Aktuelles aus dem Behindertensport
Gelebte Inklusion im Schießsport
Der Rollstuhlfahrer zielt neben dem Fußgänger auf die Schießscheiben. In Niedersachsen gelebte Praxis. Hier stehen Menschen mit und ohne Behinderung beieinander am Schießstand. Seit einem Jahr besteht nun der Inklusionskader des Schützenbundes- und des Behindertensportverbands Niedersachsen, der seine Athletinnen und Athleten auf die Saisonhöhepunkte vorbereitet. Die Ziele liegen auf der Hand: Die Teilnahme an den Olympischen und Paralympischen Spielen schaffen – und dort möglichst erfolgreich abschneiden.
Nun wurden die allgemeine Vorbereitungszeit und der Trainingsaufbau mit den abschließenden Leistungskontrollen abgeschlossen. Die beiden Bayern Norbert Gau und Josef Neumaier, der in London auch schon paralympisches Edelmetall gewonnen hat , sowie die hessische paralympicssiegerin und mehrfache Medaillengewinnerin, Manuela Schmermund, sind hier extra in einen niedersächsischen Verein eingetreten, um Teil dieses Teams sein zu können.
Demgegenüber stehen die Schüler des olympischen Landeskaders Pistole. Teilweise bestreiten sie ihre erste Saison im Landeskader. Für beide Seiten ein Gewinn. Für die Spitzensportler sind genau diese Momente, in denen Sie mit den jungen Talenten zusammenkommen, ihre Erfahrungen präsentieren und das Leuchten in den Augen betrachten können, eine enorme Bestätigung und Anerkennung. Und für die jungen Sportler ist es eine große Bereicherung plötzlich feststellen zu können, dass diese Träume von den Spielen auch wahr werden können, wenn man entsprechend hart und kontinuierlich dafür arbeitet.
„Ein ganz wichtiges Element im Leistungssport ist es, Ziele zu haben und dafür zu kämpfen. Heutzutage werden diese Werte leider kaum noch im normalen sozialen Umfeld entwickelt, sodass auch für uns Trainer im Leistungssport ganz neue Herausforderungen anstehen. Wir müssen die jungen Menschen erst einmal motivieren, überhaupt bereit zu sein für die Opfer, die ein Spitzensportler bringen muss. Schließlich geht es um ganz große und besondere Momente, wie einen Einmarsch bei den Olympischen und Paralympischen Spielen. Diese Vermittlung ist bedeutend einfacher, wenn man Menschen im Team hat, die diese besonderen Momente mit einer derartigen Freude vermitteln können, wie eben unsere Inklusionskader“, sagt der Landestrainer und Initiator der Inklusionskooperation, Philip Bernhard.
Win-win-Situation: Fördernde ergänzende Maßnahmen
Nicht nur die Motivation unter den Sportlern zeichnet diese Kaderform so besonders aus. Zudem werden die Sportler durch ergänzende Maßnahmen besser gefördert. Junge paralympische Talente können darüber hinaus gesichtet und dem Nationalkader zugeführt werden, wie zum Beispiel die Niedersächsin Elke Seeliger, welche sich im vergangenen Jahr zum Weltcup in die USA im November qualifizieren konnte und dort einen Quotenplatz gewann.
Bei diesen Maßnahmen bringen sich alle Partner ein. Die physiotherapeutische Abteilung kommt von Seiten des paralympischen Lagers, von der natürlich nicht nur die Behindertensportler profitieren. Außerdem ist das Trainerteam deutlich angewachsen, sodass eine verbesserte Betreuung aller Sportler gewährleistet ist. So sind unterschiedliche Leistungsgruppen gebildet worden, die dadurch viel zielgerichteter arbeiten können. Spitzensportler aus ganz Deutschland haben sich in Niedersachsen zusammengefunden, um diesen Inklusionsansatz zu unterstützen und von den positiven Effekten dieser wohl einzigartigen Kombination im Schießsport zu profitieren. „ Wir wollen gemeinsam ein Beispiel für Deutschland aufbauen, welches allen Institutionen aufzeigen kann, dass Inklusion im Schießsport nicht nur ein ,netter Gedanke‘, sondern Realität sein kann. Wir reden nicht nur darüber, sondern machen es auch“, resümiert Bernhard.
Mehr hierzu erfahren Sie auf der Homepage zur Inklusion im Schießsport.
Quelle: Niedersächsischer Sportschützenverband, Zusammenfassung DBS