Aktuelles vom Judo
Para Judo-WM: Tokio stets im Hinterkopf
Ein halbes Jahr haben Carmen und Ramona Brussig in Japan verbracht und dabei einen Vorgeschmack auf das Gastgeberland der Paralympics 2020 erhalten – Bei der WM in Portugal wollen sie Qualifikationspu
Sie sind die Aushängeschilder der deutschen Para Judo-Nationalmannschaft: Carmen und Ramona Brussig, Zwillingsschwestern. Carmen ist 15 Minuten älter als Ramona, ähnlich viel Zeit lag zwischen ihren Paralympics-Siegen 2012 in London. Die Reihenfolge standesgemäß: Erst gewann Carmen Gold, wenig später jubelte auch Ramona. Jetzt stehen vom 16. bis 18. November die Para Judo-Weltmeisterschaften in Odivelas (Portugal) vor der Tür – es ist gleichzeitig das erste Qualifikationsturnier für die Paralympics in Tokio 2020.
Hinter den Brussig-Schwestern liegt eine besondere Reise: Ein halbes Jahr waren die sehbehinderten Zwillinge bereits im Land des Gastgebers der Paralympics 2020. „Es war genial zu sehen, welch hohe Disziplin dort im Para Judo herrscht“, berichtet Carmen Brussig. Ihre Schwester Ramona fügt hinzu: „Para Judo ist dort eine Art Nationalsport, das war faszinierend zu erleben, wie hoch der Stellenwert ist.“ Die beiden 41-jährigen Judoka des PSV Schwerin haben während ihres Langzeit-Trainingslagers neben den sportlichen Erfahrungen auch viele Eindrücke rund um die japanische Kultur gesammelt. Es waren spannende Monate mit einigen neuen Erkenntnissen. Und es zeigt: Trotz ihrer zahlreichen Medaillen bei Paralympics, WM und EM sind die Brussig-Schwester hoch motiviert und professionell unterwegs auf dem Weg in Richtung Tokio.
Die Tatsache, dass neben Japan auch andere Nationen im Para Judo aufgeholt haben, lassen die beiden allerdings mit gedämpften Erwartungen zur WM fahren. Denn gerade das Treppchen sei schwer zu erreichen, weil das Niveau deutlich angestiegen sei. „Es ist definitiv keine Selbstverständlichkeit, dass wir bei einer WM auf den Medaillenplätzen landen. Für uns ist es im Hinblick auf Tokio wichtig, mit einer Platzierung unter den ersten Sieben Punkte für die Qualifikation zu sammeln“, erklärt Carmen Brussig.
Die beiden diesjährigen Weltcups dienten dem Formtest für die Weltmeisterschaften in Portugal. Allerdings wünschen sich die Zwillinge eine noch intensivere Vorbereitung auf die Höhepunkte, um noch besser für die Duelle gegen die immer stärkere Konkurrenz gewappnet zu sein. Es wird ein spannendes Kräftemessen der Weltelite weniger als zwei Jahre vor den Spielen in Tokio. Cheftrainerin Carmen Bruckmann hofft freilich, dass neben Punkten für die Paralympics-Qualifikation auch das ein oder andere Edelmetall herausspringt. Vor allem den Rio-Medaillengewinnern Nikolai Kornhaß sowie Carmen und Ramona Brussig traut Bruckmann wieder einen Platz auf dem Podium zu, sagt aber auch: „Wir wissen nur bedingt, was uns erwartet. Es kommt immer wieder neue Konkurrenz hinzu.“
Aus dem deutschen Team feiern der erst 18-jährige Rafael Goral sowie der 21-jährige Schugga Nashwan in Portugal ihre WM-Premiere. Nashwan überraschte bei der EM im Vorjahr mit Bronze. „Das war schon ein Ausrufezeichen, doch wir müssen sehen, wie konstant er eine solche Leistung abrufen kann. Zudem herrscht bei einer WM natürlich noch ein höheres Niveau“, erklärt Bruckmann und fügt an: „Es ist immer unser Ziel, junge Athleten für künftige Paralympics aufzubauen.“ Ob es schon für eine Teilnahme an den Spielen in Tokio 2020 reicht, bleibt abzuwarten. Eine gute Platzierung bei der WM und ein paar Qualifikationspunkte wären gute Argumente dafür.
Das deutsche WM-Aufgebot:
Carmen Brussig (41, Leipzig, PSV Schwerin), Ramona Brussig (41, Leipzig, PSV Schwerin), Daniel-Rafael Goral (18, Hamburg, SSG Blista Marburg), Nikolai Kornhaß (25, Schriesheim, 1. Mannheimer JC), Marc Milano (26, Volkmarsen, 1. Mannheimer JC), Schugga Nashwan (21, Sanaa, SSG Blista Marburg), Oliver Upmann (30, Ibbenbüren, 1. Mannheimer JC).
Hintergründe zu den Sportlerinnen und Sportlern unserer Deutschen Paralympischen Mannschaft finden Sie unter www.deutsche-paralympische-mannschaft.de.