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Nachbericht zur E-Hockey-EM in Finnland

Nach dem Gruppensieg leider das Aus im Halbfinale

Vom 04. bis zum 11. Juni fand in Nastola, Finnland die Europameisterschaft im Elektrorollstuhl-Hockey statt. Die Deutsche Nationalmannschaft reiste als amtierender Weltmeister zu dem Turnier war somit besonderem Druck ausgesetzt. Für den Bundestrainer Deniz Genç bestand die heikle Aufgabe vor allem darin, den Abgang von drei Leistungsträgern zu kompensieren und gleichzeitig den hohen Erwartungen gerecht zu werden, die die Fans im eigenen Lande gestellt hatten.

In der Gruppenphase lief alles nach Plan. Die Underdogs aus Slowenien konnten ohne Probleme mit 12:1 bezwungen werden; dabei erhielt jeder der zehn Spieler im deutschen Kader seine Einsatzzeit und die Rookies Berndl, Grubert und Kupke schossen ihre ersten Tore. Im zweiten und dritten Gruppenspiel warteten schon andere Kaliber; nicht ohne Grund wurde die Gruppe B mit den normalerweise üblichen Halbfinal-Anwärtern Deutschland, Italien und Finnland als Todesgruppe bezeichnet. Doch in den direkten Duellen konnten die Deutschen dank ihrer individuellen Klasse knapp die Oberhand bewahren: Ein 6:5-Sieg gegen Finnland und ein 4:4-Remis gegen Italien bedeutete nicht nur den Einzug ins Halbfinale, sondern auch den Gruppensieg, dank dem man den übermächtigen Niederländern in der Vorschlussrunde aus dem Weg ging.

So glücklich die Mannschaft nach diesen ohne Zweifel erfolgreichen Partien war, so trügerisch und auf dünnem Eis gebaut war dieser Erfolg. Denn im Halbfinale gegen die unkonventionell agierenden Belgier spielte man ähnlich ambitioniert,  bekam aber gleich zu Beginn drei Gegentore und konnte sich auch durch taktische und personelle Wechsel nicht mehr richtig davon erholen. Die deutsche Defensive bekam den besten Spieler des Turniers Björn Sarrazyn zwar immer besser in den Griff, die Offensive blieb allerdings viel zu unkreativ und durchschaubar. Am Ende hieß es 5:9 für Belgien, die in den letzten Minuten leichte Konterangriffe zu drei Toren verwerteten und so diesen unverhältnismäßig hohen Sieg herausschossen.

So wurde das Ziel der Teilnahme am Endspiel also verpasst. Von großer Enttäuschung gekennzeichnet ging das Team um Kapitän Görkem Oguz in das Spiel um den dritten Platz, in dem es abermals auf Finnland traf. Die deutsche Mannschaft erwartete einen ganz heißen Kampf seitens der Gastgeber und nahm sich vor, bedingungslosen Willen und Kampfgeist dagegen setzen. Dies gelang zweifellos – wieder und wieder gerieten die Deutschen in Rückstand, fanden aber die richtigen Antworten und hielten das Spiel bis in die Schlusssekunden offen. Dass es am Ende nicht zu der Bronzemedaille reichte (Ergebnis 4:5), lag nur an Nuancen und wettbewerbstechnischen Gründen, wie der Bundestrainer bestätigte:

„Wir haben lediglich ein schwaches Spiel gezeigt – gegen Belgien müssen wir normalerweise gewinnen. Im Bronzematch haben uns etwas die Geduld und die Erfahrung gefehlt, ansonsten haben wir gegen die körperlich überlegenen Finnen ordentlich gespielt. Was mich aber unglaublich wurmt, ist die Tatsache, wie die Turnierleitung mit für unseren Sport wichtigen Regeln umgeht“, echauffierte sich Genç und meinte damit die Höchstgeschwindigkeitsregel (15 km/h), die nach einer Nacht-und-Nebel-Aktion von fünf Mannschaften radikal abgeschwächt und damit de facto außer Kraft gesetzt wurde. „Unsere Rollstühle waren von uns sicherheitshalber auf 14 km/h programmiert worden, diese fünf Teams haben die Regeländerung knallhart und entgegen jedes Fair-Play-Gedanken ausgenutzt und wurden ungeahndet mit teilweise 16,8 km/h gemessen. Das ist für mich eine Untergrabung des Regelwerks!"

In den kommenden Wochen steht für die Deutsche E-Hockey-Nationalmannschaft nun die Nachbereitung der EM an, bevor dann wieder ins Training eingestiegen wird.