Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
Projekt „Inklusion im Sport“ in Leipzig gestartet
Leipzig soll Vorreiter für Inklusion im Sport im Freistaat Sachsen werden. Ein entsprechendes Pilotprojekt des Sächsischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes (SBV) wurde am vergangenen Freitag mit einer Auftaktveranstaltung in der Messestadt gestartet. Zahlreiche Vertreter aus Sportverbänden und -vereinen, Behindertenorganisationen und aus der Politik waren gekommen, um die Impulsreferate von Experten zu verfolgen und anschließend in Workshops wichtige Erkenntnisse für die praktische Umsetzung zu gewinnen.
Auf besonders großes Interesse stießen unter anderem die Ausführungen von Frank Eichholt vom Christophorus-Werk Lingen, der im Emsland eine Vorbildregion für inklusive Sportgruppengründung geschaffen hat. Über 400 Sportler treiben dort in 44 Vereinen gemeinsam Sport – unabhängig von ihrer Behinderung, Herkunft oder sexuellen Orientierung. Rund 60 Übungsleiter betreuen dort die inklusiven Sportgruppen.
„Inklusion braucht vor allem Dialog und Begegnung, Professionalität, Mut zur Veränderung und nicht zuletzt Zeit und Geduld“, so Eichholt. Die Leipziger ermutigte er bei seinem Auftritt: „Ihr könnt das auch!“
Die Qualifizierung von Übungsleitern hat für Christoph Herzog, den Inklusionsbeauftragten des SBV hohe Priorität: „Ohne entsprechend ausgebildete Trainer und Übungsleiter können inklusive Sportgruppen nicht funktionieren. Daher steht das Thema in den Aus- und Weiterbildungsangeboten unseres Verbandes weit oben auf der Agenda.“ Darüber hinaus braucht es laut Herzog Multiplikatoren, welche die Sportvereine entsprechend sensibilisieren: „Hier setzen wir vor allem auf unsere Projektpartner wie den Stadtsportbund Leipzig, der als Dachorganisation des Leipziger Sports den besten Zugang zu den hiesigen Sportvereinen hat.“ Dessen Geschäftsführer Michael Mamzed verweist auf schon bestehende inklusive Sportgruppen in der Stadt, gibt aber auch zu bedenken, dass Inklusion nicht ausnahmslos möglich ist: „Nicht jede Sportart ist für Inklusion ohne weiteres geeignet. Daher sollten wir uns gemeinsam realistische Ziele setzen. Ich denke da zum Beispiel an Allgemeinsportgruppen, in denen das Erlebnis Sport unabhängig von Behinderung, Geschlecht oder Alter genossen werden kann.“ Mamzed sieht auch Nachholbedarf bei der Sportinfrastruktur: „Wir sind noch ein Stück davon entfernt, dass alle Sportstätten in Leipzig barrierefrei zugänglich und nutzbar sind. Hier werden wir als Interessenvertreter des Leipziger Sports gegenüber der Politik Verbesserungen einfordern.“
Leipzigs Sportbürgermeister Heiko Rosenthal sagte mit Verweis auf den derzeit in Arbeit befindlichen „Teilhabeplan“ der Stadt Leipzig: „Inklusion betrifft nicht nur den Sport, sondern die gesamte Gesellschaft. Wir sind mitten drin in einem spannenden und wichtigen Prozess, um wirkliche Teilhabe für alle am öffentlichen Leben zu ermöglichen.“ Für das Projekt Inklusion im Sport stelle die Stadt Fördermittel, Infrastruktur und ein breites Netzwerk zur Verfügung, so Rosenthal. Die Auftaktveranstaltung bezeichnete er als „wichtigen Impulsgeber“ und dankte den Organisatoren für ihr Engagement.
Von Seiten der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Behindertensportverbandes e.V. war Kristine Gramkow, stellvertretende Direktorin Sportentwicklung und Referentin Sportentwicklung (Breitensport und Inklusion) in Leipzig, um die Teilnehmer über den "Index für Inklusion im und durch Sport" als ein Wegweiser für das Thema Inklusion und Sport zu informieren sowie Umsetzungsmöglichkeiten aufzuzeigen.