Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
Rehasport ist für mich eine auf meine Bedürfnisse ausgerichtete Möglichkeit des Trainierens
„Rehasport hilft mir, fit und mobil zu bleiben und tut mir gut“, sagt Maik Pirl. Sich zu bewegen ist dem Frechener nicht nur wichtig für das eigene Wohlbefinden, die regelmäßige Bewegung wirkt sich auch positiv auf seinen Gesundheitszustand aus. Der Rehasport hilft ihm, seine körperliche Fitness zu stärken und bereichert den Alltag des 29-Jährigen, der aufgrund einer Spina bifida von Geburt an gehbehindert ist.
Pirl wurde mit einer Fehlbildung geboren, einem „offenen Rücken“, wie er sagt. Unterhalb des Beckens sind die Nerven geschädigt. In seinem Fall bedeutet dies, dass er zwar laufen kann, aber mit Beeinträchtigungen. Wenn ihm die Belastung zu groß wird und die Wege zu weit sind, dann nimmt Maik Pirl den Rollstuhl zur Hilfe. Das können anstrengende Tätigkeiten wie Einkaufen sein oder generell das Fortbewegen in der Stadt. Der Rollstuhl soll ihm in solchen Situationen als Unterstützung dienen und für Erleichterung sorgen. Aktuell, sagt Pirl, „nutze ich den Rollstuhl aber leider etwas zu viel, ich müsste ein bisschen mehr laufen.“
Denn nur so bleiben die Muskeln aktiv. Aber seine Arbeitsbelastung sei derzeit hoch, zuletzt blieb sogar wenig Zeit für Sport. Auch das geliebte Rollstuhl-Basketball, das er in Köln gespielt hat, muss pausieren. Umso mehr hat der Rehasport für den 29-Jährigen in den vergangenen vier Monaten, in denen er die Gruppe des Gemeinschaftssportvereins Gold-Kraemer besucht, an Bedeutung gewonnen. „Ich habe nach einem Bewegungsangebot gesucht. Ich wollte wieder etwas für mich und meine Gesundheit tun. Über meine Mutter, die bei der Gold-Kraemer-Stiftung aktiv ist, bin ich schließlich zum Rehasport gekommen“, erklärt Pirl.
Der 29-Jährige besucht einmal wöchentlich die inklusive Gruppe in Frechen. Das Rehasportangebot des Gemeinschaftssportvereins gehört zu den Tätigkeitsbereichen der Gold-Kraemer-Stiftung, die beispielsweise Menschen mit Behinderung unterstützt, uneingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Maik Pirl ist der jüngste und einzige Teilnehmer des Kurses mit einer Behinderung. Mit ihm zusammen treiben auch Senioren Sport. „Wir sind eine lustige Truppe. Unser Übungsleiter achtet sehr genau darauf, dass jeder seinem Tempo und Können entsprechend mitmacht. Ob ich dabei im Rollstuhl sitze oder stehe, kommt bei mir auf die Übungen an.“
Rehasport sei eine gute Möglichkeit, den eigenen Bewegungsapparat zu trainieren und aktiv zu bleiben. Noch dazu ein regelmäßiger Termin, bei dem Gleichgesinnte zusammenfinden. „Ich wusste anfangs nicht genau, was auf mich zukommt, konnte mir unter Rehasport nicht viel vorstellen. Es ist auf jeden Fall anstrengender als ich gedacht habe und für meine Bedürfnisse sehr hilfreich“, sagt Pirl und betont: „Ich kann nur jedem empfehlen, der wie ich eine körperliche Beeinträchtigung hat, sich den Rehasport anzuschauen und früh genug damit zu beginnen.“
Das Kursangebot ist auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden ausgerichtet. Auf jeden werde individuell eingegangen. Für Maik Pirl ist das ganzheitliche Training und insbesondere die Stärkung der Muskulatur wichtig. Auf dem Plan stehen dabei Kräftigungs-, Dehnungs- und Gleichgewichtsübungen. Das können Armkreise in unterschiedlichen Richtungen sein, oder auch Kniebeugen. „Die mag ich zwar gar nicht, aber sie bringen mir viel“, entgegnet Pirl. „Dafür stehe ich sogar auf. Sie sind ein gutes Training, um Muskeln zu trainieren, der Trägheit des Sitzens entgegenzuwirken.“
Der junge Sportler weiß: Seine Erkrankung ist nicht heilbar, „aber ich kann den Zustand stabil halten, vielleicht sogar minimal verbessern. Ich werde nie normal laufen können, aber ich kann mit regelmäßigem und gezieltem Training dafür sorgen, dass ich weniger auf den Rollstuhl angewiesen bin und überhaupt die Kraft fürs Laufen habe.“
Viele der Übungen seien überdies einfach und ohne großen Aufwand von zu Hause aus nachzumachen. „Ich nehme vieles mit und übe auch allein. Das gibt mir ein zufriedenes Gefühl.“ Dazu trage auch die gemeinsame Zeit mit der Gruppe bei. Zehn bis zwölf Menschen kommen regelmäßig zum Sport. Der wöchentliche Termin gibt nicht nur Struktur, er bietet zugleich die Möglichkeit zum Austausch oder einfach nur zum Plaudern. „Dass wir so bunt gemischt und auch vom Alter teils so unterschiedlich sind, ist überhaupt nicht schlimm. Im Gegenteil“, sagt Pirl.
Mit einer Verordnung des Hausarztes übernimmt beispielsweise die gesetzliche Krankenversicherung in der Regel 50 Übungseinheiten im Zeitraum von 18 Monaten. „Das ist sehr belebend und erfüllend. Manchmal hören Leute vom Rehasport und haben womöglich Vorurteile. Ich kann nur sagen: In meiner Situation und mit der Einschränkung ist es wichtig, etwas für seine Gesundheit zu tun. Das ist ein etwas anderer Ausgleich.“
Weitere Infos zum Rehabilitationssport und der Kampagne "Rehasport ist für mich..." finden Sie hier.
Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier