Aktuelles aus dem Behindertensport
Gemeinsame Wettkämpfe sind kein Problem
Meinungsbildung im Sportausschuss des Bundestags
Für Spitzenathleten des Behindertensports sind Wettkämpfe mit nichtbehinderten Sportlern wichtig für die persönliche sportliche Entwicklung. Das sagte Heinrich Popow, Goldmedaillengewinner über 100 Meter bei den Paralympics 2012 am Mittwoch vor dem Sportausschuss des Bundestags in Berlin. Die Aktivensprecherin des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), die Sportschützin und Paralympics-Silbermedaillengewinnerin Manuela Schmermund, forderte darüberhinaus gezielte politische Beiträge zur Inklusion und zur Barrierefreiheit.
Es gehe um die Messbarkeit der eigenen Leistung und nicht um einen Vergleich, sagte Popow. „Wir wollen gemeinsam starten, ohne dass die Ergebnisse in eine gemeinsame Wertung einfließen müssen.“ Schmermund warf den Fokus auf den Breitensport. Für ein gemeinsames Sporttreiben von behinderten und nichtbehinderten Menschen müssten erst einmal die Grundlagen gelegt werden, forderte sie. Dazu gehörten vor allen barrierefreie Sportanlagen, auch und besonders in den Schulen, sagte sie. Was den Spitzensport angehe, so könne auch die Politik durch eine an gewisse Anforderungen geknüpfte gezielte Förderung einen Beitrag zu mehr Inklusion leisten, befand Schmermund.
Nils Winter, ehemaliger Weitspringer und derzeitiger Athletensprecher im Präsidium des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV), stimmte Popow zu. Für Sportler stelle die gemeinsame Wertung auch nur dann ein Problem dar, „wenn der behinderte Athlet durch technische Hilfsmittel einen Vorteil hat“. Das müsse eindeutig geklärt sein, forderte er. Professor Gert-Peter Brüggemann von der Sporthochschule Köln stellte klar, dass etwa im Falle von Läufern die technischen Hilfsmittel einem behinderten Athleten die Möglichkeit einräumen würden, eine gleiche Leistung wie sein nichtbehinderter Kontrahent mit geringerer energetischem Aufwendung zu erreichen. Regeln für eine gleichberechtigte Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen könnten daher nur „sportartspezifisch und behinderungsspezifisch formuliert werden“, sagte er. Ähnlich bewertet das auch DLV-Präsident Clemens Prokop. Das derzeit geltende Regelwerk bestimme, dass der Einsatz technischer Hilfsmittel nur erlaubt ist, wenn damit kein Vorteil verbunden ist. Der Präsident des Deutschen DBS Friedrich Julius Beucher sprach von einem „Problem, das eigentlich gar kein Problem ist“. Gemeinsam mit den Sportfachverbänden werde der DBS in autonomer Art und Weise daran arbeiten, eventuell entstandene Irritationen auszuräumen, kündigte er an.
Beim Istaf in Berlin wird am 1. September der Paralympicssieger im Diskuswerfen, Sebastian Dietz, mit den weltbesten acht Athleten in dieser Disziplin, darunter Diskus-Olympiasieger Robert Harting, antreten. Dieser Wettkampf wird vom DBS als werbewirksamer Beitrag zur Inklusion gesehen. (Siehe Meldung vom 30.05.2013: Olympiasieger gegen Paralympicssieger)
Quelle: Deutscher Bundestag, Aktuelle Meldungen (hib), Ergänzungen: DBS-Pressestelle