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„Heilige Hallen des Judo“ geben Extra-Motivation

„Heilige Hallen des Judo“ geben Extra-Motivation

Nikolai Kornhaß wirft Trainingspartner Pascal Bruckmann
Nikolai Kornhaß © Mika Volkmann / DBS

Die Vorfreude ist groß bei den vier Para Judoka, und alle sind extrem fokussiert. Nicht zuletzt die Trainingsstätte „Kodokan“ in Japan ist mehr als Motivation pur für das Team. „Das sind die heiligen Hallen des Judo hier in Tokio“, betont Bundestrainerin Carmen Bruckmann. Es sei eine besondere Ehre, sich hier final auf die Wettkämpfe vorzubereiten. Dass sich das Team in der bekannten Corona-Blase befindet und lediglich zwischen Paralympischem Dorf und Trainings- bzw. Wettkampfstätte pendeln darf, sei zwar schade aber kein Beinbruch. „Die Athlet*innen haben alle paralympische Erfahrung und waren auch schon häufig zu Turnieren in Tokio. Ramona und Carmen Brussig haben sogar mal für ein halbes Jahr hier gelebt“, sagt die Bundestrainerin und ergänzt: „Alle sind einfach froh, dass die Paralympics in diesem Jahr tatsächlich stattfinden.“ Wenngleich die zurückliegenden Monate alles andere als einfach waren – sowohl mit Blick auf die Trainings- als auch auf die Turniersituation.

Normalerweise sind die Judoka viel im Ausland unterwegs – in Trainingslagern und in Wettkämpfen. Das sei wichtig, um sich vor allem auf die Kampfstile der anderen Nationen einzustellen. So haben beispielsweise die Brasilianer sehr gute Techniken in den Bodenkämpfen, die Japaner kämpfen klassisch technisch – so wie die Deutschen. Und alle entwickelten sich natürlich laufend weiter. Bei internationalen Turnieren haben die Athleten die Möglichkeit, sich darauf einzustellen. Seit Pandemie-Beginn mussten jedoch viele individuelle Lösungen in Deutschland her. „Das hat aber gut funktioniert“, sagt Bruckmann.

Mit Blick auf das am Freitag beginnende Turnier ist die Bundestrainerin also guter Dinge. Alle sind fit und bringen ihre individuell besten Voraussetzungen mit. „Bei Nikolai Kornhaß fehlt uns eigentlich nichts, außer Glück“, sagt Carmen Bruckmann voller Überzeugung. Als Weltranglisten-Erster hat der Kämpfer vom Turnverein Gundelfingen nach dem dritten Platz in Rio de Janeiro 2016 definitiv eine Medaillenchance.

Oliver Upmann (1. Mannheimer Judo-Club) nimmt zum dritten Mal an Paralympics teil, wurde in London Fünfter und in Rio Neunter. Zuletzt zeigte er sich in Bestform. „Er wird im Oktober zum ersten mal Vater und nimmt zurzeit viel Energie aus dieser familiären Situation mit“, erzählt Bruckmann. Darüber hinaus fällt einer seiner ärgsten Konkurrenten corona-bedingt aus.

Die Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig (beide PSV Schwerin) sind indessen die erfahrensten Kämpferinnen im Team. Während Carmen Brussig nach Bronze in Peking 2008, Gold 2012 in London und Silber 2016 in Rio de Janeiro ihrer vierten Teilnahme entgegenfiebert, sind es für Ramona bereits die fünften Spiele. 2004 und 2012 wurde sie jeweils Paralympicssiegerin, 2008 und 2016 gewann sie jeweils die Silbermedaille. „Eine Medaille ist für sie auf jeden Fall drin, auch wenn sie in diesem Jahr nicht als Favoritin auf die Matte geht“, sagt die Bundestrainerin. ­

Quelle: Heike Werner