Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
Netzwerktreffen, um Inklusion im Sport voranzutreiben
Menschen mit und ohne Behinderung im Sport zusammenbringen – oder kurz gesagt: Inklusion. Das ist das Ziel des Kreissportbunds (KSB) im niedersächsischen Diepholz, bei dem derzeit einiges in Bewegung gesetzt wird, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Sport zu verbessern. KSB-Geschäftsführerin Vera Tebelmann setzt dabei auf Austausch und Kooperation – mit dem Netzwerktreffen unter der Überschrift „Teilhabe am Vereinssport im Landkreis Diepholz“ startete das Projekt in seine erste Phase.
Im vergangenen Jahr gründete sich die gleichnamige Arbeitsgruppe als Teil der Umsetzung des sogenannten „Masterplan Inklusion“ des Landessportbundes Niedersachsen. „Diese Arbeitsgruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, ein gemeinsames Sporttreiben und Sportangebote in den Vereinen für Menschen mit und ohne Behinderungen zu fördern“, sagt die KSB-Geschäftsführerin Tebelmann.
Um sich einen Überblick über die aktuelle Lage und ein Stimmungsbild zu beschaffen, hat der KSB in den vergangenen Wochen und Monaten fast 350 Personen und Vereine angeschrieben. Die Ergebnisse stellte Tebelmann bei dem Netzwerktreffen vor. Dieses diente als Auftaktveranstaltung, um Interesse zu wecken und einen ersten Austausch zu ermöglichen. Tebelmann freut sich über das rege Interesse von rund 40 Teilnehmer*innen aus Vereinen, Politik, Sozialverbänden und auch Privatpersonen: „Das war ein super Auftakt, allerdings hätte ich mir die Beteiligung von noch mehr Vereinen gewünscht, die noch nicht inklusiv arbeiten. Genau die wollen wir in der kommenden Zeit noch mehr einbinden und für inklusive Sportangebote werben“.
Nach einigen Grußworten stellten sich bei dem Netzwerktreffen einige „Best Practice“-Beispiele vor und zeigten den Anwesenden, wie inklusiver Sport gelingen kann. Darunter waren ein inklusives Handballteam des TuS Sulingen, ein Trommel-Fitnessprogramm des TSV Blau-Weiss Melchiorshausen und das Inklusionsmobil im Bereich Rollstuhl- und Blindentennis des Tennisverbands Niedersachsen-Bremen. Mit Blick auf die Umfrage zur aktuellen Lage im KSB Diepholz stellte sich heraus, dass es ein unzureichendes Angebot gibt – obwohl bei Menschen mit Behinderung durchaus ein großes Interesse besteht, im Verein Sport zu treiben. Außerdem sind die vorhandenen Sportangebote oft nicht inklusiv organisiert, sodass die Idee der Teilhabe in der Praxis unvollständig bleibt. Weitere Probleme von Menschen mit Behinderung sind laut Umfrage mangelnde Barrierefreiheit, eingeschränkte Mobilität und auch der schlechte Zugang zu Informationen zu solchen Angeboten.
Genau diesen Problemen will sich die Arbeitsgruppe stellen – und dabei ebenfalls alle Beteiligten mitnehmen. Zum Ende der Veranstaltung gab es einen Workshop sowie eine Diskussion, bei der die Teilnehmer*innen Ideen und Visionen diskutierten und mögliche Wege beschrieben, wie Inklusion im Sport mittel- und Langfristig in Diepholz umgesetzt werden kann.
Vera Tebelmann zieht ein positives Fazit vom Auftakt und schaut bereits in die Zukunft: „Wir wollen weiter Ideen sammeln und Projekte anstoßen, um langfristige Kooperationen und Netzwerke zu schaffen. Beim Tag des Sports am 10. Juli 2022 wollen wir weiter für Sichtbarkeit für das Thema sorgen und noch viel mehr Vereine motivieren, ein Teil dieses wichtigen Prozesses zu sein“.
Die Initiative des KSB Diepholz ist ein hervorragendes Beispiel, wie man Menschen mit Behinderung den Weg in den Sport noch besser ermöglichen kann. Solche regionalen Impulse sind bundesweit wünschenswert und notwendig, um Inklusion im Sport in ganz Deutschland Realität werden zu lassen.
Der Deutsche Behindertensportverband stellt zur Unterstützung solcher Prozesse und Vorhaben verschiedene Materialien zur Verfügung. Der Index für Inklusion im und durch Sport - Kompakt soll einen ersten praktischen Einstieg in die Umsetzung von Inklusion im und durch Sport ermöglichen. Konkret geht es darum, welche praktischen Maßnahmen dazu beitragen, Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung im Sport zu schaffen, Berührungsängste abzubauen und eine Willkommenskultur für Menschen mit Behinderung im Sportverein zu schaffen. Außerdem gibt es das Handbuch Behindertensport, welches aufzeigen soll, wie verschiedene Sportarten von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ausgeübt werden können und welche Anpassungen bzw. praktischen Hilfsmittel dafür benötigt werden.