Aktuelles aus dem Behindertensport
Jan Sadler - mit dem Autoscooter auf dem Weg nach Rio
In der Serie „Perspektive Gold – Junge Sportler im Fokus“ vom Deutschen Sportausweis werden junge Sportler aus ganz Deutschland in loser Folge vorgestellt. In der neuesten Folge ist es Rollstuhlbasketballer Jan Sadler aus Hannover.
Jan Sadler verkörpert sozusagen das Lotto Sportinternat beim Landessportbund Niedersachsen. Seit der Neubau mit Beginn des Schuljahres 2010/2011 im Sportpark Hannover eröffnet wurde, wohnt der 20 Jahre Wedemarker dort. Im Vergleich zu den anderen Sportlerinnen und Sportlern, die hier leben und trainieren (63 in Vollzeit, 48 in Teilzeit), besitzt Jan aber andere Voraussetzungen. Der Rollstuhl-Basketballer kam mit offenem Rücken (Spina bifida) zur Welt, einer sogenannten Neuralrohrfehlbildung. Seit seinem fünften Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl. Mehr oder weniger. „Was geht, mache ich zu Fuß“, sagt der Schüler der Kooperativen Gesamtschule Hemmingen – nur Basketball spielt er aus dem Rollstuhl heraus. Definitiv. „Das ist wie Autoscooter-Fahren mit Ball.“
Und das Spiel betreibt der ehemalige Jugend-Schwimmer erfolgreich wie kaum ein anderer in seinem Alter in Deutschland: U23-Weltmeister im vergangenen Jahr, U22-Europameister 2012. Nominiert als Sportler des Jahres in Hannover und zur Wahl zum Behindertensportler in Norddeutschland. Mit der Nationalmannschaft wurde er sogar schon als Team des Jahres im Behindertensport ausgezeichnet. Anfang des Jahres wurde er sogar in den erweiterten Kader berufen für die Weltmeisterschaft, doch Sadler entschied sich erst einmal gegen einen Kampf um einen Platz im Nationalteam und für die weitere Teilnahme am Kadertraining der Junioren.
Und auch wenn die „Nachwuchsförderung im Leistungssport“ nicht jeden immer vor dem Abstieg retten kann, denn mit seinem Verein Hannover United wird er die Bundesliga wohl nicht halten können, sagt Jan Sadler aus tiefster Überzeugung: „Das wir mit mehreren Spielern hier als Stützpunkt trainieren können hat uns alle weiter entwickelt. Wir sind viel besser geworden.“ Und das obwohl die Rollstuhl-Basketballer in und um Hannover nahezu täglich die Hallen wechseln müssen. Trotzdem seien mit der bundesweiten Bildung von Stützpunkten die internationalen Erfolge zu erklären – und wenn er von seinem großen Ziel spricht, dann verwundert das kaum. „Ich halte Rio 2016 für machbar.“ 2012 war er mit dem Behinderten-Sportverband Niedersachsen gemeinsam mit anderen Sportlern aus Niedersachsen bereits in London vor Ort. Als einfacher, aber sehr begeisterter Zuschauer. „Das will ich selbst einmal erleben.“ Warum also nicht gleich bei der nächsten Gelegenheit in Brasilien in gut zwei Jahren? Die „Perspektive Gold“ wird ihn jedenfalls auf dem Weg dorthin begleiten.
Mehr Infos unter www.hannover-united.de
Videolink: http://bit.ly/1mfgdhn
Quelle: Deutscher Sportausweis