Nina Reck (TuS Tating), Hannes Ruderisch (TTC Helga Hannover), Andrei Soare (RSV Bayreuth), Mio Lukas Wagner (Krummesser SV), Jonas Wand (Borussia Düsseldorf)

Die Nachwuchsathleten in Judo-Uniform und das Betreuerteam posieren mit verschränkten Armen
Das deutsche Judo-Team © Ralf Kuckuck/DBS

Para Judo: Medaillen in einem anspruchsvollen Teilnehmerfeld

Auch das deutsche Para Judo-Team wusste in Istanbul zu überzeugen und brachte eine Gold-, zwei Silber- und eine Bronzemedaille mit nach Hause. In der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm sicherte sich Judith Keil souverän Gold. Die Brüder Nathan und Samuel van Melle sowie Béla Heinze holten weitere Medaillen in stark besetzten Klassen.

Para Judo-Bundestrainerin Carmen Bruckmann zog ein positives Fazit: „Ich sehe bei allen Athlet*innen Fortschritte, die in die richtige Richtung weisen. Die Leistungsdichte war unterschiedlich, aber in einigen Gewichtsklassen hatten wir internationales Top-Niveau. Unsere Athlet*innen haben gezeigt, dass sie Anschluss zur europäischen Spitze halten können.“

Kader: Béla Heinze (1. Mannheimer JC), Judith Keil (TG Landshut), Aaron Rottmann (1. Mannheimer JC), Samuel van Melle (TSV München-Großhadern), Nathan van Melle (TSV München-Großhadern)

Die deutschen Goalball-Junioren wehren vor dem Tor einen Ball ab
Die Goalball Junioren © Ralf Kuckuck/DBS

Goalball: Gold für die Junioren, Kampfgeist bei den Juniorinnen

Die deutschen Goalball-Junioren zeigten eine beeindruckende Teamleistung. Alle sechs Turnierspiele gewann sie mit mindestens zehn Toren Vorsprung und feierten damit sogenannte Abbruch-Siege – darunter ein deutlicher 23:13-Erfolg gegen Gastgeber Türkei. Die weiteren Triumphe gelangen gegen die Mannschaften aus Litauen und Spanien. Die taktisch disziplinierten Auftritte führten souverän zur Goldmedaille. Cheftrainer Mario Turloff lobte seine Mannschaft dementsprechend: „Wir sind sehr angetan von der Leistung der Jungs – sie haben unsere taktischen Vorgaben trotz ihres jungen Alters präzise umgesetzt. Wenn sie so weitermachen, bin ich sicher, dass dieses EM-Gold nur der Anfang war.“

Die Juniorinnen trafen dreimal auf die türkische Auswahl, den amtierenden Jugendweltmeister. Trotz klarer Favoritenrolle der Gastgeberinnen hielten die deutschen Spielerinnen gut mit und überraschten mit respektablen Ergebnissen – 7:11, 6:11, 2:10. Zur Belohnung gab’s die Silbermedaille. Cheftrainerin Jessica Bahr: „Wir hatten nur eine Auswechselspielerin, während es bei der Türkei drei waren. Trotzdem haben die Mädels nie aufgegeben und die Gegnerinnen ordentlich geärgert. Das hat hier alle überrascht – auch die Schiedsrichter und die gegnerischen Trainer.“

Kader Junioren: Mogdim Ehzan (Füchse Berlin), Davis-Jeremy Hartwig (VfL Blau-Weiß Neukloster), Morice Köntopp (RGC Hansa), Florian Krüger (VfL Blau-Weiß Neukloster), Mehmet Eren Yildiz (BSS Ilvesheim)

Kader Juniorinnen: Lara Josephine Knopke (Chemnitzer BC), Leonie Petzold-Funke (Chemnitzer BC), Dunja Radaideh (SSG Blista Marburg), Celine Rößling (VfL Blau-Weiß Neukloster)

Para Bogensport: Vierter Platz für Jule Lammers nach spannendem Halbfinale

Als einzige deutsche Starterin im Para Bogensport trat Jule Lammers vom BSC Werlte in der Recurve-Klasse U23 an. Nach einem knappen Halbfinal-Aus verpasste sie im Bronzematch trotz starker Leistung eine Medaille nur knapp und belegte den vierten Platz.

Die kurzfristige Änderung der Wettkampfbedingungen stellte die Athletin allerdings vor besondere Herausforderungen: „Ich war für die lange Distanz (70 Meter) vorbereitet und dachte, ich könnte dort eventuell die Norm für die WM in Südkorea schießen. Vor Ort erfuhren wir dann, dass die Wettkampfentfernung auf 18 Meter reduziert wurde. Das Halbfinale war sehr knapp, und im Bronzematch hatte ich einen schlechten Start, konnte mich aber noch gut fangen. Unter den Bedingungen bin ich mit Platz vier zufrieden. Es war eine interessante Veranstaltung, von der ich viel mitnehme. Besonders schön war es auch, die anderen Sportarten zu beobachten und besser kennenzulernen.“

Kader: Jule Lammers (BSC Werlte)

Text: Moritz Jonas und Jonas Bargmann / DBS