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Curler erkämpfen sich Ticket für die WM

Die deutsche Curling-Nationalmannschaft hat sich bei der WM-Qualifikation im norwegischen Lillehammer (1.-6 November 2014)  ein Ticket für die Weltmeisterschaft 2015 in Lohja (Finnland) sichern können. Mit sechs Siegen und nur einer Niederlage gegen den Turniergewinner Norwegen, bewiesen die deutschen Curler eindrucksvoll ihre spielerische Stärke und ihren Teamgeist und sicherten sich einen der beiden Startplätze.

Voller Vorfreude war das Team um Coach Bernd Weißer mit Skip Jens Jäger, Vize-Skip Nane Putzich, Martin Schlitt, Heike Melchior und Robert Hering nach Lillehammer angereist. Im Hintergrund sorgten Physiotherapeutin Tove Guldfeldt, Sportpsychologe Dr. Christian Heiss und Betreuerin Petra Schlitt für den Teamspirit und das Wohl der Mannschaft. Und auch wenn sie nicht zu den großen Favoriten zählten – das Ziel war allen klar: „Wir wollen die WM-Qualifikation für Lohja schaffen!“

„Wir für Deutschland!“ – so begann das deutsche Team um Skip Jens Jäger jedes Spiel. Beim Auftakt gegen Slowenien fand die Mannschaft gleich gut ins Spiel und gewann nach dem siebten End deutlich mit 13:1.

Am nächsten Tag kamen die deutschen Curler gegen Turnierfavorit Norwegen nicht gut in Fahrt und unterlagen einem präzise spielenden Team unter Skip Rune Lorentsen mit 10:4. Dafür konnte das deutsche Nationalteam am Nachmittag gegen die unerfahrenen Spieler aus Bulgarien ein deutliches 19:0 herausspielen.

Von dieser guten Leistungsbilanz ermutigt, starteten die Rollstuhlcurler mit dem Adler auf der Brust in das Spiel gegen Italien. Dieses Match wurde von Anfang an deutlich von der deutschen Mannschaft beherrscht. Nach einem 4:0 konnten die Italiener unter Egidio Marchese zwar noch auf 4:2 verkürzen. Doch nach einem dreier Haus im sechsten End lag das Spiel dann endgültig in deutscher Hand, mit dem Endergebnis von 8:4. Skip Jens Jäger zeigte sich danach begeistert: „Das war eines der schönsten Spiele meiner Karriere – es ist uns einfach alles gelungen!“

Am Mittwoch kam schließlich mit der Schweiz ein befreundetes Team aufs Eis. „Wir haben schon oft gegeneinander gespielt und freuen uns auf diese Begegnung“, so Heike Melchior aus Berstadt in der Wetterau, die von ihren Gegnern auf dem Eis auch schon mal respektvoll als „The Little Red Gun“ bezeichnet wird. Auch hier war das deutsche Team mit einem 9:7 siegreich.

„Damit waren wir Gruppenzweiter und noch im Rennen um das Ticket nach Lohja“, so Robert Hering, der erst vor zwei Jahren mit dem Rollstuhlcurling begann und heute bereits der „Alternate“ in der deutschen Mannschaft ist.

Und dann kam Korea. Mit dem Zweiten der Gruppe A war nicht zu spaßen, das stand von Anfang an fest. Für die Koreaner war die WM-Qualifikation fest eingeplant – schließlich mussten sie WM-Punkte für die Teilnahme an den Paralympischen Spielen 2018 im eigenen Land in Pyeongchangsammeln. Beide Teams spielten konzentriert und auf hohem Niveau. Das sehr ausgeglichene Spiel ging mit 6:6 in ein neuntes Extra-End. Hier hatte Deutschland dann die Nase vorn und konnte, obwohl Korea den Vorteil des „letzten Steins“ hatte, das End mit 7:6 für sich entscheiden. „Ein Erfolgsfaktor für unseren Sieg heute war ganz sicher der gute Zusammenhalt im Team. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen“, analysierte der Frankfurter Martin Schlitt.

Im alles entscheidenden Spiel ging es dann gegen Lettland, das die direkte WM-Qualifikation gegen Norwegen verpasst hatte und jetzt noch eine zweite Chance bekam. Die Anspannung war auf beiden Seiten zu spüren und auch die Zuschauer hielten es vor Spannung kaum aus. In einem dramatischen Spiel kämpften beide Teams bis auf den letzten Stein. Polina Rozkova wehrte ein Viererhaus ab und beim Gleichstand von 5:5 ging es ins letzte End. Mit seinem allerletzten Stein verschaffte Skip Jens Jäger dem deutschen Team dann den entscheidenden Sieg zum 6:5.

Überglücklich fielen sich Spieler, Trainer und Betreuer in die Arme. „Wir waren einfach ein tolles Team“, so Nane Putzich. Die Allgäuerin ist die erfahrenste Frau der Curler und war schon, wie auch Jens Jäger, bei den Paralympics 2010 in Vancouver mit dabei.

Bundestrainer Bernd Weißer äußerte sich begeistert: „Es hat Freude gemacht, ich bin sehr stolz auf mein Team. Danke an alle, die gemeinsam gekämpft und mitgeholfen haben.“

Beim gemeinsamen Abschlussdinner freuten sich die deutsche Athleten über die vielen Glückwünsche der anderen Teams und allmählich wurde es ihnen klar: Sie hatten ihr Ziel tatsächlich erreicht. „Lohja – wir kommen!“

Die Schlussrangliste:

1.   Norwegen

2.   Deutschland

3.   Lettland

4.   Korea

5.   Italien

6.   Tschechische Republik

7.   Schweiz

8.   Japan

9.   Dänemark

10. Slowenien

11. Bulgarien

12. Israel (erstmalig dabei und außer Konkurrenz gestartet)

Quelle: Petra Schlitt