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Paralympische Leichtathletik auf dem Weg nach Rio

Birgit Kober, Foto: Ralf Kuckuck

Am 28. Juli sind die Weltmeisterschaften in der Leichtathletik in Lyon (Frankreich) zu Ende gegangen. Wiederum konnten großartige Erfolge der Athletinnen und Athleten verfolgt werden. Dank der Berichterstattung sind uns viele Athletinnen und Athleten näher gekommen, durch das paralympic.tv konnten auch die Daheimgebliebenen die Wettbewerbe live verfolgen. Unsere Mannschaft hat in Lyon ein tolles Ergebnis erzielt, dazu sei allen Sportlerinnen und Sportlern herzlichst gratuliert. Auch das Betreuerteam um Bundestrainer Willi Gernemann ist in diese Gratulation einbezogen. Mit insgesamt 28 Medaillen (10, 9, 9) wurde ein herausragendes Ergebnis erzielt, dieses Ergebnis ist eine deutliche Verbesserung gegen über den Weltmeisterschaften in Neuseeland im Jahre 2011 (8, 8, 8) und den Paralympischen Spielen 2012 (5, 3, 10) in London. Dabei konnten Markus Rehm (Weitsprung – 7,95m), Sebastian Dietz (Diskuswerfen – 42,18m) und Birgit Kober (Speerwurf – 27,45m) Weltrekorde in ihren jeweiligen Startklassen aufstellen.

17 Athletinnen und Athleten aus Deutschland konnten sich in die Medaillenliste eintragen, dies ist umso bemerkenswerter, als dass so bekannte Sportlerinnen und  Sportler wie Matthias Schröder, Wojtek Czyz, Ulrich Iser, Katrin Green, Astrid Höfte und Michaela Flöth in diesem Jahr aufgrund der Beendigung ihrer Karrieren nicht mehr dabei waren.

Seit dem 1. Januar 2013 hat der Deutsche Behindertensportverband in der Sportart Leichtathletik vier Paralympische Trainingsstützpunkte anerkannt. Der Erfolg dieses Stützpunktssystems zeigt sich auch darin, dass 18 der insgesamt 28 Medaillen von Sportlerinnen und Sportlern errungen werden konnten, die an den Stützpunkten in Leverkusen (11), Berlin (3), Cottbus (2) und Saarbrücken (2) trainieren. Dieses Stützpunktsystem ist ein wichtiger Eckpfeiler, um den Athletinnen und Athleten die notwendigen Rahmenbedingungen zu geben, die für den modernen Paralympischen Spitzensport notwendig sind. Die Entwicklung für die Zukunft wird an diesen Stützpunkten vorangetrieben. Hier entwickeln sich viele Talente, die in der Zukunft auf sich aufmerksam machen werden.

Zwei Tage nach Abschluss der Weltmeisterschaften in Lyon hat das Internationale Paralympische Komitee die Wettbewerbe für die Spiele in Rio 2016 bekanntgegeben. Insgesamt 177 Wettbewerbe sind auf der Liste (Männer: 95, Frauen: 82). Bei den Herren sind es acht Wettbewerbe weniger als in London, bei den Frauen 15 Wettbewerbe mehr. Wesentliche Änderungen betreffen den 200m Lauf, dieser wird nur noch für wenige Startklassen angeboten, und die Wurfdisziplinen der Klasse 58, hier werden die Athletinnen und Athleten bei entsprechender Behinderung der Klasse 57oder den Klassen 42 respektive 44 zugeordnet. Ein Faktorensystem kommt nicht mehr zum Einsatz, es gibt nur noch einzelne Klassen, die allerdings teilweise zusammen starten und auch (ohne Ausgleich) zusammen gewertet werden. Zumindest mit der Abschaffung des Faktorensystems ist eine alte Forderung des DBS umgesetzt worden, weil das in der Leichtathletik eingesetzte System (im Gegensatz zu anderen Sportarten) nie wissenschaftlich evaluiert war und in der Praxis zu großen Ungerechtigkeiten führte. Eine Festlegung der Wettbewerbe drei Jahre vor den Paralympischen Spielen ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Anforderungen des modernen Spitzensportes sind inzwischen so hoch, dass eine langfristige Vorbereitung notwendig ist, um erfolgreich zu sein. Das bedeutet auch eine Konzentration auf  bestimmte Wettbewerbe, teilweise erfolgt dies schon im Jugendbereich. Ohne ein festes Wettkampfprogramm kommt es immer wieder zu Enttäuschungen und zur Demotivation, wenn angestrebte Ziele wegen des Ausfalls des Wettkampfes nicht erreicht werden können. Letztendlich sollte das IPC ein dauerhaftes Wettkampfprogramm auf dem Paralympischen Niveau haben.

Die meisten deutschen Athletinnen und Athleten finden sich mit ihren Hauptwettbewerben im Wettkampfprogramm von Rio wieder. Es ist aber leider auch der Fall, dass das Kugelstoßen von Jana Schmidt und Matthias Schulze gestrichen wurde.

Dr. Karl Quade, Vizepräsident Leistungssport