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Eine Tischtennisabteilung auf dem Vormarsch

Die erfolgreichen Teilnehmer des RSC Köln beim Deutschlandpokal in Lobbach
Die erfolgreichen Teilnehmer des RSC Köln beim Deutschlandpokal in Lobbach (Quelle: www.alliro.com)

Steigende Mitgliederzahlen, inklusives Training und jüngste Erfolge beim Deutschland-Pokal: Die Tischtennisabteilung des Rollstuhl-Club Köln macht weiter positive Schlagzeilen. Winfried Prondzinski, Vorsitzender des Fachbereiches Tischtennis im Deutschen Rollstuhlsport-Verband (DRS), bezeichnet das Engagement des RSC als „richtungsweisend“.

Albert Solbach kann das alles irgendwie noch gar nicht so recht glauben. Erst seit einem Jahr spielt der 55-Jährige jetzt beim RSC Köln Rollstuhl-Tischtennis. Und feierte seither schon so manchen Turniersieg - zuletzt Anfang August beim Deutschlandpokal in Lobbach. „Das überrascht und freut mich zugleich sehr“, sagt Solbach.

Dabei kommt das Tischtennis-Talent des in Ruppichteroth 40 Kilometer südöstlich von Köln lebenden Solbach nicht von ungefähr. Von 1975 bis 1995 ist er aktiver Spieler und Trainer beim TuS Winterscheid, bis ein plötzlicher Post-Polio-Schub seine Kräfte schwinden lässt. Seither ist er, der als Kind an Kinderlähmung erkrankte, auf den Rollstuhl angewiesen.

„Neue Lebensfreude geweckt“
„Ich habe daraufhin den Schläger zur Seite gelegt und gedacht, dass meine Tischtenniszeit damit eben vorbei ist. Aber irgendwie hat mir immer etwas gefehlt“, erzählt er. Seine Frau ist es, die ihn vor einem Jahr dazu bewegt, den Sport wiederaufzunehmen. Er lässt sich überreden und nimmt Kontakt zu Helmut Nikelis, Abteilungsleiter Tischtennis beim RSC Köln, auf. „Ich bin einfach mal zum Training gefahren. Es hat sofort gekribbelt. Ich habe wieder richtig Spaß am Tischtennis. Der Sport hat neue Lebensfreude in mir geweckt“, sagt Solbach.

Geschichten wie diese klingen immer wieder an, wenn man sich beim RSC Köln umhört. Inzwischen zählt die Abteilung mit ihren 25 Spielern zu den mitgliederstärksten der rund 30 Rollstuhl-Tischtennisclubs in Deutschland. „Was Helmut Nikelis beim RSC auf die Beine stellt, ist toll. Er holt vor allem auch junge Menschen an die Tische und ist damit richtungsweisend unterwegs“, sagt Winfried Prondzinski, Vorsitzender des Fachbereiches Tischtennis im Deutschen Rollstuhlsport-Verband (DRS).

Zusammenhalt und gemeinsames Erleben
Nikelis verzeichnet seit Monaten steigende Mitgliederzahlen, eine erfreuliche Trainingsbeteiligung in der Halle „Am Reitweg“ in Köln-Deutz und Erfolge bei Turnieren. „Wir haben bei unseren Aktiven das Feuer entfacht. Wenn das so weitergeht, werden allmählich unsere Tischtennistische knapp“, sagt der Vater des Paralympicssiegers von 2004 und 2012 im Rollstuhl-Tischtennis, Holger Nikelis, lachend.

Sich sportlich zu betätigen und weiterzuentwickeln ist für einige Rollstuhlfahrer der erste Antrieb, zum Tischtennisschläger zu greifen. Für die RSC-Mitglieder jedoch spielen vor allem auch der Zusammenhalt in der Abteilung und der Spaß am gemeinsamen Sporterlebnis eine große Rolle.

Die 20-Jährige Lisa Hentig zum Beispiel, von Geburt an im Rollstuhl unterwegs, ist seit vier Jahren dabei. Inzwischen fährt sie regelmäßig mit ihrem Freund Martin (23) zum RSC. „Das gemeinsame Training mit ihm bedeutet mir sehr viel. Martin ist Fußgänger, aber am Tisch können wir uns sportlich gesehen auf Augenhöhe begegnen“, sagt sie. Als Jugendliche hatte sie sich im Rollstuhl-Tennis und -Basketball versucht. Ein Duell mit Fußgängern war dort
jedoch nicht so ohne weiteres möglich. Beim Tischtennis ist das anders. Hier kann Inklusion aktiv gelebt werden. Gegen ihren Freund gewinnt Lisa Hentig inzwischen. Und auch in der Deutschlandpokal-Serie läuft es bereits sehr gut für sie. „Mein Ziel ist es, irgendwann einmal in den Nationalkader hineinzurutschen.“

Ob Hobby- oder ambitionierter Turnierspieler, jung oder alt, männlich oder weiblich, Rollifahrer oder Fußgänger – beim RSC ist jeder willkommen. Helmut Nikelis organisiert für seine Mitglieder im Alter von 13 bis 55 gemeinsame Busfahrten zu Turnieren oder Trainingslager. „Wir wollen den Spielerinnen und Spielern natürlich auch etwas bieten“, sagt er. Um derlei Aktionen zu ermöglichen oder Material zu beschaffen, ist Nikelis jedoch auch auf private Geldgeber und Sponsoren angewiesen.

Sponsoren wie der „Inner Wheel Club Köln Römerturm“ gesucht
Der Inner Wheel Club Köln Römerturm beispielweise, dessen Mitglieder weibliche Angehörige des Rotary International Clubs sind, spendete vor ein paar Wochen spontan 1.000 Euro an den RSC, nachdem Holger Nikelis auf Einladung bei ihnen einen Vortrag gehalten hatte. „Holger Nikelis’ Schilderungen über das Rollstuhl-Tischtennis und die Arbeit beim RSC Köln haben uns sehr beeindruckt. Mit unserer Spende möchten wir die Bemühungen des Vereins ein klein wenig unterstützen“, sagt Hildegard Wefers, Past-Präsidentin des Inner Wheel Clubs Köln Römerturm.

Gemeinsam mit ihrem Mann schaute Hildegard Wefers im Juli sogar beim Training des RSC vorbei und verschaffte sich so einen ganz persönlichen Eindruck von der erfolgreichen Vereinsarbeit - von der sicherlich auch in Zukunft noch einiges zu hören sein wird.

RSC Köln trumpft beim Deutschland-Pokal in Lobbach auf
Der RSC Köln ist am 3. August 2013 mit zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern erfolgreich vom Deutschlandpokal-Turnier in Lobbach im Rahmen der Rollstuhl-Tischtennisserie (RTT-Serie) zurückgekehrt. In der Klasse C gelang Albert Solbach gleich beim ersten Start in der neuen Wettbewerbsklasse eine große Überraschung: Er setzte sich im Finale mit 3:0 gegen den Schweizer Sieber (TTC Zürich Oberland) durch. Zuvor hatte sich Solbach mit 7:0-Spielen durch die Vorrundengruppe gespielt. In seiner ersten Saison der RTT-Serie hatte Solbach die Gesamtwertung in der Newcomer-Klasse gewonnen und war so in die C-Klasse aufgestiegen.

Mathias Viebranz, erst seit April Mitglied beim RSC Köln, siegte in der Klasse der Newcomer. In der Vorrunde gewann der 49-Jährige fünf von sieben Spielen. In der Finalrunde bezwang er Kurt Pfeiffer vom VFR Ludwigsburg. „Der Ehrgeiz ist entfacht. Mal sehen, ob ich beim nächsten Turnier meinen Erfolg wiederholen kann“, sagt Viebranz, der mit diesem Sieg seiner mitgereisten Frau ein schönes Geburtstagsgeschenk machte. Ebenfalls in die Finalrunde schaffte es mit fünf Siegen in der Vorrunde der Newcomer RSC-Spielerin Elisabeth Hoverath. Die 56-Jährige war vor drei Jahren im Internet auf den RSC Köln aufmerksam geworden, wurde Mitglied und griff so erstmals überhaupt zum Schläger. In Lobbach reichte es zum vierten Platz. „Das ist ein tolles Erfolgserlebnis für mich. Ich habe durch das Tischtennis spielen mehr Selbstbewusstsein gewonnen. Es macht richtig Spaß beim RSC“, sagt sie, die nun ebenfalls hofft, bei einem der nächsten Turniere mal einen Pokal mit nach Hause nehmen zu können.

Quelle: Swetlana Gorski (alliro GmbH)