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„Die Paralympics-Teilnahme wäre die Krönung“
Para Eishockey: Das deutsche Team will sich bei der Weltmeisterschaft in PyeongChang für die Paralympischen Spiele 2018 qualifizieren
Mit einem klaren Ziel vor Augen reist die deutsche Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft im Para Eishockey, die vom 12. bis 20. April 2017 in PyeongChang stattfindet. Trotz starker Konkurrenz möchte das Team unter die Top Fünf – damit es in einem Jahr zu den Paralympics nach Südkorea zurückkehren darf. Bisher war Deutschland erst einmal bei den Spielen vertreten: vor über einem Jahrzehnt, 2006 in Turin.
„Es war eine spannende Zeit, die ich nie vergessen werde. So viel Aufmerksamkeit wie 2006 ist sehr selten in unserer Sportart“, erinnert sich der damalige Coach Michael Gursinsky, der die Mannschaft auch heute noch als Co-Trainer begleitet und mit den ehemaligen Eishockey-Profis Andreas Pokorny (Cheftrainer) und Ian Wood (Teammanager) ein Gespann bildet. „Bundespräsident Horst Köhler war in der Kabine und hat uns in der Halle angefeuert, auch Wolfgang Schäuble war vor Ort. Das war eine fantastische Wertschätzung für unsere Jungs“, schildert Gursinsky. Trotz der prominenten Unterstützung verpasste das deutsche Team im kleinen Finale gegen die USA knapp Bronze und wurde am Ende guter Vierter. „Wir hätten die Medaille gerne geholt, doch auch so war es ein geiles Erlebnis. Als Erinnerung hängt noch immer eine Bilder-Collage von damals in meinem Büro. Die Spiele sind also ständig präsent“, berichtet Jörg Wedde. Der 51-jährige Hannoveraner war genau wie Sebastian Disveld, Robert Pabst, Sven Stumpe sowie die beiden Rückkehrer Frank Rennhack und Udo Segreff bereits 2006 dabei – und kämpft nun um die erneute Teilnahme.
„Für manchen von uns wird es wohl der letzte Ritt, die letzte Chance auf die Paralympics. Wir sind richtig heiß darauf und wollen es unbedingt schaffen“, betont Wedde. 2010 und 2014 verpasste die deutsche Mannschaft die Spiele, scheiterte jeweils im Qualifikationsturnier. Es waren bittere Erfahrungen. Diesmal soll es so weit gar nicht kommen, denn die Teilnahme soll schon bei der Weltmeisterschaft in PyeongChang, und damit am Ort der Paralympics, unter Dach und Fach gebracht werden – so dass bei der zweiten und letzten Möglichkeit beim Turnier im Herbst nicht der ganz große Druck herrscht. „Wir haben einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielern“, sagt Michael Gursinsky. Auch die jüngsten Testspiele machen Mut. Gegen Schweden gab es in sechs Partien fünf Siege und auch Norwegen konnte erstmals seit 19 Jahren bezwungen werden. „Wir sind, auch durch die beiden Rückkehrer, stärker aufgestellt als bei der EM im Vorjahr und haben uns auf dem Eis sowie mental deutlich verbessert. Das Team funktioniert gut, wir haben die Qualität, um es zu den Paralympics zu schaffen“, sagt Sebastian Disveld. Und der 41-Jährige aus Achim bei Bremen fügt hinzu: „Das ist das große Ziel, dafür betreiben wir den ganzen Aufwand.“
Jörg Weddes Plan: „Erst die Paralympics – und dann gehe ich sportlich in Rente“
So steigt das deutsche Team am Samstag mit Zuversicht in den Flieger Richtung Südkorea. Doch es wird heiße Duelle auf dem Eis geben. „Die USA und Kanada sind die klaren Favoriten, dahinter ist alles offen. Jeder kann jeden schlagen. Es geht um viel – und es wird richtig zur Sache gehen. Die Jungs brennen dafür, das große Ziel gemeinsam zu erreichen“, sagt Michael Gursinsky. Um die begehrten drei Plätze hinter den beiden Favoriten kämpft die Mannschaft von Cheftrainer Andreas Pokorny mit Norwegen, Italien, Schweden und Südkorea. Gegen die Gastgeber trifft das Team zum Auftakt am 12. April um 19 Uhr Ortszeit – voraussichtlich vor ausverkaufter Halle. „Dann müssen wir auch vor dieser für uns ungewohnten Kulisse das abrufen, was wir uns in den vielen Lehrgängen und Testspielen erarbeitet haben. Unsere Entwicklung ist absolut positiv, die Paralympics-Teilnahme wäre für uns die Krönung“, betont Gursinsky.
Dieses Ziel hat auch Jörg Wedde fest im Visier. „Erst die Paralympics – und dann gehe ich sportlich in Rente“, schildert der 51-Jährige seine Pläne und ergänzt: „Das wäre so wichtig für die gesamte Sportart, damit die Leute sehen, was für ein geiler Sport Sledge-Eishockey ist, so dass hoffentlich neuer Nachwuchs nachkommt.“ Auch für die jungen Spieler im Team, für die es die Paralympics-Premiere wäre, sei es eine große Chance: „Sie spüren: Da liegt etwas Großes in der Luft, da kann ich dabei sein und Geschichte schreiben.“ Dafür muss die deutsche Mannschaft am besten schon bei der WM zwei Teams hinter sich lassen. Dann steht der ersehnten Rückkehr nach PyeongChang im März 2018 nichts mehr im Wege. Es wäre ein großartiges Erlebnis – nicht nur für Michael Gursinsky, Sebastian Disveld und Jörg Wedde.
Das deutsche WM-Aufgebot: Simon Kunst (30, Berlin, SC Langenhagen), Klaus Brzoska (45, Hamburg, Weserstars Bremen), Christian Pilz (33, Chemnitz, ESC Dresden Cardinals), Robert Pabst (42, Görlitz, Eislaufverein Niesky), Mathias Albanus (38, Uelzen/Niedersachsen, Weserstars Bremen), Sven Stumpe (41, Dortmund, Barbarians Kamen), Lucas Sklorz (21, Hameln, Barbarians Kamen), Hugo Rädler (38, München, ESV Dachau Woodpeckers), Frank Rennhack (27, Radebeul/Sachsen, Weserstars Bremen), Sebastian Disveld (41, Zeven/Niedersachsen, Weserstars Bremen), Jacob Wolff (39, Wittenberg/Sachsen-Anhalt, Weserstars Bremen), Jörg Wedde (51, Ölsburg/Niedersachsen, SC Langenhagen), Bernhardt Hering (25, Freiberg/Sachsen, ESC Dresden Cardinals), Christian Jaster (32, Düsseldorf, Wiehl Penguins), Udo Segreff (43, Hannover, SC Langenhagen), Ingo Kuhli-Lauenstein (24, Biedenkopf/Hessen, Wiehl Penguins).