Aktuelles aus dem Bereich Sportentwicklung
Koordinationstagung Sportentwicklung – Barrierefreiheit beginnt im Kopf
Die diesjährige Koordinationstagung Sportentwicklung fand am 24. und 25. März 2023 mit rund 40 Teilnehmer*innen aus den DBS-Landes- und Fachverbänden in Hannover statt. Geprägt war das Wochenende von dem Thema Barrierefreiheit.
Barrieren im Sport stellen für Menschen mit Behinderung jeden Tag eine neue Herausforderung dar. Doch wo beginnen die Barrieren? Bei der fehlenden Rollstuhlrampe in der Sporthalle? Laut den Expert*innen des Themenabends der Koordinationstagung umfasst Barrierefreiheit viel mehr als bauliche Barrieren: Barrierefreiheit beginnt bereits im Kopf.
In einem informativen Fachvortrag stellte Dr. Jonas Wibowo von der Bergischen Universität Wuppertal die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) geförderten Projekte zur Ermittlung von Indikatoren für barrierefreie Sportstätten für die allgemeine Sportentwicklungsplanung vor. Die Projekte werden in Kooperation mit dem DBS durchgeführt. Im ersten Schritt wird durch Analyse bestehender Leitfäden und Interviews mit Expert*innen aus dem Bereich Sportentwicklung, Sportstättenbau und Vertreter*innen von Menschen mit körperlichen, geistigen und mehrfachen Behinderungen sowie Menschen mit Sinneseinschränkungen zentrale Indikatoren barrierefreier Sportstätten identifiziert werden. Im zweiten Schritt soll die Liste der ermittelten Indikatoren um die Perspektive von Sportstättennutzer*innen mit Behinderung ergänzt und in der Praxis erprobt werden. Anhand einer solchen Liste soll es zukünftig möglich werden eine Einschätzung zur Barrierefreiheit einer Sportstätte für Nutzer*innen zu geben, aber auch Informationen im Hinblick auf den Sanierungsbedarf, zu treffen. Damit leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag für den barrierefreien Sportstättenbau und die Sportentwicklungsplanung von Städten und Kommunen.
In einem zweiten Impulsvortrag zum Thema leichte Sprache, verdeutlichte Frau Andrea Tischner vom Übersetzungsbüro „leicht-ist-klar“, dass Barrieren auch bei der Kommunikation eine sehr große Rolle spielen. In Deutschland leben mehrere Millionen Menschen mit Lernschwierigkeiten, die Inhalte von Texten in Alltagssprache nicht verstehen. Für diese Personengruppe sind Informationstexte, Formulare und Lernmaterialien in einfacher oder vielmehr in leichter Sprache essenziell, um eine Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit „leicht-ist-klar“ hat der DBS unter anderem das Handbuch Behindertensport des DBS in leichte Sprache übersetzt. An dieser Stelle ist allen bewusst, dass dies ein erster, sehr wichtiger Schritt war, um mehr Menschen mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten über die vielfältigen Sportmöglichkeiten zu informieren. Es müssen aber weitere Schritte folgen und weitere kommunikative Barrieren nach und nach abgebaut werden. Zum Abschluss des Abends hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihre sportlichen Fähigkeiten im Behindertensport unter anderem an der Tischtennisplatte und dem Badmintonnetz zu beweisen.
Am zweiten Veranstaltungstag stand der fachspezifische Austausch im Vordergrund. Im Rahmen der Runden Tische der Länder Rehabilitationssport, Bildung/Lehre sowie Breitensport und Inklusion wurden aktuelle Entwicklungen in den Landes- und Fachverbänden besprochen und vielfältige Projekte vorgestellt.
Unser Fazit: Eine gelungene Veranstaltung, die gezeigt hat, dass es noch viel zu tun gibt, um den Sport von Menschen mit Behinderungen weiter zu stärken und auch, wie wichtig der persönliche Austausch hierfür ist.