Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
"Rehasport ist für mich eine Arbeit, die mich glücklich macht"
Rehasport, sagt Gaby Wolff, „macht mich glücklich. Mich einerseits selbst zu bewegen, aber auch als Übungsleiterin mit meinen Gruppen Sport zu treiben und ihnen mit Bewegung zu einer besseren Gesundheit und mehr Lebensqualität zu verhelfen – das erfüllt mich mit großer Freude.“
Die 59-Jährige aus Bremen hat ihre Leidenschaft vor fünf Jahren zum Beruf gemacht und 2018 den Reha- und Gesundheitssport Bremen e.V. gegründet. Ihr großer Antrieb: „Ich wollte ganzheitlich arbeiten und für alle Generationen ein möglichst breites Angebot schaffen. Der Mensch sollte dabei stets im Mittelpunkt stehen.“ Denn Menschen bei ihrer Rückkehr in den Alltag zu begleiten und ihnen dabei mit individuellen Sportangeboten zu begegnen – das ist das, was die zertifizierte Übungsleiterin für sich und ihren Verein als Ansporn sieht. Und mehr noch: Den Betroffenen zu vermitteln, wie wichtig es ist, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und ihnen zu zeigen, was der Sport ihnen auf unterschiedlichste Weise geben kann. Denn Rehasport ist mehr als nur eine Sportstunde, betont Wolff.
Vor ihrem Entschluss, einen eigenen Verein ins Leben zu rufen, arbeitete sie viele Jahre selbstständig für eine Versicherung, engagierte sich in der Freizeit als Übungsleiterin – bis ein schwerer Unfall ihr Leben schlagartig verändern sollte. „Ich habe mir die Wirbelsäule gebrochen und brauchte plötzlich selbst Rehasport. Das war der Moment, als ich am eigenen Körper gespürt habe: Wow, das tut gut. Diese Erfahrung hat mich und meine Lebensweise sehr geprägt und etwas in mir verändert. Für mich war klar, dass ich was anderes machen wollte.“
Durch eine glückliche Fügung fand Gaby Wolff eine neue Herausforderung als Geschäftsführerin in einem Breitensportverein, der auch Rehasport anbot. „Das war mein Einstieg. Im Rahmen dieser Tätigkeit habe ich weitere Übungsleiter-Lizenzen gemacht und gemerkt, dass mir diese Arbeit mit den Menschen großen Spaß bereitet“, beschreibt die 59-Jährige die Anfangszeit.
Wolffs Ziel war und ist es damals wie heute, wohnortnahe Sportkurse anzubieten. Insbesondere für ältere Menschen und Kinder, denen es ansonsten logistisch nicht möglich ist, zum Sport zu kommen. Ihnen bleibe dann die Teilhabe verwehrt, denn noch immer fehle es an Angeboten. „In Bremen und Umgebung gibt es schlicht zu wenige. Auch in meinem damaligen Verein kam ich an meine Grenzen. Ich hätte gerne mehr Kurse angeboten. Also habe ich beschlossen, meinen eigenen zu gründen.“
Mit drei Kursen ist Gaby Wolff gestartet, inzwischen bietet ihr Verein 49 Sportkurse an sechs Tagen wöchentlich an, schwerpunktmäßig Gruppen für Menschen mit orthopädischen Erkrankungen sowie Innere Medizin. Daneben gibt es Lungensport sowie Angebote in der Neurologie und speziell für Kinder. „Zu Beginn wollte ich mit der Gründung eigentlich nur einen Arbeitsplatz für mich schaffen“, betont Wolff. „Ich habe nie daran geglaubt, dass dies ein Vollzeitjob werden könnte – geschweige denn, dass ich irgendwann 13 Trainer beschäftige und zwei Angestellte. Das war nicht das Ziel.“
Doch mit jeder Lizenz kamen weitere Kurse hinzu. Der Verein ist stetig gewachsen. Die Büroräume liegen im Ortsteil Hastedt, im Bremer Stadtteil Hemelingen. Die Kursräume werden unter anderem über den Landessportbund angemietet, aber auch in Tanzstudios oder Schwimmbädern findet Rehasport statt. Der jüngste Teilnehmer ist fünf Jahre alt, der älteste 94. „Das heißt, jeder kommt mit anderen Problemen und Bedürfnissen zu uns“, erklärt Wolff, die selbst Lungensportkurse gibt und es als Herausforderung empfindet, „trotzdem allen gerecht zu werden“.
Denn Rehasport sei eben nicht nur etwas für Senioren. Vielmehr ist es ihr ein großes Anliegen, auch die Kleinsten bereits entsprechend zu fördern. „Es gibt in Bremen und Umgebung kaum Kinder-Rehasport. Dabei sind solche Angebote so wichtig“, betont die 59-Jährige. „Es begeistert mich, wenn ich sehe, mit welcher Freude die Kinder und Jugendlichen Sport treiben und sich bewegen. Das tut ihnen in ihrer Entwicklung einfach gut.“
Das Gros der Teilnehmenden liege allerdings zwischen 40 und 65 Jahren, die meisten sind noch berufstätig. „Für alle Teilnehmenden gilt: Wir schauen uns an, wo wohnen die Menschen und was brauchen sie je nach Alter und Erkrankung. Dann suchen wir nach dem passenden Kurs. Es ist liegt uns am Herzen, dass sich die Leute wohlfühlen. Die Integration in eine Gruppe sorgt für ein besonderes Gemeinschaftsgefühl.“
Als Übungsleiterin sei ihr wichtig, die Teilnehmenden entsprechend ihrer körperlichen Konstitution und ihrem Gesundheitszustand abzuholen und mithilfe von Sport zu mehr Mobilität zu verhelfen. Denn jeder habe seinen persönlichen Krankheitsverlauf und folglich auch eine unterschiedliche Motivation. Dabei gehe es nicht allein darum, körperliche Beschwerden zu lindern, auch die Psyche spiele eine große Rolle. „Krankheiten hängen mit der Seele zusammen. Häufig haben die Menschen eine lange Leidenszeit hinter sich. Auch hier wollen wir für unsere Teilnehmenden da sein und sie auffangen.“
Wer nach dem Kurs das Gespräch sucht, für den haben Gaby Wolff und ihre Mitarbeiter immer ein offenes Ohr. „Für viele Menschen ist der wöchentliche Sport ein wichtiger Termin, weil er zugleich die Gelegenheit zum Austausch bietet.“ Umso wichtiger ist der Vereinsvorsitzenden, dass ihre Übungsleiter entsprechend qualifiziert sind. Der Kontakt mit den Menschen und deren Erkrankungen erfordert ein hohes Maß an Empathie und fachlicher Kompetenz. „Auch die Kursleiter durchlaufen einen intensiven Entwicklungsprozess. Ich würde mir daher wünschen, dass es im psychologischen Bereich mehr Qualifizierungsmöglichkeiten gibt.“
Die 59-Jährige möchte sich auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung künftig engagieren. Inzwischen ist auch ihr Sohn im Verein aktiv. Im Februar beginnen zwei weitere Kindergruppen. „Das sind dann die Kurse 50 und 51. Wir könnten viele weitere anbieten“, sagt Wolff, die Menschen dazu animieren möchte, sich als Übungsleiter zu engagieren und darüber hinaus dafür wirbt, den Rehasport auszuprobieren. „Ich kann es aus eigener Erfahrung sagen: Die Kurse halten mich fit und machen Spaß. Was aber ganz wichtig ist: Durch sportliche Bewegung kann sich jeder Einzelne bewusst um seine Gesundheit kümmern und sein körperliches Wohlbefinden stärken.“
Weitere Infos zum Rehabilitationssport und der Kampagne "Rehasport ist für mich..." finden Sie hier.
Quelle: Stefanie Bücheler-Sandmeier