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Beucher und Quade wollen Klarheit

Brief an IAAF-Präsident Coe: Deutscher Behindertensportverband fordert konkrete Angaben zur Erstellung eines möglichen Gutachtens auf Initiative von Markus Rehm

Friedhelm Julius Beucher
Friedhelm Julius Beucher © picture alliance/DBS

Der Internationalen Leichtathletik-Verbands (IAAF) hatte im August 2015 entschieden, Leichtathleten mit Prothesen von einer Teilnahme bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaft auszuschließen, sofern diese nicht nachweisen können, dass ihnen die „mechanische Hilfe“ keinen Vorteil verschafft. Diese Regel „144.3 (d)“ ist zum 1. November 2015 in Kraft getreten. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, und Vizepräsident Leistungssport Dr. Karl Quade hatten bereits unmittelbar danach deutliche Kritik an diesem Entschluss geübt – und haben diese jetzt in einem Schreiben an IAAF-Präsident Sebastian Coe erneuert.

„Dass die Athleten nun selbst den Beweis antreten müssen und nicht der internationale Sportverband, ist für uns schwer hinnehmbar und hat einen diskriminierenden Charakter. Leider bleibt uns nichts anderes übrig als diese Entscheidung mit allen damit verbundenen Konsequenzen zu akzeptieren“, heißt es.

Gleichzeitig wollen Beucher und Quade Klarheit und fordern konkrete Angaben, wie ein Athlet den geforderten Nachweis erbringen kann und welche Anforderungen ein solches Gutachten enthalten muss.

„Es wäre sehr misslich, wenn Athleten der Traum von Olympia dadurch genommen würde, dass ein mögliches Gutachten nicht rechtzeitig fertig geworden wäre oder nicht den Kriterien der IAAF entspricht. Dem wollen wir durch frühzeitige Kontaktaufnahme vorbeugen“, erklären Beucher und Quade, die auch für ein persönliches Gespräch mit Sebastian Coe zur Verfügung stehen und dieses Angebot in ihrem Schreiben unterbreitet haben. Konkret geht es auf Initiative von Markus Rehm um ein mögliches Gutachten für unterschenkelamputierte Weitspringer.

Markus Rehm beim Weitsprung
Markus Rehm © Marcus Hartmann, www.photo-hartmann.de

„Dafür müssen wir wissen, welche Daten genau benötigt werden. Wir wollen vermeiden, dass wir ein Gutachten in Auftrag geben, welches dann eventuell nicht vom IAAF anerkannt wird. Schließlich ist die Erstellung eines solchen Gutachtens mit hohen Kosten verbunden. Ich bin für Gespräche bereit, brauche allerdings jetzt Klarheit“, betont Rehm, der in dieser Debatte eine große Chance sieht für die Leichtathletik und den Sport – und keine Gefahr.

„Ich bin ein stolzer paralympischer Athlet und werde immer Mitglied der paralympischen Familie bleiben. Dennoch möchte ich auch die Möglichkeit haben, bei den Olympischen Spielen zu starten – sofern die sportliche Qualifikation erreicht und wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Athleten mit meiner Behinderung beim Weitsprung keinen Vorteil gegenüber Athleten ohne Prothese haben. Falls doch, akzeptiere ich das Ergebnis des Gutachtens“, sagt Rehm.