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Blindentennis erobert Deutschland

40 Teilnehmer beim 1. Deutschen Blindentennis-Workshop in Köln

Eine Trainerin erklärt einem blinden Tennisspieler die Technik
© Aktion Mensch/Michael Bause

Der Tennissport öffnet sich auch in Deutschland für Menschen mit Seheinschränkung und blinde Menschen. Beim 1. Deutschen Blindentennis-Workshop stellten der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) und die Gold-Kraemer-Stiftung in Kooperation mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) die außergewöhnliche Sportart erstmals vor. 40 begeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 12 und 50 Jahren kamen dazu Ende April nach Köln. Mit Odette Battarel und Amanda Green waren zwei erfahrene sehbehinderte Spielerinnen aus London angereist, die 2007 die Sportart in England eingeführt und seither ständig weiterentwickelt haben. 

Blindentennis, wie funktioniert das?

Beim Blindentennis können blinde, sehbehinderte und sehende Spielerinnen und Spieler gegeneinander antreten. Dafür sind Regel-Anpassungen nötig. Das Feld ist kleiner und entspricht einem Junioren-Court. Die Linien sind mit einer Schnur überklebt, so dass sie mit den Füßen ertastet werden können. Dank einer Schaumstoffhülle ist der Ball etwas langsamer, zudem rasselt er gut hörbar. Bei blinden Spielern darf der Ball dreimal im eigenen Feld aufspringen, ehe er returniert werden muss, bei hochgradig Sehbehinderten zweimal und bei sehbehinderten und sehenden Spielern muss er wie beim regulären Tennis nach der ersten Bodenberührung wieder übers Netz geschlagen werden. Um das Treffen des Balles zu erleichtern, werden verkürzte Juniorenschläger benutzt.  

Die Spielerinnen Odette Battarel und Amanda Green sind mittlerweile auch Trainerinnen für ihre Sportart. „Es gab schlicht niemanden, der uns das Spielen hätte beibringen können“, erklären sie. Mit großem Interesse verfolgten auch die beiden Veranstalter, der DBSV und die Gold-Kraemer-Stiftung, die Einführung in das Blindentennis. „Es war großartig zu sehen, wie mit ganz einfachen didaktischen Schritten jeder Spielerin und jedem Spieler beigebracht wurde, sich auf den Ball zu konzentrieren, ihn zunächst zu fangen und zu werfen, um dann schon nach wenigen Übungen den Schläger mit einzusetzen“, berichtet Niklas Höfken, Projektleiter „Tennis für Alle“ bei der Gold-Kraemer-Stiftung. „Wir hoffen, mit dem ersten Blindentennis-Workshop auch langfristig in der deutschen Tennislandschaft zu punkten. Wir haben an diesem Wochenende nicht nur eine große Begeisterung der Teilnehmer erlebt, sondern auch eine große Bereitschaft aller, sich jeweils vor Ort für Blindentennis einzusetzen“, so die Vertreterin des DBSV, Eva Cambeiro Andrade. Aus diesem Grund fand die Veranstaltung auch in Kooperation mit dem Deutschen Tennis Bund, der International Blind Tennis Association (IBTA) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) statt. Zusammen mit ihnen wollen die Partner in Deutschland neue Strukturen aufbauen.

Blindentennis wurde vor rund 30 Jahren in Japan entwickelt und ist inzwischen auch in vielen europäischen Ländern, Kanada und Australien verbreitet. 2014 wurde die International Blind Tennis Association gegründet. Im englischen Tennisverband ist Blindentennis eine offizielle Sportart. Es gibt inzwischen lokale, regionale und nationale Wettkämpfe. Langfristiges Ziel der Tennisverbände in England, Japan und Australien ist die Anerkennung des Blindentennis als neue paralympische Sportart.

„Wir freuen uns, dass durch den DBSV und die Gold-Kraemer-Stiftung nun auch in Deutschland eine Initiative für Blindentennis gestartet ist und wir sind sicher, dass sich diese Sportart auch hier weiter ausbreiten und etablieren wird“, so Amanda Green, die auch in ihrer Funktion als Vize-Präsidentin der IBTA gekommen war.  

Weitere Infos sowie einen Videobeitrag finden Sie unter:

>> Kurzfilm über den 1. Deutschen Blindentennis-Workshop

>> Selbsterfahrungsbericht einer Teilnehmerin von Aktion Mensch

Quelle: Gold-Kraemer-Stiftung