Aktuelles vom Sitzvolleyball im Deutschen Behindertensportverband
Sitzvolleyball-DM: Leverkusen feiert Doppelerfolg
Die Sitzvolleyballer des TSV Bayer 04 Leverkusen haben sich bei den deutschen Meisterschaften in Leipzig nach jeweils nervenaufreibenden Finalspielen beide Titel gesichert. Die Frauen gewannen die erstmals ausgetragenen Titelkämpfe gegen Gastgeber Leipzig, die Männer besiegten Vorjahressieger Dresdner SC – dabei betrieben die Mannschaften mit spektakulären und spannenden Duellen beste Werbung für ihre Sportart. Der Deutsche Behindertensportverband präsentiert die Ergebnisse und besonderen Leistungen gemeinsam mit der Heinz-Kettler-Stiftung.
Was für ein Wochenende für den TSV Bayer Leverkusen und den gesamten deutschen Sitzvolleyballsport: Neben den glücklichen Sieger*innen aus Leverkusen, die beide Titel mit nach Nordrhein-Westfalen nahmen, brachten die diesjährigen deutschen Meisterschaften in Leipzig ganz viele Gewinner hervor. „Ein solche Meisterschaft und das, was der Veranstalter an den beiden Tagen auf die Beine gestellt hat, gab es bisher im Sitzvolleyball noch nicht. Die Organisation hat neue Maßstäbe für unsere Sportart gesetzt. Das Drumherum war der Grundstock für ein tolles Turnier“, schwärmte Damen-Bundestrainer Christoph Herzog, der als Coach zudem die Leipziger Sitzvolleyballer betreut. Auch aus sportlicher Sicht passte alles: „Wir haben zwei hochklassige und spannende Finals gesehen, die großartige Werbung für den Sitzvolleyball waren.“
Erstmals richtete mit dem SV Lok Engelsdorf ein Volleyballverein eine deutsche Sitzvolleyball-Meisterschaft aus. Unterstützt wurde er dabei vom Leipziger Behinderten- und Rehasportverein (BRS). Zum ersten Mal überhaupt wurde auch der Damen-Titel ausgespielt. Im Finale lieferten sich die Teams aus Leverkusen und vom Leipziger BRS ein packendes Duell, das die TSV-Spielerinnen knapp mit 2:1 (22:25, 31:29, 15:13) für sich entschieden. Dabei erzielte das Team von Trainer Martin Blechschmidt nur einen Punkt mehr als die Leipzigerinnen (68:67), die mit Michelle Schiffler die wertvollste Spielerin des Turniers in ihren Reihen hatten.
Spielentscheidend war dabei der zweite Durchgang, als Leipzig bereits mit 23:18 führte, die Leverkusenerinnen aber zurück ins Spiel kamen und den Satz zu ihren Gunsten drehten (31:29). Das war die Initialzündung – denn auch im anschließenden Entscheidungssatz behielten sie bei drei abgewehrten Matchbällen die Nerven. „Das ist eigentlich unglaublich“, entgegnete Herzog, der nicht verstehen wollte, dass seine Mannschaft die Partie noch aus der Hand gab. „Normalerweise verliert man ein solches Spiel nicht mehr, aber wie man sieht: Leverkusen ist trotzdem deutscher Meister geworden und hat sich das auch verdient. Sie sind toll zurückgekommen.“
Auch Martin Blechschmidt war von der Aufholjagd seiner Mannschaft angetan. „Wir haben den Ausgleich erzwungen. Der Entscheidungssatz war komplett unglaublich, da haben die Mädels echt gebissen.“ Zum Sieger-Team gehörten vier Spielerinnen, die normalerweise in der Zweitliga-Mannschaft der BayerVolleys spielen, die nach ihrer eigenen Saison aber spontan zugesagt haben, bei der Sitzvolleyball-DM in einem inklusiven Team mitzuspielen. „Wir haben 14 Tage im Training akribisch gearbeitet und verschiedene Aufstellungen ausprobiert“, fügte Blechschmidt an, der betonte, dass der Turniersieg kein Selbstläufer war: „Wir mussten immer voll auf Sieg gehen.“
Das Spiel um Platz drei gewann zwar die Spielgemeinschaft RLP/Pinneberg/SSC Berlin mit 2:1 gegen die Spielgemeinschaft SC Potsdam/BTS N. Bremen, allerdings spielte erstgenanntes Team außer Konkurrenz, sodass Bronze an Potsdam/Bremen ging.
Leverkusens Männer gelingt die Revanche
In der Mixed-Konkurrenz der Herren ging es ähnlich heiß her. Insgesamt elf Mannschaften waren am Start – und damit erfreulicherweise alle Standorte in Deutschland vertreten, Leverkusen und Leipzig sogar mit zwei Teams. Im Endspiel kam es zur Neuauflage des Finals von 2022. Nach einem umkämpften Spiel revanchierte sich der TSV Bayer für die Niederlage im vergangenen Jahr gegen den Dresdner SC. Mit 2:1 setzte sich der TSV, der mit sechs Nationalspielern und den Zweitliga-Spielerinnen, aber ohne den verletzten Jürgen Schrapp auflief, gegen die Sachsen durch und machte so den Doppelerfolg des Vereins perfekt. Den dritten Platz sicherte sich das Team Rheinland-Pfalz.
Auf dem Weg zum Sieg mussten sich aber auch die Leverkusener Herren kräftig mühen und alles aus sich herausholen – auch sie waren bereits am Rande der Niederlage. Dresden lag im entscheidenden Satz mit 14:12 vorne, doch Leverkusen wehrte beide Matchbälle ab und behielt mit 17:15 die Oberhand. „Die Mannschaften haben Volleyball auf hohem Niveau gespielt mit tollen Ballwechseln, guten Abwehraktionen und engen Spielverläufen. Es war alles dabei, was der Sport braucht“, zog Christoph Herzog ein begeistertes Fazit.
Auch Leverkusens Coach Martin Blechschmidt gingen nach zwei Turniertagen fast die Superlative aus. „Das ganze Wochenende war einfach cool“, sagte ein überglücklicher Trainer nach der Rückkehr in Leverkusen: „Es war Eskalation pur. Ich habe noch nie eine deutsche Meisterschaft erlebt, die so eine Stimmung hatte. Die ganze Halle hat mitgemacht.“
Die Ergebnisse der deutschen Meisterschaften in den Para Sportarten werden in diesem Jahr von der Heinz-Kettler-Stiftung (HKS) präsentiert, um die Aufmerksamkeit für die deutschen Meisterschaften zu erhöhen und die außergewöhnlichen Leistungen der Athlet*innen sichtbarer zu machen. Die HKS wurde von Heinz Kettler und seiner Tochter Dr. Karin Kettler bereits im Dezember 1999 gegründet, um Sportler*innen mit Behinderung in ihrer Sportausübung zu unterstützen und den Inklusionsgedanken in die Praxis umzusetzen.
Text: Stefanie Bücheler-Sandmeier / DBS