Sport mit Kindern und Jugendlichen
Für den Sport von Kindern und Jugendlichen setzt sich die Deutsche Behindertensportjugend (DBSJ) als Jugendorganisation innerhalb des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) ein. Sie führt und verwaltet sich im Rahmen der Satzung und Ordnungen des DBS selbstständig und entscheidet autonom über die Verwendung der ihr zufließenden Mittel.
Ziel der DBSJ ist es, u. a. den Breitensport für Kinder und Jugendliche mit Behinderung systematisch zu entwickeln und zu fördern. Innerhalb der Verbandsstrukturen sollen Kinder und Jugendliche – angefangen vom Kleinkindalter über die Teenagerzeit bis hin zum jungen Erwachsenenalter – die Möglichkeit haben, auf breitensportlicher Ebene aktiv zu sein. Innerhalb der Verbandsstrukturen gibt es verschiedene breitensportliche Angebote, die einen Neueinstieg ermöglichen und die Freude an einem lebensbegleitenden Sporttreiben fördern sollen.
Besonderheiten und Motive
Zwischen Kindern und Jugendlichen bestehen einige Unterschiede, die allein im Alter begründet sind. Kinder verfügen über einen ausgeprägten Spiel- und Bewegungsdrang. Sie haben große Freude daran, sich spielerisch zu bewegen. Bewegung ist notwendig für die motorische, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern egal ob mit oder ohne Behinderung (vgl. Bode & Peter, 2005). Bei Jugendlichen stellen sich die Motive beim Sporttreiben bereits differenzierter dar. Viele Jugendliche verfolgen leistungs- und sozialbezogene Motive. Sie möchten sich im Wettkampf vergleichen und gemeinsam Sport erleben. Bei Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung steht die Anerkennung durch andere Personen beim Sporttreiben ganz oben. Auch das Gesundheits- und Fitnessmotiv verbunden mit der Bewegungsfreude ist häufig ausschlaggebend für das Sporttreiben.
Es muss allerdings auch deutlich gemacht werden, dass zwar die Motivation aller Kinder für Tätigkeiten im Freien unter Gleichaltrigen weiterhin groß ist, allerdings angesichts reduzierter Zeitbudgets, zunehmender institutioneller Termine und räumlicher Einschränkung diese Art des Sports an Bedeutung verliert, wohingegen die selbstgewählten, informellen Sportaktivitäten im Jugendalter immer populärer werden (vgl. Schmidt, 2002).
Zielgruppe: Kinder und Jugendliche
Der Sportverein stellt nach wie vor einen maßgeblichen Sport- und Bewegungsort von Kindern und Jugendlichen dar. Dabei erreichen Sportvereine stärker als jegliche andere Form von Jugendorganisation die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen (vgl. Braun, 2013; Gerlach & Brettschneider, 2013; Rittner & Breuer, 2004).
Kinder und Jugendliche können gut über ihre Eltern, aber auch über die Schulen erreicht werden. Da die Einführung der Offenen Ganztagsschule (OGS) und die Umstellung auf G8 (Abitur in 12 Jahren) an vielen Gymnasien Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen haben, müssen hier besondere Maßnahmen ergriffen werden. Der traditionelle Trainingsbesuch wird durch die längeren Schulzeiten und die verlängerten Belegungszeiten von Sportstätten durch die Schulen erschwert. Zudem werden häufig qualifizierte Vereinsübungsleiter/innen durch die Schulen abgeworben. Diese Veränderungen haben einen Einfluss u. a. auch auf den Jugendleistungssport. Um diesen Entwicklungen entgegenzutreten, kann eine Kooperation zwischen Schule und Sportverein eine gute Möglichkeit sein. Eine Kooperation kann in Form von AGs, Projekten, Talentsichtungen oder durch die gemeinsame Nutzung der Sportinfrastruktur erfolgen (vgl. Laging, Böcker & Dirks, 2014; Naul, 2011).
Zahlen und Fakten
Im gesamten Bundesgebiet sind rund 643.000 Menschen mit Behinderung im DBS organsiert und sportlich aktiv. Von dieser Gesamtzahl sind etwa 40.000 Kinder und Jugendliche mit Behinderung (bis einschließlich zum 21. Lebensjahr) Mitglied in einem Sportverein. Den größten Anteil nimmt die Altersgruppe der 7-14 Jährigen ein (etwa 15.000 Mitglieder), gefolgt von der Altersgruppe der 19-21 Jährigen (etwa 9.500 Mitglieder) und der Gruppe der 15-18 Jährigen (etwa 9.300 Mitglieder). Den geringsten Anteil nimmt die Altersgruppe der unter 6-Jährigen ein (etwa 6.000 Mitglieder) (Statistik der DBSJ, Stand 01.01.2016).
Maßnahmen der DBSJ
Die DBSJ veranstaltet regelmäßig mit Kooperationspartnern, wie Abteilungen und Landesverbände des DBS, Maßnahmen in der sportlichen Jugendbildung. Es werden u.a. Schnupperkurse angeboten, die Kindern und Jugendlichen mit Behinderung ermöglichen sollen, neben dem Kennenlernen einer speziellen Sportart, Freude an einem aktiven Lebensstil zu bekommen bzw. zu festigen, partizipieren und über Themen reflektieren zu können sowie den Einstieg in den organisierten Sport zu finden.
TalentTage
Ziel der TalentTage ist es, möglichst vielen jungen Menschen den Einstieg in den Behindertensport zu ermöglichen. Dies gilt zum einen für diejenigen, die bisher noch keinen Kontakt zum organisierten Sport haben und bei den TalentTagen erste Erfahrungen und Eindrücke sammeln wollen. Zum anderen ermöglichen die TalentTage jungen Menschen, die sich bereits für eine Sportart interessieren, vertiefende Erfahrungen zu sammeln, beispielsweise durch Workshops und Lehrgänge.
Jährlich können die DBS-Landesverbände in Kooperation mit den für die Sportarten verantwortlichen Partner des DBS Anträge auf Förderung von TalentTagen bei der DBSJ einreichen. Eine Kommission entscheidet über die Bewilligung der Anträge.
Dank großzügiger Spendengelder des jährlichen Firmenlaufes J.P. Morgan Corporate Challenge können die TalentTage seit dem Jahr 2014 umgesetzt werden.
Kinderturnen inklusiv
Ein langfristiges Ziel ist, flächendeckend und wohnortsnah Kindern mit und ohne Behinderung im Kindergarten- und Grundschulalter die Möglichkeit zu eröffnen, gemeinsam an Kinderturn-Angeboten in Vereinen teilzunehmen. In den Kinderturn-Angeboten werden auf spielerische Weise die motorischen Grundfertigkeiten und -fähigkeiten aller Kinder entwickelt. Die Angebote stellen eine Grundlagenausbildung dar und orientieren sich an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder.
Das von der Aktion Mensch geförderte Kooperationsprojekt „Kinderturnen inklusiv“ zwischen der Deutschen Turnerjugend (DTJ) und der DBSJ ist ein Pilotprojekt, in dem ein Fortbildungsmodul für Übungsleiterinnen und Übungsleiter entwickelt wurde, um für das Thema „Inklusion“ und Umsetzungsmöglichkeiten im Kinderturnen zu sensibilisieren. Referentinnen und Referenten der DBS- sowie der DTB-Landesverbände wurden bei einer Multiplikatorenschulung qualifiziert, um die Fortbildung in den Landesverbandsstrukturen eigenständig anbieten zu können. Den Teilnehmenden der Fortbildungen wird ein Handbuch, das im Rahmen des Projektes entwickelt wurde, zur Gestaltung von Einheiten mit heterogenen Gruppen an die Hand geben.
Kinderturn-Show
Die Kinderturn-Show ist eine Show, die von Kindern für Kinder gestaltet wird. Zum Einen soll sie Kindern und anderen Zuschauern Freude und Spaß bringen, zum Anderen soll sie Kindern mit und ohne Behinderungen, die die Show mitgestalten, die Möglichkeit eröffnen, sich gemeinsam zu bewegen, sich gegenseitig zu unterstützen, die eigenen Fähigkeiten kennen und schätzen zu lernen und mit viel Kreativität eine wichtige Botschaft zu vermitteln.
Die Kinderturn-Show spricht Vereine, (Förder-)Schulen, Kindergärten und weitere Einrichtungen an, die mit Kinder(turn)gruppen im Alter von 3 bis 12 Jahren arbeiten. Ziel der Kinderturn-Show ist, die Zusammenarbeit und Vernetzung verschiedener Institutionen auf lokaler Ebene anzustoßen und dauerhaft auszubauen. Es finden Schulungen in den Landesverbänden des DBS für Übungsleiter/innen, Erzieher/innen und Lehrer/innen statt, mit dem Ziel Kinderturn-Shows sowohl auf regionaler wie auch lokaler Ebene durchzuführen zu können.
Es wurden bereits zwei Kinderturn-Shows mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten erarbeitet:
- Kinderturn-Show – „Affen stark und Löwen schlau!" – Umwelterziehung unter dem Motto "Wer sich bewegt, kann etwas bewegen!" (in Kooperation mit der DBSJ und unterstützt durch die Aktion Mensch)
- Kinderturn-Show – „echt stark!“ – frühe Suchtvorbeugung (in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Deutsches Sportabzeichen
Analog zum Deutschen Sportabzeichen hat der DBS Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen entwickelt. Ab dem sechsten Lebensjahr haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung abzulegen.
Alle weiteren Informationen zum Deutschen Sportabzeichen sind im Exkurs und auf den Homepages des DBS und des DOSB zu finden.
Kooperation Sportverein & Schule
Außerunterrichtliche Sportangebote werden gerne von Schülerinnen und Schülern im offenen Ganztag angenommen. Es bietet sich an dieser Stelle an, eine Kooperation zwischen Schule und lokalem Sportverein zu initiieren, da beide Seiten davon profitieren: Die Schule kann den Schülerinnen und Schülern ein qualifiziert angeleitetes Breitensportangebot unterbreiten und dem Sportverein bietet sich die Möglichkeit neue Mitglieder zu gewinnen.
Bundesjugendspiele
Die Bundesjugendspiele werden jährlich an allen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Der DBS und die DBSJ haben gemeinsam mit Kooperationspartnern ein neues Programm entwickelt, das seit dem Schuljahr 2009/2010 Schülerinnen und Schüler mit Behinderung sowohl an Regelschulen als auch an Förderschulen die Teilnahme an den Bundesjugendspielen ermöglicht. Das Programm lehnt sich sehr stark an das Handbuch der Bundesjugendspiele an, so dass Schülerinnen und Schüler mit Behinderung in den gängigen Ablauf der Bundesjugendspiele integriert werden können. Die allgemeinen Bestimmungen der Bundesjugendspiele gelten also analog. Die Bewertungskriterien der Wettkämpfe sind dabei so ausgelegt, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Leistungen der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung in den Sportarten Leichtathletik und Schwimmen mit einem Faktor multiplizieren und das Ergebnis anschließend in der bisher existierenden Tabelle der Bundesjugendspiele nachsehen können.
Beispiele weiterer Sportangebote
DFL-Kids Club
Bereits 2004 gründeten drei Bundesligisten die ersten Kids-Clubs in Deutschland. Heute gibt es in der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga 32 solcher Organisationen, die eng zusammenarbeiten und gemeinsam formulierte pädagogische Ansätze verfolgen. In den Kids-Clubs treffen sich die Kinder regelmäßig zu Aktivitäten rund um den Fußball, die aber nicht nur mit Fußball zu tun haben. Die Gruppen besuchen zum Beispiel gemeinsam Museen und Bibliotheken oder nehmen an Mal- und Vorlesewettbewerben teil. Immer öfter finden Aktionen auch gemeinsam mit Kids aus anderen Städten statt. So gibt es etwa einmal im Jahr ein großes Sommercamp, an dem junge Fans aus ganz Deutschland teilnehmen. Ein großes Highlight sind auch Auswärtsfahrten, bei denen nicht nur Bundesliga-Spiele, sondern auch andere Kids-Clubs besucht werden.