Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung

Starke DBS-Präsenz bei DOSB-Frauenvollversammlung in Stuttgart

Starke Preisträgerinnen und lebhafte Diskussionen
DOSB-Frauen-Vollversammlung thematisiert Frauenbild in der Sportberichterstattung

Zwei verdiente Preisträgerinnen bei den Gleichstellungspreisen 2011 und deutliche Worte zur öffentlichen Darstellung von Sportlerinnen standen im Zentrum der 6. Frauen-Vollversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds vom 16.-18. September 2011 in Stuttgart.

Für den DBS nahmen Annegret Müller, Beauftragte für Mädchen und Frauen im DBS, Sofie Heidenheimer, Frauenvertreterin des Behinderte- und Rehabilitationssportverband Bayern sowie Kristine Gramkow, Referentin Gender im DBS, an der Vollversammlung teil.

Das Stuttgarter Thema „Frauen, Sport und Medien“ zog sich bereits am Freitag als roter Faden durch die Begrüßungen im Stuttgarter Schloss: DOSB-Präsident Thomas Bach setzte sich dafür ein, die Anerkennung sportlicher Leistung in den Mittelpunkt von Berichterstattungen zu stellen und wandte sich gegen eine vordergründige sexualisierte Darstellung von Athletinnen. Zuvor hatte die baden-württembergische Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, Gabriele Warminski-Leitheußer mit Blick auf die Erfolge deutscher Sportlerinnen der Versammlung bescheinigt, dass die Frauen im Sport bereits angekommen seien. Den langen Marsch dorthin analysierte der Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg, Dieter Schmidt-Volkmar, beispielhaft anhand der Entwicklung im eigenen Verband: Quotendiskussion bereits 1986, Einführung eines Frauenförderplans, bis heute steigender Anteil von Frauen und Mädchen. Auch Schmidt-Volkmar forderte ein Umdenken angesichts einer vordergründigen Ästhetik, die von Frauen verlange, zugleich jung, erfolgreich und attraktiv zu sein.

Im Anschluss wurden die Gleichstellungspreise des DOSB 2011 an Heida Benecke aus Lürschau und Bärbel Fischer aus Vaihingen/Enz verliehen. Benecke war Vorsitzende im Domschulruderclub Schleswig, Frauenreferentin im Ruderverband Schleswig-Holstein und leitet seit 2008 den Frauen-Ausschuss des Deutschen Ruderverbandes. Sie entwickelte Frauenlehrgänge, eine jährliche Segeltour als Team-Building-Maßnahme für Frauen und arbeitete daran, Frauen besser zu vernetzen und für Führungspositionen in Verbänden und Vereinen zu gewinnen und zu qualifizieren. In der Kategorie Nachwuchs wurde Fischer für ihr außerordentliches Engagement im Kanuclub CJD Schloß Kaltenstein 1981 ausgezeichnet, wo sie bereits seit 1997 ehrenamtlich mitwirkt. Fischer übernahm bereits mit 14 Jahren Verantwortung in ihrem Heimatverein sowie beim Kanu-Verband Württemberg. Besonders verdient gemacht hat sich Bärbel Fischer bei der Mitgliederwerbung für ihren Verein und bei ihrer Arbeit in den Vorstandsgremien. DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers hob den überdurchschnittlichen und langjährigen Einsatz beider Frauen hervor: „Beide sind stark engagiert und echte Vorbilder. Damit haben sie auch Anteil am über-proportionalen Anstieg weiblicher Mitglieder im Sport.“ Sie betont, dass der DOSB gezielt an der Gewinnung weiblicher Mitglieder arbeitet „der Mitgliederzuwachs in unseren Verbänden in den letzten 10 Jahren beruht fast ausschließlich auf dem Zuwachs von Mädchen und Frauen, an diese Entwicklung wollen wir anknüpfen und den weiblichen Mitgliederanteil auch weiterhin deutlich erhöhen.„Frauen im Vereinsmanagement verbesseren die finanzielle, demographische und soziale Situation in Sportvereinen, das belegen nicht nur wissenschaftliche Studien
Bereits am Freitag Nachmittag hatte die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, die Delegierten begrüßt und sich Fragen zum Thema Frauen in Führungspositionen gestellt. Freitag ist auch Vizepräsidentin im Deutschen Leichtathletikverband (DLV). Frau Ridder-Melchers verwies in diesem Zusammenhang auf die vielfältigen Maßnahmen, die der DOSB unter dem Motto „Frauen an die Spitze“ in den kommenden Jahren verstärkt weiterführen wird. „Mit unseren MO müssen wir den Prozess der gleichberechtigten Teilhabe an Führungspositionen beschleunigen, nicht nur, weil wir satzungsgemäß dazu verpflichtet sind, sondern auch, weil gemischte Führungsgremien ein Gewinn für den gesamten Sport sind. Mit einem Mentoring-Projekt, Führungstalente-Camps, Organisationsberatungen und einem Verbandswettbewerb wollen wir die Erhöhung des Frauenanteils in Führungsgremien von derzeitigen 20 Prozent auf mindestens 40 Prozent möglichst schnell erreichen.

Vorträge und eine Podiumsdiskussion zu Medienmarkt und Frauenbild im Sport brachten am zweiten Tag der Frauen-Vollversammlung spannende Einblicke in die Vermarktung und Darstellung von Sportlerinnen. Katja Kraus, Ex-Fußballnationalspielerin und –Vorstand Marketing und Kommunikation des Hamburger Sportvereins informierte über Gesetzmäßigkeiten der Branche, den medialen Druck, neben einer sportlichen Erfolgsstory Einblicke in das Privatleben von Sportlern zu erlangen sowie den Versuch, mit der Übernahme von sozialer Verantwortung und verstärkten Aktivitäten bei Kindern und Jugendlichen eine Marke nachhaltig zu etablieren. Für die Deutsche Sporthochschule machte Dr. Bettina Rulofs anschaulich, wie unterschiedlich Medien Frauen im Sport darstellen – von der reinen Darstellung sportlicher Leistung bis zum Posieren auf dem Billardtisch. Eine prominent besetzte Talkrunde mit Katja Kraus, Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm und WDR-Hörfunk-Sportchefin Sabine Töpperwien schloß sich an. Die DOSB-Presse bietet hierzu einen eigenen Bericht an.

Im Anschluss daran hatten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, sich in vier verschiedenen Workshops näher mit der Darstellung von Sportlerinnen in den Medien zu befassen. So wurde beispielsweise eine Pressekonferenz simuliert, über die Vermarktungsmöglichkeiten von Frauen im Sport diskutiert sowie über die Chancen gesprochen, die sich durch Facebook und Twitter hinsichtlich einer besseren Vernetzung bieten. Dabei wurde deutlich, dass persönliche Kontakte zu Journalistinnen und Journalisten ebenso wichtig sind, wie die Einhaltung gewisser Spielregeln im Umgang mit den Medien. Da 72 Prozent der Sponsoren ihre Werbeträgerinnen aufgrund ihrer Präsenz in der Sportberichterstattung auswählen, nehmen die Medien eine entscheidende Rolle bei der Vermarktung von Sportlerinnen ein. Als neue Sprecherinnen der Frauen-Vollversammlung wurden für vier Jahre gewählt: Sylvia Nowack (LSV Schleswig-Holstein) und Kloty Schmöller (Bayerischer Landessportverband) für die LSB/LSV; Mona Küppers (Deutscher Segler-Verband) setzte sich in einer Stichwahl für die Gruppe der Olympischen Spitzenverbände gegen Michaela Engelmeier-Heite (Deutscher Judo-Bund) durch; Sigrid Berner (Deutscher Aero Club) für die Nicht-Olympischen Spitzenverbände; Gabriele Wrede (Deutscher Betriebssport-Verband) für die Verbände mit besonderen Aufgaben. Im Hauptamt gab es ebenfalls eine Veränderung: Die Delegierten bedankten sich bei der bisherigen stellvertretenden Ressortleiterin Chancengleichheit und Diversity im DOSB, Pia Zufall, und wünschten ihrer Nachfolgerin Nina Birke-Glonnegger Erfolg. Fazit von DOSB-Vizepräsidentin Ilse Ridder-Melchers: „Stuttgart war eine gute Frauen-Vollversammlung. Inhaltlich stark, mit würdigen Preisträgern, guten Gastgebern und hochkarätigen Gästen.“


(Quelle: DOSB)

1 Foto: Deligierte des DBS:
Annegret Müller, Beauftragte für Mädchen und Frauen im DBS (links), Sofie Heidenheimer, Frauenvertreterin des Behinderte- und Rehabilitationssportverband Bayern (rechts), Kristine Gramkow, Referentin Gender im DBS (mitte) Foto: Sofie Heidenheimer

Foto 2: Die Teilnehmerinnen der Frauen-Vollversammlung in Stuttgart. Foto: Imagepower/Michael Weber